Affiliate-Geschäftsmodelle

Affiliates nutzen verschiedenste Möglichkeiten, Techniken, Plattformen und Werkzeuge, um Aufmerksamkeit auf den Partnerprogrammbetreiber zu lenken. Ziel für den Affiliate ist es, Traffic und Umsätze bzw. Leads für den Merchant zu generieren, um damit Provisionen zu verdienen. So vielfältig diese Möglichkeiten sind, lassen sich die Tätigkeiten von Affiliates doch in verschiedene Geschäftsmodelle gruppieren. Eine standardisierte Kategorisierung von Affiliate Modellen gibt es nicht. Die folgende Einteilung auf Basis des AIDA-Modells (als Veranschaulichung der Customer Journey) ist daher ein Vorschlag und kann jederzeit weiter differenziert oder aktualisiert werden.
AIDA

Content Affiliates

Content Websites beschäftigen sich mit einem bestimmten Themengebiet bzw. einem speziellen Unterthema, einer sogenannten Nische. Diese Gruppe von Affiliates setzt auf die eigene Website, das eigene Forum, den eigenen Blog oder das eigene Online Portal, um den Merchant zu vermarkten. Die Palette reicht vom privaten Blogger bis hin zu professionellen Nischenseiten, die gezielt zum Zweck der Monetarisierung erstellt werden. All diese Seiten eint, dass sie sich mit einem gewissen thematischen Schwerpunkt beschäftigen. Häufig wird zudem versucht, Besucher über organische Suchmaschinenplatzierungen zu gewinnen. Entsprechend zielgerichtet ist der Traffic, den diese Seiten dem Merchant liefern können. Content Websites können die Customer Journey in fast allen Phasen unterstützen.

Preisvergleiche

Preisvergleiche erstellen einen Produktüberblick durch die Integration zahlreicher Produkte verschiedener Onlineshops auf ihrer Website. Der potenzielle Kunde erhält eine Übersicht über eine Vielzahl von Anbietern, die das gewünschte Produkt im Sortiment haben, und kann bequem den für ihn besten Anbieter auswählen. Der Produktpreis ist dabei ein entscheidendes Kriterium für den Kauf. Professionelle Preisvergleich-Affiliates reichern die Ergebnisse zur Produktsuche mit weiteren Informationen an, die ebenfalls einen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben, z.B. Bewertungen des Shops, Versandkosten, Lieferdauer, Bezahlmethoden, Infos zum Widerruf und Rückversand uvm.

Durchschnittliche Warenkorbhöhe
Durchschnittliche Warenkorbhöhe der unterschiedlichen Affiliate Geschäftsmodelle (Quelle: Analyse der Projecter Partnerprogramme)

Performance-Display & Retargeting

Display Advertising ist eine beliebte Form des Online Marketing. Auf verschiedensten reichweitenstarken Portalen und Websites werden Banner und andere grafische Werbemittel ausgespielt. Diese Werbeform muss meist auf TKP-Basis gebucht werden, das heißt, dass pro tausend Einblendungen eines Werbemittels auf einer Seite oder in einem Netzwerk ein fester Betrag gezahlt wird.
Eine der am häufigsten genutzten Performance-Display Formen ist das Retargeting. Hier werden den Besuchern der Website, die keine Transaktion durchgeführt haben, nach Verlassen der Seite auf Bannerplätzen anderer Domains der Merchant bzw. einzelne Produkte erneut vorgestellt.

Cashback, Bonussysteme & Charity-Cashback

Mitglieder von Cashback- und Bonussystemen erhalten beim Einkauf in einem bestimmten Shop eine Gutschrift. Dazu integrieren Cashback- und Bonussysteme die Merchants in ihre Plattformen. Klickt ein potenzieller Kunde auf den dort hinterlegten Link zum Merchant und kauft ein Produkt, erhält der Betreiber des Cashback- oder Bonussystems die Provision. Ein Teil dieser Provision wird dann von der Plattform wiederum an den Käufer weitergereicht.
Bei einer Cashback Community erhält der Käufer meist einen prozentualen Anteil des Einkaufswertes gutgeschrieben. Bei Bonussystemen bekommt der Kunde eine Gutschrift in Form von Einheiten, zum Beispiel Punkten oder Meilen. Diese können dann wiederum gegen Produkte, Gutscheine oder ähnliches eingelöst werden.
Seit einiger Zeit hat sich zudem eine abgewandelte Form der Cashback-Systeme auf dem Markt etabliert, das sogenannte Charity Cashback. Diese Websites motivieren ihre Nutzer durch eine soziale Komponente bei den verlinkten Merchants zu kaufen. Die Provision, die der Charity Cashback Affiliate dafür bekommt, fließt zu einem Teil in soziale Projekte. Das können lokale Vereine, soziale Einrichtungen, Spendenorganisationen und dergleichen sein.

Gutschein- und Deal-Websites

Gutschein Affiliates listen Rabattaktionen und Gutscheincodes verschiedener Merchants, mit dem Ziel die Nutzer zum Kauf im jeweiligen Onlineshop zu motivieren. Für Merchants sind besonders reichweitenstarke Gutscheinseiten mit eigener Community interessant, da der Nutzer hier nicht nur passiv über die organische Suche, sondern auch aktiv über Facebook, Newsletter oder per App über aktuelle Gutscheine informiert wird.

Deal-Websites

Der Fokus bei Deal-Seiten liegt eher auf dem kurzfristigen Schnäppchen-Bereich, der sich sowohl aus Gutscheinen, aber auch anderen Rabatt- und Sonderaktionen speist. Viele Deal-Websites verfügen über einen treuen Nutzerstamm, der regelmäßig nach Schnäppchen sucht. Zudem werden zumeist einzelne Produkte, die stark reduziert sind, von den Nutzer besser angenommen als allgemeine Aktionen.

E-Mail-Affiliates / Paidmailer

E-Mail-Affiliates verfügen über umfangreiche Listen von E-Mail-Adressen, die für Newsletter- & E-Mail-Kampagnen genutzt werden. Die E-Mail-Empfänger bekommen dabei Werbemailings zugesandt, die entweder ausschließlich mit einem Werbepartner (Stand-Alone) oder mit mehreren Werbepartnern besetzt sind. Sind die Produkte/der Shop interessant und kauft der Abonnent, wird der Sale entsprechend provisioniert. Oft werden Kampagnen dieser Art aber auch zu Fixpreisen durchgeführt.
Ein spezieller Fall der E-Mail-Affiliates sind sogenannte Paidmailer. Die Empfänger werden hier für Handlungen innerhalb der empfangenen E-Mail belohnt, erhalten z.B. für den Klick auf ein Werbemittel in der E-Mail einen kleinen Betrag oder Bonuspunkte auf ihrem Nutzerkonto gutgeschrieben. Ein Kauf muss im Gegensatz zum Cashback-Affiliate nicht zwingend stattfinden. Leider sind Klicks, die über Partner dieses Formates entstehen, oft nur wenig wertvoll, da der Nutzer keine Kaufabsicht hat, sondern lediglich die Prämie erhalten will.

SEA Affiliate

Search Engine Advertising Affiliates schalten Anzeigen in Suchmaschinen wie Google oder Bing. Dabei verlinken sie aus den Anzeigen heraus entweder direkt auf die Seite des Merchants oder schalten noch eine eigene Landing Page dazwischen. Die Affiliates kaufen die Werbeplätze auf CPC-Basis bei den Suchmaschinenbetreibern ein und bekommen diese Ausgaben erst einige Wochen später durch die erwirtschafteten Provisionen zurück. Hier gehen die Affiliates also in Vorleistung, übernehmen das Risiko und versuchen, die Ausgaben durch die Klickkosten geringer als die Einnahmen durch den CPO zu halten: Ein klassisches Arbitrage-Modell.

Social Media Affiliates

Social Media Affiliates nutzen die Reichweiten und Möglichkeiten sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter zur Bewerbung des Merchants. Zum einen werden reine Social Media Communities zu bestimmten Themen aufgebaut und komplett zur Umsatzgenerierung genutzt. Zum anderen können Communities zur Traffic-Steigerung auf die Website des Affiliates genutzt werden. Zudem gibt es Affiliates, die Anzeigen in sozialen Netzwerken für ihre eigene Seite oder direkt für die Seite und die Produkte des Merchants schalten. Dadurch ergibt sich die Unterscheidung in Social Media Community Affiliates und Social Media Advertising Affiliates.

Re-Engagement (Exit-Intent Overlay, E-Mail Retargeting & Co)

Re-Engagement Modelle wollen Nutzer vom Kaufabbruch im Shop abhalten oder nach dem Kaufabbruch zurückgewinnen. Dafür stellen Affiliates den Merchants hochentwickelte Technologien bereit, die auf der Website integriert werden. Diese erfassen z.B. die Mausbewegung der Website Besucher: Bewegt sich die Maus in Richtung „Tab schließen“-Symbol, so wird über der Website ein Fenster eingeblendet, das dem Nutzer Rabatte oder andere Incentivierungen beim sofortigen Kauf anbietet, um ihn im Kaufprozess zu halten. Eine weitere Methode ist das Erfassen von E-Mail-Adressen im Bestellvorgang. Bricht der Nutzer diesen ab, wird im Nachhinein eine E-Mail versandt, die doch noch zum Kauf motivieren soll. Partner dieser Art können wesentlichen (positiven) Einfluss auf die Conversion Rate einer Seite haben.

Durchschnittliche Conversion Rate
Durchschnittliche Conversion Rate unterschiedlicher Affiliate Geschäftsmodelle (Quelle: Analyse der Projecter Partnerprogramme)

YouTube

Für die Betreiber von YouTube-Kanälen kann Affiliate Marketing ein interessantes Geschäftsmodell zur Monetarisierung ihrer Reichweite sein. Egal ob in einem Tutorial, einem Produkttest oder bei der Vorstellung von Workouts: Bei vielen Themen lassen sich Bezüge zu konkreten Produkten oder Dienstleistungen herstellen, die sich per Affiliate Marketing vermarkten lassen. Dabei bietet YouTube die Möglichkeit, entsprechende Affiliate Links direkt im oder unter dem Video einzubinden.

Werbenetzwerke, Layer & Pop-Ups

Banner-Communities treten als Vermarkter für Themen-Websites auf. Sie buchen auf den Themenseiten Bannerplätze und geben einen Anteil der CPO Vergütung an die Betreiber der Websiteweiter. Diese müssen sich dadurch nicht selbst in Affiliate Netzwerken anmelden und haben dennoch die Möglichkeit zur Monetarisierung ihrer Website. Außerdem gibt es Werbenetzwerke, die die Inhalte der Themen-Websites scannen und automatisch themenrelevante Textlinks zu Merchants setzen.
Eine Möglichkeit der Werbeeinblendung durch Werbenetzwerke sind Pop-Ups und Layer. Pop-Ups sind sich auf Websites selbst öffnende Fenster, die Werbung enthalten. Viele Nutzer empfinden diese Art der Werbung als störend und versuchen durch Adblocker dagegen vorzugehen. Hier legt sich eine Grafik mit Werbung über den Inhalt der Seite und muss aktiv weggeklickt werden, ehe der Seiteninhalt zu sehen ist.

Toolbars & Browser Plugins

Toolbars und Browser Plugins sind Erweiterungen für den Browser, die der Affiliate seinen Nutzern zum Download anbietet. Häufig nutzen Cashback- und Gutscheinanbieter diese Erweiterungen, um Nutzer regelmäßig an ihre Angebote zu erinnern: Wenn sich ein Nutzer auf der Seite des Merchant befindet, bekommt er durch die Toolbar einen Hinweis zu einem möglicherweise vorhandenen Gutschein. Außerdem können Toolbars auch als Preisvergleich eingesetzt werden: Das Plugin schlägt beim Aufrufen eines Produktes in einem Onlineshop wiederum andere Shops vor, die das Produkt billiger anbieten. Auch die Einbindung von Cashback-Systemen ist möglich.
Klickt der Nutzer in die Toolbar, um den günstigeren Preis, Cashback oder den Gutschein zu bekommen, wird ein Tracking-Cookie gesetzt und der Affiliate erhält nach dem Kauf die Provision.

Empfehlungsmarketing

Affiliates stellen den Merchants in diesem Geschäftsmodell die technische Lösung zur Freundschaftswerbung auf verschiedenen Kanälen zur Verfügung. Die Abwicklung der Prämien für geworbene Freunde übernehmen die Publisher. Für den technischen/administrativen Aufwand werden Sie mit der Provision vergütet.

Preisalarmsysteme

Sparen ist ein charakteristischer Motivationsfaktor von Onlineshoppern. Diese Motivation nutzen Preisalarmsysteme. Nutzer können hier ein gewünschtes Produkt auf ihrer Merkliste speichern und dazu den Preis vermerken, zu welchem sie bereit wären, dieses Produkt zu kaufen. Das Preisalarmsystem überprüft dann regelmäßig die Produkte und Preise der angebundenen Merchants über deren Produktdatenfeed. Unterschreitet das Produkt bei einem der angebundenen Shops die Preisgrenze des Nutzers, bekommt dieser einen Alarm. Wird das Produkt im Anschluss gekauft, erhält das Preisalarmsystem eine Provision.

Fazit

Die Bandbreite von Affiliate Geschäftsmodellen ist groß. Viele Affiliates verbinden mehrere Modelle, um nachhaltiger zu arbeiten.

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6 Kommentare
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Die Highlights der Woche - PR Wochenrückblick KW2
vor 10 Jahren

[…] Basierend auf Erfahrungen bzgl. der Arbeit mit Affiliates gibt es hier einen hilfreichen Überblick: Luisa Fischer: Affiliate-Geschäftsmodelle. […]

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Was ist Affiliate Marketing? | Magronet - Online Marketing Blog
vor 10 Jahren

[…] die meisten Merchants Online Shops betreiben, gibt es für Affiliates diverse Geschäftsmodelle um Geld zu verdienen. Zum einen sind da natürlich Preisvergleiche. Durch die Integration […]

Tibor
Tibor
vor 9 Jahren

Schöne Zusammenstellung. Könnt ihr noch Pretargeting mit aufnehmen? 🙂

Luisa
Luisa
vor 9 Jahren
Antwort an  Tibor

Hallo Tibor,
danke für den Hinweis. Das werden wir gern noch mit aufnehmen. Viele Grüße, Luisa

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Affiliate-Freigabe bei Partnerprogrammen: Ein Leitfaden für Einsteiger | Projecter GmbH
vor 9 Jahren

[…] ist es natürlich, die Publisher-Geschäftsmodelle zu kennen, um eine Affiliate-Seite richtig einschätzen zu können. Bei Gutschein-Seiten […]

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Affiliate-Auslese September 2019 - Projecter GmbH
vor 4 Jahren

[…] oft komplett ausgeklammerter Bereich im Affiliate Marketing sind E-Mail Affiliates, die die Customer Journey adäquat unterstützen können. Im Prinzip geht es darum, […]