Der neue Digitalminister puzzelt, Google bastelt, Gates verteilt | Projecter Weekly #20 2025

Das neue Digitalministerium erhält mehr Kompetenzen als zunächst vorgesehen – ein Schritt hin zu zentralisierter Digitalpolitik in Deutschland. Der Handelsstreit zwischen den USA und China beruhigt sich etwas, während Google sowohl im Design als auch mit weiteren KI-Tools Kurs auf die Zukunft nehmen will. Ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen dieser Woche.

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

    🤖  was es mit dem Thema Vibe Coding auf sich hat,

    💰  warum Bill Gates bis 2045 sein Vermögen verteilen will

    🏳️‍🌈  und warum barrierefreie Webseiten bald zur Pflicht werden.

Entwicklungen & Trends

Das neue Digitalministerium sahnt ab

Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung unter Leitung von Karsten Wildberger erhält laut zdfheute noch weitreichendere Kompetenzen als ursprünglich geplant: Es übernimmt ehemalige Zuständigkeiten von insgesamt sechs Bundesressorts, und zwar zu den Themen digitale Verwaltung, IT-Steuerung, Cybersicherheit, Bürokratieabbau und Digitalpolitik. Dazu kommen Aufgaben rund um die strategische Digitalplanung, digitale Infrastruktur und Teile des ITZBund. Auch ein Zustimmungsvorbehalt für IT-Ausgaben der Bundesverwaltung gehört dazu. Ziel ist eine zentrale, effizientere Steuerung der Digitalisierung.

Die Bedeutung des Ministeriums zeigt sich wohl auch daran, dass es in der vom Kabinett festgelegten Reihenfolge der Ressorts noch vor dem Verkehrs-, Umwelt- und Gesundheitsministerium eingestuft ist – was Hoffnung auf eine endlich erkannte Relevanz des Themas in der Regierung macht. Eine Website gibt es nun,  am Freitag präsentiert der neue Digitalminister außerdem in einer Liveübertragung das Regierungsprogramm. Bis zum fertigen Ministerium muss er aber in der kommenden Zeit wohl erstmal puzzlen … 🧩

Zölle zwischen den USA und China ausgesetzt, teilweise vorläufig

To tarrif or not to tarrif, in den letzten Wochen kochte die Weltwirtschaft an der Zollfrage hoch und vor allem US-amerikanische Konsument*innen erkannten, sich unter den Hauptleidtragenden von Trumps Politik wiederzufinden. Unter anderem, weil ihnen der Zugang zu billigen chinesischen Waren über diverse Shopping-Apps abgeschnitten wurde.

Nun haben sich die USA und China auf eine Aussetzung der Erhöhungen um 90 Tage geeinigt, die Zölle bleiben solange auf dem vorherigen Niveau von 30 % (Einfuhr in die USA) bzw. 10 % (Einfuhr nach China). Soweit so gut, die Finanzmärkte reagierten rund um den Globus erleichtert. Wir richten uns jetzt hier mal einen Ticker ein, um die verschiedenen Fristen besser im Auge zu behalten, denn bei TikTok steht ja auch noch eine Entscheidung aus.

Google präsentiert sein neues Logo

An allen Ecken und Enden versucht der Suchmaschinenriese, sich nicht von der Konkurrenz einholen zu lassen: Was auch dazugehört? Natürlich ein neues Design. Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat Google jetzt sein Logo angepasst. Bislang ist es wohl erst an wenigen Stellen, wie der iOS App, sichtbar.

Das neue Google-Icon

Dass das neue Logo an das Google Gemini-Logo erinnert, kommt wohl nicht von ungefähr – so wird online bereits spekuliert, ob das Design auf den zunehmenden Fokus des Unternehmens auf KI hindeutet.

Welche neuen Produkte Google auf der anstehenden I/O am 20. und 21. Mai vorstellen könnte, dazu gibt es bereits erste Berichte und Informationen, zusammengefasst von OMR Daily: so soll u. a. ein KI-Agent Entwickler*innen beim gesamten Prozess der Software-Entwicklung unterstützen. Mit einem neuen Open-Source-Tool namens GIGA sollen B2B-Nutzerinnen Suchtrends noch besser analysieren können. Zudem testet Google ein Diskussions-Feature direkt in den Suchergebnissen, möglicherweise als Alternative zu Reddit.

Apropos neue (Werbe-)Tools: Wie steht es eigentlich um Googles Prozess? Mitte April entschied eine US-Gericht, dass Google gegen Wettbewerbsrechte verstößt und sich im Bereich Werbetechnologie ein Monopol aufgebaut hat. Das US-Justizministerium hat nun ebenfalls darauf gedrängt, dass Google sein Monopol durch Firmenverkäufe auflöst. Konkret geht es um die Plattformen AdX, wo Werbeplätze angeboten und gekauft werden können und DFP, wo Publisher Anzeigen verwalten und platzieren können. Google konterte und gab an, dass ein Verkauf der Plattformen bereits rein technisch nicht möglich sei, da sie ein integraler Bestandteil von Googles Infrastruktur seien.

Vibe Coding … it just feels right

Aktuelle Buzzwords kompakt erklärt – gerne doch! Der Begriff Vibe Coding ist zur Zeit sehr angesagt und fasst den Ansatz zusammen, das Erstellen von Software-Code einer KI zu überlassen. Dabei ist egal, welcher, alle großen Anbieter können das entweder direkt (z. B. ChatGPT) oder haben eigene Tools wie Windsurf oder Cursor am Start.

Entwickler*innen mögen das nicht … oder? Immer wieder tauchen in den letzten Wochen Zahlen auf, nach denen Unternehmen bereits jetzt größere Teile ihres Codes von KIs schreiben lassen, während sich die menschlichen Profis tendenziell auf konzeptionelle und strukturelle Tätigkeiten konzentrieren. Generell müssen sich Programmierer*innen aber erstmal keine Sorgen um ihre Jobs machen, denn für komplexe Anwendungen braucht es dann doch das menschliche, steuernde Gehirn. Für kleinere Anwendungen, Problemlösungen, Code-Snippets usw. kommt man künftig wohl aber tatsächlich mit Englisch als Programmiersprache aus.

KI-Bots, die beim Coden helfen: durch Vibe Coding könnte das im Arbeitsalltag zukünftig möglich sein.

Bill Gates will bis 2045 sein Vermögen loswerden

Während in den letzten Monaten ein Tech-Milliardär nach dem anderen vor Trumps Forderungen einknickte (looking at you Mark Zuckerberg and Jeff Bezos), blieben Bill Gates und Microsoft relativ stabil. Im Hintergrund scheint zudem mehr zu rumoren, als auf den ersten Blick sichtbar, denn Bill Gates verkündete diese Woche seine Entscheidung, bis 2045 zum einen das gesamte Geld seiner Stiftung zu spenden und diese aufzulösen und zum anderen 99 % seines Privatvermögens von 108 Milliarden Dollar draufzulegen.

Dabei teilt er kräftig gegen Elon Musk aus, denn seine Optimierungsbehörde DOGE strich die US-Entwicklungshilfe durch USAID um 80 % zusammen, was laut Gates zum Tod von zwei Millionen Kindern führen würde. Dem will Gates nun auf privatem Wege entgegenwirken und vermutlich auch die öffentliche Diskussion dazu in Bewegung bringen. In einem Interview mit der New York Times erläutert er seine Entscheidung ausführlich.

Und noch eine Randnotiz dazu: MacKenzie Scott, Ex-Frau von Amazon-Gründer Jeff Bezos, hat seit ihrer Scheidung bereits 20 Milliarden Dollar gespendet und möchte ebenfalls den Großteil ihres Vermögens auf diesem Weg  „loswerden“. Damit geht sie auch bewusst auf Konfrontationskurs mit Bezos und dessen Weltanschauung.

OpenAI und Microsoft arbeiten an Börsengang

Apropos Microsoft: Offenbar finden derzeit intensive Gespräche zwischen OpenAI und Großinvestor Microsoft statt, die die künftige Struktur des KI-Unternehmens regeln sollen. Microsoft hat bislang mehr als 13 Milliarden Dollar investiert, ist wohl aber bereit, auf einen Teil der Anteile zu verzichten, um einen Börsengang zu ermöglichen. Im Gegenzug soll Microsoft exklusiven Zugriff auf künftige OpenAI-Innovationen erhalten. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, wird dies sicherlich ein mit sehr viel Aufmerksamkeit und Hype bedachter IPO werden.

Suchmaschinen

Bald gilt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)

Und zwar ab dem 28. Juni: Barrierefreiheit ist dabei nicht nur ein rechtliches Muss für viele Webseiteninhaber*innen im Online-Handel – sie bietet euch auch die Chance, mehr Menschen zu erreichen, eure Sichtbarkeit zu erhöhen und die User-Experience zu verbessern. Wusstet ihr zum Beispiel, dass folgende Punkte ab dann auf viele Webseiten zutreffen müssen? 

1️⃣ Hoher Farbkontrast: Texte und Buttons sollten einen ausreichend hohen Kontrast zum Hintergrund haben. Nur so sind Inhalte für alle Nutzer*innen gut lesbar.

2️⃣ Aussagekräftige Linktexte: Linktexte wie „Hier klicken“ sollten vermieden werden. Nutzt stattdessen beschreibende Texte wie „Zum Kontaktformular“, damit auch Screenreader-Nutzer*innen sich besser orientieren können.

3️⃣ Tastaturbedienung ermöglichen: Webseiten sollten komplett mit der Tastatur navigierbar sein – so können auch Menschen erreicht werden, die keine Maus nutzen können.

Ihr möchtet noch mehr Tipps zu barrierefreien Webseiten? In unserem Webinar, das morgen stattfindet, zeigen euch unsere Kolleginnen Mandy Einicke und Anna-Maria Merten, inwiefern euch das Gesetz betrifft, wie ihr Barrieren erkennt und wie ihr eure Webseite inklusiver gestaltet.

Lesetipps & Empfehlungen

OMR 2025: Keynotes zum Nachschauen

Letzte Woche fand in Hamburg wieder die OMR statt und für alle, die nicht dabei sein konnten, hat OMR jetzt ausgewählte Keynotes auf der Streaming-Plattform Joyn veröffentlicht. Außerdem könnt ihr euch den Vortrag  „Beyond the AI hype“ von Tech-Analyst und u. a. Redakteur des von uns ebenfalls sehr geschätzten Doppelgänger Updates Philipp Klöckner auf YouTube ansehen – großes Highlight unserer Teamster, die ebenfalls auf der Konferenz dabei waren.

Auch ein Highlight? Karl Klammer. 📎 Lest doch die Eindrücke unseres Kollegen Falko Reß, Specialist Affiliate Marketing, nochmal auf unserem Blog nach.

Unser Kollege Falko Reß auf der OMR 2025
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