Google eröffnet die „AI Era“ | Projecter Weekly #21 2025

Google gab auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz I/O offiziell bekannt, den AI Mode in den USA für alle zu veröffentlichen: ein voll in der Suche integriertes KI-Dialogfeld, das bei jeder Frage und Lebenslage hilft – kennen wir das nicht irgendwoher?

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

    🔎  welche Neuerungen Google noch plant,

    🛍️  wie sich der deutsche Ecommerce 2024 entwickelt hat und

    🎧  welche Schritte Spotify in Richtung Social Network macht.

Entwicklungen & Trends

Google I/O 2025: KI, wir gehen rein

Seit gestern läuft Googles jährliche Entwicklerkonferenz I/O und unsere Feeds sind schon mit – nicht ganz langweiligen – News gefüllt. Am meisten Wellen schlägt die Ankündigung, ab sofort in den USA den vor Monaten getesteten „AI Mode“ für alle zu aktivieren. Im Gegensatz zu den „AI Overviews“, die viele jetzt schon sehen und nutzen, ist der AI Mode ein voll integriertes Dialogfeld, das ähnlich wie z. B. bei ChatGPT funktioniert.

Die Erwartungshaltung ist hier ganz klar: Weniger Nutzer*innen sollen zu anderen KI-Anbietern abwandern, der Traffic auf externe Websites wird weiter einbrechen. Mehr Details aus SEO-Sicht gibt’s beim Search Engine Journal. Außerdem wird eine Google AI Ultra Version für 249,99 Dollar/ Monat eingeführt, die ähnlich wie ChatGPT Pro funktioniert – Premiumzugang und Early Access zu neuen Modellen und Features.

Weitere Neuigkeiten von der Konferenz sind unter anderem:

Googles neuer AI Mode, der jetzt für US-Nutzer*innen verfügbar ist (Quelle: Search Engine Journal)

Zeitalter der Monopole: Amazon baut aus

Der soeben veröffentlichte Online Monitor 2025 des Handelsverbands Deutschland zeigt ein gemischtes Bild für das vergangene Jahr. Positiv: es gab nach Jahren der Stagnation wieder ein deutliches Wachstum des Onlinehandels um 3,8 Prozent auf 88,8 Mrd. Euro. Da Online stärker wuchs als Offline, erhöht sich der Onlineanteil leicht auf 13,4 % vom Gesamthandel. Am stärksten zogen beim Wachstum Lebensmittel, Kosmetik und andere Drogeriewaren, während Elektronik und Fashion & Accessoires mit über 40 % den höchsten Onlineanteil behalten.

Eher schlechte Nachrichten für deutsche Onlineshops: Amazon baut seine Marktführerschaft weiter aus und hat 2024 einen Gesamtanteil von 63 % am deutschen Onlinehandel erreicht. Ebenfalls unschön ist der steigende Anteil von Onlineshops aus dem Ausland, der mittlerweile 10 % ausmacht und sich auf Temu, Shein und Aliexpress aufteilt. Das Einkaufs- und Qualitätserlebnis bei Temu wird zwar in einer Befragung als eher schlecht eingeschätzt (nur ein Viertel der Bestellenden würden das weiterempfehlen oder wieder tun), dennoch wächst Temu derzeit am schnellsten.

Dazu aber auch noch eine ganz gute Nachricht am Rande: Die EU plant jetzt, eine pauschale Gebühr von 2 Euro auf Milliarden kleine Pakete einzuführen, die hauptsächlich aus China kommen. Bisher haben Temu & Co. von einer Zollfreigrenze bei einem Warenwert unter 150 Euro profitiert, was damit ein Ende haben könnte. Die geplante Gebühr gilt für Direktverkäufe, während Sendungen an Lagerhäuser künftig mit 50 Cent besteuert werden sollen.

Wir empfehlen den gesamten Online Monitor 2025, der noch weitere spannende Insights in Themen wie Smartphone-Nutzung und Branchen- und Produktübersichten bietet. FAZ Digitalwirtschaft hat sich den Amazon-Aspekt genauer angeschaut (€).

(Quelle: HDE Online Monitor, Seite 25)

Social Media

Spotify macht Schritte in Richtung Social Network…

… und führt aktuell ein neues „Create-Menü“ ein, das stark an Instagram erinnert. User können direkt in der App nicht nur Playlists oder Jams erstellen, sondern auch KI-gestützte Inhalte produzieren und teilen. Herzstück dabei ist der weiterentwickelte KI-DJ, der Sprachbefehle versteht und auf Basis individueller Hörgewohnheiten personalisierte Musikwünsche in Echtzeit erfüllt.

Immer relevanter werden auf Spotify außerdem die visuellen Podcasts. Laut aktuellen Spotify-Zahlen konsumieren inzwischen 68 % der Podcast-Hörer*nnen Inhalte auch visuell – ein klarer Hinweis darauf, dass User nicht mehr nur zuhören, sondern verstärkt sehen, miterleben und emotional beteiligt sein wollen.

Auch Spotify integriert KI-Funktionen nach und nach in das Nutzererlebnis (Quelle: Chris Messina auf threads)

Video-Podcasts wachsen wohl sogar neunmal schneller als reine Audioformate, was einen grundlegenden Shift im Nutzungsverhalten darstellt und mit Sicherheit auch der Grund für die Entwicklungen bei Spotify ist.

Eine weitere spannende Neuerung verkündete Spotify erst kürzlich über die Darstellung der Podcast-Performancedie Kennzahl „Plays“ wurde Anfang Mai eingeführt. Nach starker Kritik einiger Podcaster*innen ruderte die Streaming-Plattform nun aber nochmal zurück. Genaue Wiedergabezahlen werden jetzt erst ab 50.000 Plays sichtbar – und zwar in Form von Meilensteinen (z. B. 50K, 100K). Für Creator bleiben dagegen die detaillierten Zahlen im Analyse-Dashboard vollständig erhalten.

Schon seit November letzten Jahres ermöglicht Spotify zudem ein nahtloses Teilen von Inhalten direkt auf Instagram und TikTok, etwa in Stories oder Reels. Diese Erweiterungen zeigen deutlich, dass Spotify Musik und Podcasts stärker als Gemeinschaftserlebnis etablieren und sich damit auch stärker im Social Media Game positionieren möchte.

Für uns Online Marketer bedeutet das kurz gesagt, dass Marken interaktiver mit ihren Zielgruppen in Kontakt treten können, indem sie mit visuellen Formaten nun auch über Spotify mehr Engagement und Reichweite erzielen und damit eine tiefere Kundenbindung aufbauen können.

R.I.P. Duo? 🦜 Duolingos Erfolgskampagne und was wir daraus mitnehmen können

Duolingos Maskottchen-Vogel „Duo“ wurde im Februar kurzerhand für tot erklärt – und das Internet spielte völlig verrückt. User, andere Marken und sogar Promis (ja, auch Dua Lipa!) sprangen humorvoll auf den Hype auf und verabschiedeten Duo mit Memes, „Kondolenzen“ und kreativen Posts. In nur sechs Tagen erzielte die Kampagne satte 1,7 Milliarden Impressionen – vergleichbar mit gleich drei Super Bowl-Werbespots.

Jetzt hat Senior Global Social Media Manager bei Duolingo Zaria Parvez die Entstehungsgeschichte der innerhalb einer Woche entstandenen Social-Media-Kampagne ausführlich in einem LinkedIn-Beitrag erzählt. Mittlerweile ist Duo wieder auferstanden: Mit viel Witz und Selbstironie hat Duolingo gezeigt, dass man nicht immer todernst sein muss, um die Herzen (und Social Feeds) der Community zu erobern.

Wie es jetzt weitergeht? Natürlich mit dem nächsten Marketing Stunt: übrig ist auf dem Instagram-Account aktuell nur ein gestern veröffentlichtes Video. Darin sieht man eine Person mit Eulengesicht (nicht Duo!), die in die Kamera spricht, wie in einem Erpresservideo – wohl eine Antwort auf die laute Kritik über den Einsatz von AI bei Duolingo. Seht am besten selbst.

Duo, we’ve missed you: Duolingo ließ sein Maskottchen wieder auferstehen und veröffentlicht die Entstehungsgeschichte der Kampagne auf LinkedIn.

Social Ads

Meta kämpft mit Betrugsanzeigen

Meta kämpft mit zunehmenden Betrugsanzeigen auf Facebook und Instagram: Kriminelle nutzen gestohlene Identitäten von Unternehmen, um gefälschte Anzeigen zu schalten und Nutzer*innen zu betrügen. Laut internen Berichten könnten bis zu 70 % neuer Werbetreibender betrügerische oder minderwertige Produkte bewerben. Meta arbeitet bereits an verbesserten Anti-Betrugsmaßnahmen, steht jedoch in der Kritik, nicht ausreichend gegen diese Praktiken vorzugehen – mehr dazu lest ihr hier.

Ein Hörtipp

Video killed the Audiostar?

Allen, die etwas mehr Zeit übrig haben, empfehlen wir die Folge „Video killed the Audiostar? – oder: Warum Podcasts heute auch gesehen werden“ des Digital Bash Podcasts mit Saruul Krause-Jentsch, Head of Podcast bei Spotify, und tiefergehenden Insights zu den aktuellen Entwicklungen bei der beliebten Plattform.

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