Affiliate Marketing News 07/2025: Affiliate-Boom in den USA, Cookie-Wende in UK und unser Fazit zur TactixX 2025
Trotz vermeintlichem Sommerloch zeigt sich die Affiliate-Branche im Juli lebendig: Mit frischem Rückenwind von der TactixX-Konferenz, neuen gesetzlichen Spielräumen aus UK hinsichtlich Affiliate-Cookies, spannenden Zusammenschlüssen großer Player und innovativen Modellen wie der Payback-Sparkassen-Kooperation bleibt keine Zeit für Stillstand. Gleichzeitig stellen kritische Stimmen und rechtliche Neuerungen Publisher und Advertiser auf die Probe. Das und mehr lest ihr in unseren Affiliate News!
Neuigkeiten aus der Branche
Die TactixX 2025: Zwischen KI-Power und dem Ruf nach mehr Qualität
Nach einem intensiven Auftakt beim Awin Agency Roundtable, bei dem unsere Teamster Falko und Hanna mit Branchenkolleg*innen über aktuelle Herausforderungen und Plattform-Neuerungen diskutierten, stand die TactixX 2025 ganz im Zeichen der zentralen Themen, die uns alle bewegen:
- Ein Weckruf für die Branche: Das Plädoyer von Marcel Schönes (Uppr) für mehr Transparenz und Qualität im Affiliate Marketing hat für die nötige Reibung und viel Gesprächsstoff gesorgt. Seine Forderung, das Ökosystem konsequent aufzuräumen, war ein mutiges und wichtiges Signal.
- Die Publisher-Perspektive auf KI: Ein hochkarätiges Panel mit Vertreter*innen von BurdaForward, Ad Alliance & Co. zeigte eindrücklich auf, wie sich große Medienhäuser strategisch auf die Herausforderungen durch KI-Suchergebnisse und veränderte User Journeys vorbereiten.
- KI in der Praxis: Von direkt umsetzbaren AI-Hacks bis zum interaktiven Workshop von impact.com wurde klar: Die Branche ist alles andere als innovationsmüde. Stattdessen werden die neuen Werkzeuge bereits heute kreativ und effizient genutzt, um Prozesse zu optimieren.
Unser Fazit, welches sich in den vielen Gesprächen beim Networking im „Airbräu“ verfestigt hat: Unsere Branche ist quicklebendig. Sie stellt sich selbstkritischen Debatten und begegnet dem Wandel durch KI mit beeindruckender Kreativität und Anpassungsfähigkeit. Es waren intensive Tage, die uns voller Tatendrang zurücklassen – danke an Oliro für das tolle Event!
Mit dem Data Act 2025 hat Großbritannien eine bahnbrechende Gesetzesänderung verabschiedet: Ab sofort dürfen Affiliate-Cookies, die ausschließlich der statistischen Attributionsmessung dienen, ohne Nutzereinwilligung gesetzt werden – vorausgesetzt, sie erfüllen bestimmte Datenschutzkriterien. Die stufenweise Umsetzung erfolgt bis Juni 2026 und ist ein guter und wichtiger Schritt für den Kanal.
Konkret profitieren Low-Risk-Usecases, bei denen keine Profilbildung oder weitere Datenverarbeitung stattfindet. Voraussetzung ist eine anonymisierte, aggregierte Datennutzung mit Opt-out-Möglichkeit. Nicht betroffen von der Neuregelung sind weiterhin Profiling-Cookies, etwa für Retargeting oder Marketing-Zwecke – hier bleibt die Consent-Pflicht bestehen.
Für Affiliate Marketer in UK bietet das neue Gesetz große Chancen: Conversions können steigen, da weniger Nutzer*innen am Cookie-Banner scheitern. Eine saubere, datenschutzkonforme Implementierung bleibt dennoch Pflicht. Für den DACH-Raum gelten weiterhin strengere Regeln durch das TDDDG, das eine Einwilligung nach EU-Vorgaben erfordert. Mal sehen, ob sich das aber durch die Gesetzesänderung zugunsten der Branche zukünftig noch ändern wird.
Solute (Ad Pepper) übernimmt alle Anteile von Checkout Charlie
Mit der strategischen Übernahme von 100 % der Anteile an Checkout Charlie von RTL interactive baut die solute GmbH, eine Tochter der ad pepper media International, ihr Affiliate- und Gutschein-Portfolio kräftig aus und markiert einen weiteren Schritt in der laufenden Konsolidierung der Affiliate-Branche. Checkout Charlie betreibt führende Gutschein- und Cashback-Portale in der DACH-Region, wozu u. a. Sparwelt.de, Gutscheine.de und shopmate.eu gehören.
Den Zusammenschluss und die positiven Stimmen beider Seiten möchten wir natürlich nicht schmälern. Dennoch betrachten wir die Zusammenführung auch von einer kritischen Seite. Die gebündelte Marktmacht zweier großer Player führt zu einer noch stärkeren Konzentration von Traffic und Sichtbarkeit auf wenigen Plattformen.
Für große Advertiser mit etablierten Budgets und starker Markenbekanntheit könnte das eine Chance sein, Reichweite effizienter zu skalieren. Doch für kleinere Händler oder Nischenanbieter wird es zunehmend schwerer, sich überhaupt noch Platzierungen bei vermehrt auftretenden Premium-Publishern zu sichern bzw. deren steigenden Anforderungen als kooperierende Merchants gerecht zu werden.
Beide Unternehmen sind dafür bekannt, bei werblichen Integrationen hohe Anforderungen zu stellen. Mit der Übernahme ist nicht auszuschließen, dass diese Hürden künftig noch weiter steigen. Wer nicht mit entsprechenden Zusatzbudgets überzeugen oder keinen prominenten Brand-Status vorweisen kann, läuft Gefahr, von diesen wichtigen Platzierungen ausgeschlossen zu werden.
Was der Zusammenschluss also aus unserer Sicht auch bedeutet? Die Übernahme mag aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar sein und bietet für Affiliates und Publisher durchaus Synergien. Für die Vielfalt und Offenheit des Marktes stellt sie jedoch eine Herausforderung dar. Die Frage bleibt: Wie offen bleibt die Affiliate-Landschaft für kleine und mittelständische Advertiser, wenn immer mehr Sichtbarkeit über stark konsolidierte Publisherlandschaften verkauft werden muss?
Affiliate-Boom in den USA: Wegweiser für die DACH-Region?
In den USA verzeichnet Affiliate Marketing derzeit ein Rekordwachstum: 2024 lag das Marktvolumen bei rund 13,6 Mrd. USD – ein Plus von fast 50 % seit 2021. Bis 2031 wird ein weiterer Anstieg auf 8,8 Mrd. USD (nur B2C-Bereich) erwartet. Technologischer Fortschritt, mobile Optimierung und Social Commerce gelten als wichtigste Wachstumstreiber.
Was bedeutet das für die DACH-Region?
Schon heute ist Affiliate Marketing auch in der DACH-Region nicht mehr wegzudenken. Sogar in ganz Europa wächst die Performance des Kanals mit einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 6,5 % – in Deutschland liegt der Wert ein klein wenig höher. Die rasante Expansion der USA zeigt aber klar, welches Potenzial nicht nur strukturell, sondern auch strategisch möglich ist – sofern man folgende Trends entschlossen umsetzt:
- Tech-gestützte Automatisierung & KI: Skalierbare Empfehlungsalgorithmen und Live-Tracking erhöhen Effizienz und Performance – in den USA bereits ein zunehmender Standard.
- Influencer & Social Commerce als Engagement-Booster: In den USA generieren Influencer*innen etwa 20 % des Cyber-Monday-Umsatzes. Jede Produktempfehlung mit Affiliate-Link trägt signifikant zur Kaufmotivation bei.
- Mobile-first Strategien dominieren: Rund 45 % bis 62 % aller Affiliate-Conversions erfolgen bereits mobil und sind ein weiteres Signal zur Priorisierung von mobilen Kanälen.
Der US-Erfolg zeigt: Affiliate Marketing funktioniert nicht mehr nur durch quantitativen Traffic, sondern durch eine smarte Mischung aus Technologie, Medienintegration und datengetriebenem Tracking. Die DACH-Region steht hier schon gut da. Doch um das Potenzial vollständig auszuschöpfen, müssen innovative Publisher, Social-Commerce-Modelle und First-Party-Tracking-Infrastrukturen massiv ausgebaut werden.
Merchants
Payback startet Kooperation mit Sparkassen – Punkte sammeln per Sparkassen‑Card
Der Loyalty-Publisher Payback hat Anfang Juli eine neue Kooperation mit einem großen Partner verkündet: der Sparkasse. Ab dem 1. Juli 2025 können Kund*innen der Sparkassen-Finanzgruppe künftig bei Bezahlung mit der Sparkassen-Card automatisch Payback-Punkte sammeln, sofern das Payback-Konto mit dem Sparkassen-Konto verknüpft wurde.
Die Punkte werden direkt bei Kartenzahlung in regionalen Sparkassen‑Vorteilswelt-Shops gutgeschrieben – ohne zusätzliche Karte oder App. Die neue Option soll auf rund 12.000 lokale Händler*innen bundesweit ausgeweitet werden und ab Herbst 2025 auch bei großen nationalen Payback-Partner*innen verfügbar sein.
Der Nutzen für die Affiliate-Branche im Rahmen der neuen Partnerschaft liegt klar auf der Hand. Merchants, die bereits eine aktive Affiliate-Partnerschaft mit Payback haben, profitieren von neuen Reichweiten, denn es verknüpfen sich 34 Millionen aktive Payback-Nutzer*innen mit über 36 Millionen Sparkassenkonten, was einen hervorragenden Nährboden für neue potenzielle Traffic-Quellen bietet. Weiterhin ergeben sich neue Formen an Kooperationsmodellen. Insbesondere lokale Händler*innen können jetzt Teil des Payback-Netzwerkes werden, was neue Affiliate-Partnerschaften mit sich bringt und die Infrastruktur des Kanals erweitert, vor allem für regionale Angebote.
Die Payback-Sparkassen-Kooperation bringt eine entscheidende Verschiebung: Das Sammeln von Punkten wird vollständig ins Alltagspayment integriert – ohne zusätzliche Hürden für Kund*innen. Für Advertiser ergeben sich dadurch neue Chancen im Bereich lokale Händleraktionen, Gutscheincoupons oder Cashback-Kampagnen. Inwiefern sich das umsetzen lässt, bleib abzuwarten.
Steuerprüfungen bei Influencer*innen und der Einfluss auf die Affiliate-Branche
In mehreren Bundesländern prüfen Finanzbehörden aktiv die Steuererklärungen von Influencer*innen. Rund 140 Verdachtsfälle in Hamburg und bis zu 200 Influencer*innen bundesweit stehen im Fokus, verbunden mit einem möglichen Steuerschaden von 300 Mio. €. Grund dafür ist, dass Einnahmen aus Werbeposts, Provisionen, Affiliate-Links und sogar Sachleistungen häufig nicht vollständig angegeben werden. Vielen Influencer*innen ist dabei vor allem nicht bewusst, dass Einkünfte aus Produktempfehlungen steuerpflichtig sind.
Influencer Marketing ist in diesem Jahr großes Trend-Thema in der Branche. Viele Merchants arbeiten auch mit Influencer*innen über den Kanal zusammen. Bei Kooperationen sollte daher unbedingt auf Steuer-Konformität geachtet werden, denn unklare oder unvollständige Affiliate-Provisionen in der Steuererklärung anzugeben, schadet nicht nur Betroffenen selbst, sondern auch ihren Partner*innen. Darüber hinaus sollten Advertiser wie auch Partnernetzwerke ihre Verträge prüfen und klarstellen, dass Einnahmen aus Affiliate-Programmen stets korrekt deklariert werden müssen, um solche Missverständnisse künftig aus dem Weg zu räumen.
Publisher
Stiftung Warentest gegen Affiliate-Links: Was bedeutet das für Publisher?
Die Stiftung Warentest hat ihre Rechtshinweise verschärft – und richtet sich damit nun gezielt gegen Publisher, die ihre Testergebnisse mit Affiliate-Links monetarisieren. Besonders betroffen sind redaktionelle Beiträge, in denen positiv getestete Produkte aufgeführt und anschließend mit Partner-Links zu Shops wie Amazon oder Mediamarkt versehen werden.
Was auf vielen Content-Seiten gängige Praxis ist – und aus Affiliate-Marketing-Sicht völlig legitim erscheint – betrachtet die Stiftung Warentest nun als Markenverletzung. In einem Statement kritisiert sie, dass Publisher den guten Ruf der Marke „Stiftung Warentest“ zu kommerziellen Zwecken ausnutzen würden. Damit macht die Organisation deutlich: Affiliate-Modelle in Verbindung mit ihrer Wortmarke oder den Ergebnissen ihrer Tests sind für sie ein No-Go – zumindest ohne explizite Genehmigung.
Ob gewollt oder nicht: Publisher sollten ihre Inhalte überprüfen, in denen Stiftung-Warentest-Ergebnisse auftauchen – vor allem, wenn diese mit Affiliate-Links kombiniert sind. Es ist davon auszugehen, dass die Stiftung künftig vermehrt gegen diese Form der Monetarisierung vorgeht. Eine langfristige Alternative könnte sein, auf geprüfte Inhalte ohne Markverweise zu setzten oder Affiliate-Links neutral zu platzieren.