Boah Bahn, Running Boom & OpenAI auf Speed – der bewegte Wochenrückblick | Projecter Weekly #38 2025

Zusammenfassen mit ChatGPT

Kaum hat OpenAI die Partnerschaften mit den Chipherstellern NVIDIA und AMD bekanntgegeben, steht schon die nächste fest: Auch Broadcom arbeitet jetzt mit dem Unternehmen zusammen – das sieht nach dem Plan für ein gesamtes KI-Chip-Imperium aus.

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

🤖  Wie KI-Chatbots nun erstmals gesetzlich reguliert werden,

🔎  Welche große Neuerung Google für Suchanzeigen bringt,

🚆  Warum Anke Engelke jetzt Zugführerin ist.

Entwicklungen & Trends

State of AI Report 2025: Das Jahr in dem es wirklich jeder/jede kapiert hat

Der State of AI Report von Nathan Benaich und Air Street Capital erscheint jährlich – gerade wurde die Ausgabe für 2025 veröffentlicht. Auf 313 Folien gibt es einen absolut fundierten Deep Dive in all things AI. Das Fazit: 2025 war ein Jahr, in dem KI endgültig zum Machtfaktor wurde – technologisch, wirtschaftlich und geopolitisch.

Im Zentrum stehen sogenannte Reasoning Models wie GPT-5, Gemini 2.5 Pro oder DeepSeek R1, die erstmals sichtbar „nachdenken“, bevor sie antworten – ein Meilenstein auf dem Weg zu wirklich intelligenten Systemen. Während OpenAI und Google weiter vorneweg marschieren, hat sich China zur klaren Nummer zwei entwickelt und im Open-Source-Bereich sogar die Führung übernommen. Die wirtschaftlichen Dimensionen sind enorm: KI-First-Unternehmen erzielen inzwischen Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe, und NVIDIA hält mit seinen Chips mehr als 90 Prozent Marktanteil – Strom und Rechenleistung werden zum neuen Gold.

Politisch verschieben sich die Kräfte ebenfalls: Die USA setzen unter dem Schlagwort „America-first AI“ auf nationale Dominanz, während China Milliarden in eigene Supercluster steckt und Europa mit der Umsetzung des AI Act ringt. Sicherheit und Ethik geraten dabei zunehmend ins Hintertreffen – etwa wenn KI-gestützte Cyberangriffe und Fehlinformationen zunehmen. Trotzdem überwiegt der Optimismus: Laut der im Report zitierten Umfrage berichten über 90 Prozent der Nutzer*innen von klaren Produktivitätsgewinnen. KI verändert die Welt – und 2025 war das Jahr, in dem das niemand mehr übersehen konnte.

Und damit wir das in einem Jahr mal mit der Realität abgleichen können, haben wir euch Nathans 10 KI-Vorhersagen für die nächsten 12 Monate mitgebracht:

(Quelle: State of AI Report 2025)

KI-Chatbots unter Aufsicht: Kalifornien erlässt strengste Regeln der USA

Kalifornien hat als erster US-Bundesstaat ein Gesetz zur Regulierung von KI-Chatbots verabschiedet. Ab dem 1. Januar 2026 verpflichtet es Anbieter zu umfangreichen Sicherheits- und Transparenzmaßnahmen – insbesondere zum Schutz von Minderjährigen. Chatbots müssen künftig klar darauf hinweisen, dass sie keine Menschen sind, dürfen keine sexualisierten oder suizidbezogenen Gespräche mit Jugendlichen führen und müssen Krisenprotokolle aktiv bereitstellen.

Verstöße können mit bis zu 250.000 US-Dollar geahndet werden, etwa bei der Verbreitung von Deepfake-Pornografie. Zudem verlangt das Gesetz jährliche Berichte über Fälle von Suizidgedanken an die Gesundheitsbehörde. In Europa greift seit August der AI Act, der ähnliche Transparenzpflichten vorsieht – allerdings mit deutlich höheren Bußgeldern, aber ohne Reporting-Pflicht zur psychischen Gesundheit.

OpenAIs Chip-Shoppingtour geht weiter: Broadcom wird Partner

OpenAI stillt weiter seinen Chip-Hunger für ChatGPT: Nach Mega-Deals mit Nvidia und AMD folgt nun eine erweiterte Partnerschaft mit dem US-Halbleiterkonzern Broadcom. Gemeinsam wollen die Unternehmen eigene, für KI-Anwendungen optimierte Chips und die zugehörige Rechenzentrumsinfrastruktur entwickeln – im Gesamtumfang von zehn Gigawatt Rechenleistung bis 2029.

Zum Vergleich: Das entspricht laut Financial Times der Leistung von rund 26 Atomkraftwerken. Broadcoms Börsenwert sprang nach der Ankündigung um fast 150 Milliarden Dollar nach oben. Doch die Dimensionen werfen Fragen auf: OpenAI dürfte solche Projekte kaum aus eigenem Cashflow finanzieren können – sie hängen also weiter am Tropf der milliardenschweren KI-Investorengläubigkeit.

Daneben kooperiert OpenAI jetzt auch mit dem Einzelhandelsgiganten Walmart für sogenannte AI-First Shopping Experiences. Kernstück dieser offiziellen Allianz soll es sein, dass Kund*innen ermöglicht wird, Käufe bei Walmart direkt innerhalb von ChatGPT abschließen – Agentic Commerce incoming …

Ein Webinar-Tipp unsererseits

Wir haben neuen Content rund um das Thema KI für euch: und zwar ein kostenloses Webinar, in dem Steffen Jecke und ich euch am kommenden Dienstagvormittag zeigen, wie ihr GPT & Co. im Alltag sinnvoll einsetzt und echte Wertschöpfung schafft. Ihr erfahrt:

⚙️ Was LLMs wie GPT-4o & Co. zur Automatisierung von Prozessen bieten,

🤖 Wo der Einsatz von Tools wie Make oder N8N sinnvoll wird,

💪 Und wie ihr Prozesse und Workflows ganz einfach selbst automatisieren könnt, anhand von praxisnahen Beispielen.

Suchmaschinen

Was sich Stand jetzt zu Anzeigen im AI Mode sagen lässt

Googles neue Suchoberfläche, der AI Mode, ist neben 200 anderen Ländermärkten nun auch in Deutschland verfügbar (wir berichteten). Ihr müsstet ihn in eurer Nutzeroberfläche auswählen können, wenn ihr Google aufruft (siehe Screenshot). Nutzer*innen können nun ähnlich wie bei Gemini oder ChatGPT direkt im Browser mit einer KI Gespräche führen.

Aktuell ist es noch nicht flächendeckend möglich, Anzeigen im AI Mode zu schalten. Auch in den USA werden hier nur Test gefahren. Bereits integriert wurde Werbung in AI Overviews, den KI-generierten Antworten in den regulären Suchergebnissen, in den USA. Hier kündigte Google nun eine Erweiterung auf weitere englischsprachige Länder an.

Wer sich auf die Platzierung in beiden Bereich bereits vorbereitet will, muss keine größeren Anpassungen im Konto vornehmen, denn Such- und Shoppinganzeigen werden aus den Kampagnentypen Suche, Shopping und Performance Max generiert. Lediglich ausgeschlossen sind sensible Produktkategorien wie Alkohol, Finanzprodukte und der Gesundheitsbereich. Wenn Google beim AI Mode ähnlich wie bei AI Overview vorgeht, werden also auch wieder zuerst die englischsprachigen Ländermärkte für Anzeigen freigeschaltet.

Oben links könnt ihr in den AI Mode bzw. „KI-Modus“ wechseln; darunter sieht man die AI Overviews oder auch „Übersichten mit KI“.

Neue Darstellung bei Suchanzeigen

Google hat neue Markierungen von Suchanzeigen auf der Suchergebnissseite angekündigt. Aktuell wird jede ausgespielte Suchanzeige noch mit einem eigenen „Gesponsert“-Label ausgestattet. Mit dem Rollout des neuen Designs werden alle Suchanzeigen unter einem  „Sponsored Products“-Label zusammengefasst.

Scrollen Nutzer*innen zum Beispiel auf einem Smartphone nach unten, heftet sich das Label am oberen Ende des Bildschirm an und bleibt dort sichtbar, bis der organische Bereich der Suchergebnissseite erreicht wurde. Das sieht alles gar nicht mal so elegant aus, aber die neue Darstellung bringt einen Vorteil für Nutzer*innen: Der  „Sponsored Results“-Bereich kann mit einem Klick verkleinert werden, sodass mehr Platz für die organischen Ergebnisse bleibt.

Es bleibt abzuwarten, welche Auswirkung diese neue Kontrollfunktion auf die Performance von Suchanzeigen hat. Nutzer*innen müssen zumindest einmal über alle Anzeigen scrollen, bis der Button dafür erreicht ist. Ausgerollt wird die neue Darstellung global auf Desktop und für mobile Geräte.

Social Ads

Meta schaltet politische Werbung ab

Meta hat letzte Woche die Auslieferung aller politischen, wahlbezogenen und sozialen Anzeigen in der Europäischen Union ausgesetzt. Grund ist die EU-Verordnung über die Transparenz und das Targeting politischer Werbung (TTPA). Das Unternehmen sieht sich außer Stande, die strengen Anforderungen zur gesonderten und expliziten Zustimmung für die Nutzung von Nutzerdaten bei politischen Kampagnen in dieser Größenordnung umzusetzen. Für Online-Marketing-Strateg*innen im Bereich Politik bedeutet das, dass politische Werbebudgets zukünftig auf andere Kanäle verlagert werden müssen.

Social Media

Strava: Läuft bei denen!

Einzelne Mitglieder dieses Redaktionsteams sind gerüchteweise schon seit ca. 15 Jahren auf Strava aktiv und tragen somit zum ungebrochenen Erfolg der Sport-Tracking-App bei. Gern geschehen! Allein zwischen September 2024 und September 2025 seien die Downloads laut Strava gegenüber den 12 Monaten davor um 80 Prozent gestiegen, 50 Millionen aktive Nutzer*innen laufen, radeln und spazieren mit der App.

It’s a Running Boom, Baby! Zum einen zeigt das den ungebrochenen Erfolg der Plattform-Ökonomie, bei der spezielle Themen in Apps mit ganz eigener Community und Bubble ausgelagert werden. Bei Strava dann sogar mit werbefreiem Content, die Premium-Mitgliedschaft erkauft nur zusätzliche Features. Zum anderen denkt Strava angesichts ihres Erfolgs nun über einen Börsengang nach. Ggf. hochinteressante News für besagte Läufer*innen unter uns …

… It’s me, hi! 😄🏃‍♀️

36 Social Media Predictions für 2026

Auch wenn mit Weihnachten noch die stressigste Phase im Social-Media-Jahr bevorsteht, laufen die Planungen für 2026 bei euch wahrscheinlich schon. Angesichts des rasanten Wandels bei KI und Augmented Reality sowie vielen, vielen Neuerungen auf den Plattformen, erwartet uns wieder ein strategisch komplexes, neues Marketing-Jahr. Der aktuelle Bericht von Social Media Today liefert Prognosen, die Marketern helfen sollen, ihre Strategien für ’26 zu schärfen. Drei aus unserer Sicht interessante Trends daraus sind:

  • Verstärkter Fokus auf Brillen-Content: Meta wird Inhalte, die über seine AI-fähigen Smart Glasses aufgenommen wurden, wohl aktiv in seinen Feeds und Stories bevorzugen. Ziel ist es, die Akzeptanz und den Verkauf der eigenen Wearables zu fördern und sich damit einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern zu sichern.
  • Der  „Non-Algorithmus“-Test: Die Entscheidung eines niederländischen Gerichts, die Meta zur Bereitstellung einer dauerhaften, chronologischen Timeline zwingen könnte, könnte zu einem ersten großen Testlauf führen.
  • Instagram priorisiert weiterhin Reel Content: Angesichts der Tatsache, dass Reels bereits 50 % der in Instagram verbrachten Zeit ausmachen, wird Instagram voraussichtlich breiter testen, ob die App standardmäßig mit einem Reels-Feed startet (ähnlich wie TikTok). Dies würde den traditionellen Feed weiter marginalisieren.

Boah Bahn – darauf haben wir gerne gewartet! 🚆

Falls ihr die letzten Tage im Digital Detox verbracht habt (also z. B. bei einer langen Bahnfahrt im Funkloch), wollen wir euch hier als Service-Hinweis auch nochmal die neue Kurzvideo-Serie der DB wärmstens ans Herz legen. Die 6 Folgen „Boah Bahn“ sind wirklich saulustig, ja, das ist wirklich Anke Engelke und nein, wir verstehen nicht, warum da jetzt viele rummaulen, dass die Bahn ihr Geld lieber für Züge ausgeben sollte.

Ein bisschen Humor hat noch niemandem geschadet, dem Zugpersonal sei es mehr als gegönnt, wenn dadurch vielleicht ein paar Passagiere ein bisschen netter sind und letztlich ist die DB natürlich auch ein Unternehmen, das Werbung machen muss, um Tickets zu verkaufen.

„Boah Bahn“ – große Empfehlung!

Irgendwo wurde es auf den Punkt gebracht: Es gibt zu sehr vielen Dingen im Leben sinnvolle Alternativen, zum Bahnfahren allerdings nicht.

(Quelle: Deutsche Bahn auf YouTube)

Lesetipps & Empfehlungen

Falls ihr noch ein paar Minuten übrig habt …

  • Generative AI and news report 2025 von Reuters: Der Report macht deutlich, dass fast alle Generative AI kennen, ChatGPT dominiert und die Informationssuche der Top-Anwendungsfall ist – aber gerade im Kontext von Berichterstattung Infos gegengecheckt werden sollten, denn Vertrauen in KI-Texte ist bisher nur bedingt vorhanden.
  • Passend dazu – Wie man AI Writing erkennt: Diese Wikipedia-Tipps zeigen euch typische Spuren von KI in Texten, wie ungewöhnliche Großschreibung oder erfundene Quellen.
  • Der Strippenzieher Larry Ellison: Ein ganz anderes Thema, aber nicht weniger interessant – der Social Media Watch Blog beleuchtet, wie der Oracle-Boss durch seine Politik- und Tech-Einflüsse (inklusive KI-Deals) zum heimlichen „Schattenpräsidenten“ in den USA aufsteigt.
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