Big Tech unter Zolldruck: Quartalszahlen von Amazon, Apple & Co. | Projecter Weekly #19 2025
Die großen amerikanischen Technologie-Unternehmen haben ihre Quartalszahlen veröffentlicht, woraus ersichtlich wird, dass es aktuell vor allem für Amazon und Apple aufgrund von Trumps Zöllen nicht so gut läuft. Und auch Google muss sich gerade mit einigen Herausforderungen herumschlagen.
Diese Woche erfahrt ihr außerdem …
🤖 was der 2025 AI Index Report besagt,
💭 welche Zukunftsvisionen Zuckerberg für Meta vorschweben
💶 und warum jetzt auch TikTok zur Kasse gebeten wird.
Entwicklungen & Trends
Quartalszahlen von Meta, Microsoft, Amazon und Apple: Wer sagt’s mehr durch die Blume?
In der letzten Woche haben fast alle großen US-amerikanischen Internet-Konzerne ihre Quartalszahlen vorgestellt – und diese wurden durchaus mit Spannung erwartet. Besonders von Trumps Zollpolitik betroffen sind dabei Amazon und Apple, die mit großen Schwierigkeiten und Preissteigerungen in ihren Lieferketten zu kämpfen haben.
Während Amazon den prognostizierten Gewinn im Q1 also sogar übertraf, fiel die Prognose für Q2 unter den Erwartungen aus und es ging prompt nach unten mit dem Börsenkurs. Zuvor hatte es einen Schlagabtausch mit der Regierung gegeben, nachdem Amazon im amerikanischen Onlineshop transparent einblenden wollte, wie sich die neuen Zölle auf die Preiszusammensetzung auswirken (= es wird an vielen Stellen viel teurer für amerikanische Kund*innen). Trump was not amused und Amazon ruderte prompt zurück.
Fast schon witzig, wie auch in den anderen Quartalsberichten maximal schwammig begründet wird, warum der Ausblick nicht so toll sein könnte (= ist). Da ist die Rede von „makroökonomischer Unsicherheit“, „Gegenwinden im weltweiten Handel“ oder „herausfordernden Rahmenbedingungen“. Dabei sollte doch mittlerweile klar sein: It’s Trump’s tariffs, stupid.
Apple ist von den chinesischen Strafzöllen ebenfalls stark betroffen, da zum einen der chinesische Markt selber eine große Rolle spielt, zum anderen aber in großem Stil dort produziert wird. Künftig soll die komplette Produktion für den amerikanischen Markt nach Indien verlagert werden, um die Strafzölle zu umgehen. Eine Prognose fürs laufende Quartal gab es erst gar nicht, da die Unwägbarkeiten zu groß wären.
Bei Microsoft und Meta fiel die Bilanz grundsätzlich positiv aus, da sie weniger mit Warenströmen zu tun haben – mehr zu Metas Anzeigengeschäft und Mark Zuckerbergs Visionen findet ihr unten.
Apropos Warenströme: Wovor Apple und Amazon noch zittern (weil aktuell ausgesetzt), das ist für Temu und Shein schon Realität. Es gibt keine Zollausnahmen mehr für Lieferungen aus China in die USA unter 800 Dollar, mit der unmittelbaren Folge, dass Temu nur noch Ware versendet, die bereits in amerikanischen Lagern vorrätig ist. Das könnte ein weiterer schwerer Schlag für die amerikanische Einkaufslaune werden, der nächste Black Friday steht ja quasi schon vor der Tür.
2025 AI Index Report
Die Stanford University hat kürzlich einen umfassenden, datengestützten AI Index Report für das laufende Jahr veröffentlicht.
Kurz und knapp zeigt der Report: KI-Modelle werden immer leistungsfähiger und sollen Menschen wohl zukünftig in vielen Benchmarks übertreffen. Die Industrie dominiert außerdem die KI-Entwicklung, während Open-Source-Modelle weiter aufholen.
Gleichzeitig steigen Investitionen, aber auch regulatorische und ethische Herausforderungen nehmen stark zu. Mehr Details und den Bericht findet ihr hier.
Währenddessen prognostiziert das sogenannte A.I. Futures Project eine noch risikoreichere und dementsprechend düsterere Zukunft mit KI – wenn euch das interessiert und ihr noch ein paar mehr Minuten Zeit übrig habt, dann findet ihr hier den New York Times Artikel.
Suchmaschinen
Google zieht nach – oder versucht es zumindest
Wie F.A.Z. Digitalwirtschaft berichtet, testet Google derzeit, Anzeigen in KI-Chatbot-Gespräche zu integrieren, um seine Stellung im Bereich der Suchanzeigen, vor allem gegenüber Konkurrenten wie OpenAI, zu verteidigen. In einem Pilotprojekt platziert Google kontextbezogene Werbung direkt in Echtzeit-Chats zwischen Nutzer*innen und KI-Chatbots, wie iAsk und Liner. Diese Erweiterung von Googles AdSense für die Suche soll die langjährige Werbequelle schützen, da Suchanzeigen mehr als die Hälfte des Google-Umsatzes ausmachen.
Erst in der letzten Woche hatten wir die News mit euch geteilt, dass es zukünftig Produktempfehlungen direkt in ChatGPT geben wird: Google versucht jetzt wohl bei der Strategie aufzuholen, während das Unternehmen im Bereich der KI-Chatbots mit einem Marktanteil von nur 2,3 % im Vergleich zu OpenAI’s ChatGPT von 84,2 % deutlich hinterherhinkt.
Google soll Werbeprodukte abgeben
Auch das US-Kartellverfahren sitzt Google weiterhin im Nacken: das Justizministerium fordert nun den Verkauf zweier zentraler Werbeprodukte. Gemeint sind laut F.A.Z. Digitalwirtschaft die Ad-Exchange-Plattform AdX und der Publisher-Adserver Doubleclick for Publishers (DFP).
Zusätzlich soll Google zehn Jahre lang vom Betrieb eines eigenen Ad Exchanges ausgeschlossen werden, um den Wettbewerb zu fördern und zukünftigen Missbrauch zu verhindern. Google lehnt diese Forderungen ab und schlägt stattdessen vor, bestimmte Geschäftspraktiken anzupassen und die Transparenz zu erhöhen. Mehr dazu lest ihr hier.
Bing gewinnt Marktanteile zum Nachteil von Google
Laut aktuellen Daten von StatCounter ist der Marktanteil von Google im deutschen Desktop-Suchmaschinenmarkt im März 2025 auf 73,9 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum konnte Bing seinen Anteil auf 16,7 Prozent erhöhen. Mobil bleibt Google mit über 90 Prozent Marktanteil weiterhin dominant. Auch international zeigt sich ein ähnlicher Trend: Im Januar 2025 lag Googles Desktop-Marktanteil weltweit bei 78,8 Prozent, während Bing bei 12,2 Prozent notiert ist.
Dennoch ist Google weiterhin ganz weit vorn und wird wohl noch lange den Suchmaschinenmarkt dominieren. Es sollte aber seit jeher so sein, im SEO über den Google-Tellerrand hinauszuschauen und auch andere Suchmaschinen einzubeziehen. Insights dazu bieten zum Beispiel die Bing Webmaster Tools.
Social Ads
Metas Anzeigengeschäft brummt
Meta hat im ersten Quartal 2025 beeindruckende Zahlen vorgelegt: Der Umsatz stieg um 16 % auf 42,3 Milliarden US-Dollar, während der Nettogewinn um 35 % auf 16,6 Milliarden US-Dollar zunahm. Hervorzuheben ist das Wachstum der Werbeeinnahmen, das u. a. durch mehr Werbeimpressionen, einen höheren Durchschnittspreis pro Anzeige und den verstärkten Einsatz von KI-gestützten Tools wie Advantage+ und Meta AI begründet werden kann.
Wiederum investiert Meta weiterhin stark in KI-Rechenzentren, um beim Wettlauf mit der Konkurrenz mithalten zu können, während es gleichzeitig sein VR-Metaverse sowie AR-Brillen und mehr entwickelt – was die Kosten im Anzeigengeschäft von Meta hochhalten wird.
Auch die Nutzerbasis ist gewachsen: Über 3,4 Milliarden Menschen nutzten im März mindestens eine der Meta-Plattformen täglich, was einem Anstieg von 6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Trotz hoher Investitionen in KI-Infrastruktur und Herausforderungen wie US-Zöllen und regulatorischen Bedenken in der EU bleibt Meta dementsprechend auf Wachstumskurs.
Agenturen raus, AI rein: Mark Zuckerbergs Werbevision
In einem Interview mit dem amerikanischen Blog Stratechery spricht Mark Zuckerberg über seine AI-Visionen und auch, was das für Unternehmen bedeutet. Kurz zusammengefasst möchte er eine vollautomatisierte Werbeplattform schaffen, die mittels AI wie eine Black Box agiert und den gewünschten Geschäftserfolg „ausspuckt“: „You just tell us the business outcome you want, connect your bank account, and we’ll handle the rest.“
Dabei soll Meta offenbar zu einer Art Plattform für Unternehmenswachstum weiterentwickelt werden, die all diese KI-Lösungen für Unternehmen kostenlos anbietet, dafür aber am Ende am Umsatz beteiligt sein möchte: „We’ll just start sending sales your way and you can pay us some fee for the incremental sales.“
Meta als Affiliate-Plattform? Das Ende der Agenturen? Strategy as we know it is dead? Klingt erstmal alles nach hartem Tobak. Zu dieser Einschätzung kommt jedenfalls Matthias Schrader, deutsches Agentur-Urgestein, in seinem LinkedIn-Post zum Thema. Wir sehen das etwas gelassener, scheitert doch Metas Werbeplattform zur Zeit häufig noch an ganz trivialen Dingen (Bugs, Rechnungsstellung) und die Qualität von KI-generierten Ads ist häufig … nun ja, lustig bis gruselig. Da ist also noch viel Luft bis zur Vollautomatisierung, aber grundsätzlich ist die Richtung natürlich klar und auch nicht überraschend.
Social Media
Auch TikTok muss zahlen
Nachdem Google und Apple aufgrund von Urteilen der Europäischen Kommission schon ganz schön blechen mussten, steht für TikTok nun auch fest: 530 Millionen Euro Strafe müssen gezahlt werden. Die irische Datenschutzkommission DPC verhängt die Millionenstrafe aufgrund der Weitergabe europäischer Nutzerdaten nach China – ein Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung.
Wenn User-Daten aus Europa in andere Länder weitergeleitet werden, gelten laut DPC-Chef für die Daten dort dieselben Datenschutz-Standards wie in Europa. Eine Vorgabe, die TikTok innerhalb Chinas allerdings nicht einhalten konnte, denn die Plattform konnte nicht garantieren, dass auf die Daten nicht auch Mitarbeitende oder chinesische Behörden hätten Zugriff haben können.
Überrascht es uns? Wahrscheinlich eher nicht, beruhigend ist es aber trotzdem nicht. Aber: Wie beim Urteil gegen Apple und Google auch hat TikTok nun sechs Monate Zeit, seinen Datenverarbeitungsprozess entsprechend anzupassen, um den Regeln der Verordnung zu entsprechen.
Post of the Week
Mit dem Thema Kanzlerwahl war ein Social Media Team diese Woche besonders schnell, und zwar das Team von Sixt. Lasst es maximal eine Stunde später gewesen sein, in der das Unternehmen den Post nach diesen News am Start hatte – unsere Inspiration der Woche! 😁