Digitalabgabe für Plattformen, Neustart für belboon and Otter News 🦦 | Projecter Weekly #23 2025
Es wird über eine Digitalabgabe für Internet-Giganten wie Google in Deutschland diskutiert, belboon startet als Teil von Linehub neu durch und Meta trifft, wie so oft, fragwürdige Entscheidungen. Bei Finanz- und Gesundheitstipps aus den Socials solltet ihr, wie Untersuchungen jetzt zeigen, vielleicht außerdem nochmal nachrecherchieren.
Diese Woche erfahrt ihr weiterhin …
🤖 wie es um das Thema KI am deutschen Arbeitsmarkt steht,
😸 warum euer Amazon-Reiseführer problematisch sein könnte
🏝️ und wie unsere Expert*innen die belboon News einschätzen.
Entwicklungen & Trends
Meta kooperiert mit Waffenhersteller Anduril
Mark Zuckerberg ist weiterhin auf einer – äh – interessanten Umlaufbahn unterwegs und gab letzte Woche eine Zusammenarbeit mit dem Waffenhersteller Anduril bekannt. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung von High-Tech Brillen und Helmen für den Militärbedarf. Das ist an sich schon pikant genug, aber der Gründer von Anduril, Palmer Luckey, verkaufte 2014 sein Virtual Reality Startup Oculus an Meta. Und verließ Meta in der Folge nach einer politischen Auseinandersetzung wegen seiner damals, nun ja, zu rechten Einstellung. Wir kommentieren das mit Bob Dylan: The times they are a-changin.
Digitalabgabe für Internetplattformen geplant
Die Benennung von Wolfram Weimer zum Kulturstaatsminister der neuen Bundesregierung rief aufgrund seiner bisherigen publizistischen Tätigkeit und eher sehr konservativen Äußerungen einen Sturm der Empörung hervor, selbst die konservative F.A.Z. war not amused. Umso größer das Erstaunen letzte Woche ob seiner ersten konkreten Initiative, eine Digitalabgabe von 10 % für die großen Internetplattformen wie Meta und Google zu erheben. So eine Abgabe existiert z. B. in Österreich schon seit 2020 (5 %) und wird als sehr sinnvoll wahrgenommen. In Österreich konnten bislang auch keine steigenden Kosten bei den Endkund*innen (in diesem Fall z. B. die Werbetreibenden bei Google Ads) festgestellt werden. Ganz ohne Gegenwehr der Plattformen dürfte das aber sicherlich nicht über die Bühne gehen, politisch ist hier allerdings eine parteiübergreifende Zusammenarbeit durchaus realistisch.
Deutschland hängt bei KI-Jobs hinterher
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der Deutschen Wirtschaft hat herausgefunden, dass der Anteil der ausgeschriebenen KI-Jobs am gesamten deutschen Stellenmarkt auf niedrigem Niveau stagniert – seit 2022 liegt er ungefähr bei 1,5 %. Da gleichzeitig die Unternehmen ihre bestehenden Mitarbeiter*innen nur unzureichend für KI-Anwendungen schulen, befürchtet die Studie einen deutlichen Wettbewerbsnachteil im internationalen Vergleich. Gleichzeitig spiegeln die Zahlen aber auch die anhaltende Wirtschaftsschwäche in Deutschland wieder, die bei vielen Unternehmen für Vorsicht bei Neueinstellungen sorgt.
Passend dazu möchten wir euch den aktuellen Deepdive des Social Media Watchblogs (€) zum Thema KI und Arbeitsmarkt dringend ans Herz legen. Hier sind exzellente Primärquellen verlinkt, die aber natürlich auch gleich noch qualitativ ausgewertet werden. In aller Kürze: Die Lage ist durchaus differenziert, viele CEOs und Führungskräfte sind heillos überfordert und jetzt wäre in jedem Fall ein guter Zeitpunkt, sich mit dem Thema KI auseinanderzusetzen.
In Otter News 🦦
Unpassend dazu hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder auf die digitale Bildungsbremse getreten – Tablets soll es in bayerischen Schulen künftig erst ab der 8. Klasse geben. Es ist ein bisschen unklar, ob das nun eine Sparmaßnahme oder schlichtweg Überforderung mit der Organisation und sinnvollen Einbindung der Geräte in den Unterricht ist. Auf jeden Fall kein Powermove, um die oben angesprochenen Herausforderungen anzugehen.
Im aktuellen OMR Podcast geht es unter anderem um die strategischen Implikationen aus der aktuellen KI-Offensive von Google und die sehr spannende These, ob im KI-Game am Ende nicht doch wieder die etablierten Plattformen wie Google und Meta triumphieren. Sie konnten über viele Jahre Nutzerdaten sammeln und haben genug Geld, um die KI-Entwicklung (erfolgreich) zu forcieren.
Last but not least hat KI-Blogger Ethan Mollick am Beispiel von Seeottern (und deren Bebilderung) die Entwicklung der Fähigkeiten von KI in den letzten zwei Jahren nachgezeichnet. Das ist nicht nur ziemlich niedlich, sondern steckt auch voller Insights und der geballten Erkenntnis, dass die Entwicklung vor allem anderen gerade sehr schnell voranschreitet. Außerdem können wir wirklich nicht nein sagen zu Otter-Content. 🤷♀️
Und auch nochmal zum Thema KI …
Wer sich in diesem Jahr ganz oldschool mit Reiseführern auf den Sommerurlaub einstimmen möchte, muss bei der Suche nach der passenden Lektüre auf Amazon besonders genau hinschauen. KI macht natürlich auch nicht vor der Produktkategorie Buch halt und so warnt die Tagesschau vor Titeln, die durch ihre repetitiven Formulierungen und schlampig zusammengetragenen Inhalt auffallen, sodass nur KI dahinter vermutet werden kann.
Der Online-Artikel zitiert z. B. aus der Autorenbiografie eines der vermuteten KI-Autoren. Bei AI Overviews wurde dieses Zitat wiederum als Zitat der Tagesschau angeführt: Da beißt sich die KI-Schlange direkt in den Schwanz. Ob die Zielgruppe der Reiseführerkategorie auf so viel notwendige Detektivarbeit eingestellt ist, um einen gut recherchierten Titel zu finden, bleibt offen.
Affiliate Marketing
Neustart für belboon als Teil von Linehub
Nach der im April 2025 bekannt gewordenen Insolvenz von belboon gibt es nun eine wegweisende Entwicklung: belboon wird Teil des internationalen Marketingkollektivs Linehub und geht eine direkte Partnerschaft mit dem niederländischen Netzwerk Daisycon ein. Linehub ist ein europäisches Marketingkollektiv, das neben Daisycon und belboon auch weitere spezialisierte Agenturen wie Affiliprint, ParcelDealz, Conversive oder Trendata umfasst.
Durch die Integration in das Linehub-Kollektiv erhält belboon gleichzeitig Zugang zu einem deutlich erweiterten internationalen Netzwerk. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, seine Dienstleistungen wie gewohnt anzubieten, dabei aber von zusätzlichen Ressourcen, Know-how und technischer Infrastruktur zu profitieren.
Daisycon, ebenfalls Teil von Linehub, zählt zu den führenden Affiliate-Netzwerken in den Niederlanden und hat in den vergangenen Jahren seine Präsenz in weiteren europäischen Märkten kontinuierlich ausgebaut. Die Kooperation mit belboon stärkt nun insbesondere die Position von Daisycon auf dem deutschen Markt.
Was bedeutet die belboon News jetzt für Marktteilnehmer?
„Für Advertiser und Publisher ergeben sich durch den Zusammenschluss neue Potenziale – insbesondere im Hinblick auf Reichweite, Marktzugang und Servicequalität. Die strategische Zusammenarbeit zielt darauf ab, Prozesse zu vereinfachen und gleichzeitig neue Möglichkeiten im internationalen Affiliate-Marketing zu erschließen.
Die Eingliederung von belboon in das Linehub-Kollektiv und die damit verbundene engere Zusammenarbeit mit Daisycon markieren einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung beider Netzwerke. Advertiser, die mit ihren Partnerprogrammen bei belboon aktiv sind, profitieren von Kontinuität im Tagesgeschäft und gleichzeitig von erweiterten Möglichkeiten im internationalen Kontext.
Auch wir freuen uns, dass belboon die Kurve gekriegt hat und nicht in die Insolvenz geraten ist. Damit fällt sicher auch den Advertisern ein Stein vom Herzen, die nun wieder Sicherheit hinsichtlich ihrer Partnerprogramme haben.“
Social Media
Looking for a man in finance? 💰
Oder vielleicht auch nicht: die F.A.Z. hat sogenannte Finfluencer sowie Finanzthemen und -trends auf Social Media unter die Lupe genommen. Nicht ganz überraschend, sollte man auch bei dieser Art von Rabbit Hole vorsichtig sein: Nicht alle Ratschläge sind wirklich fundiert, und einige Influencer verdienen an ihren Empfehlungen, ohne dies kenntlich zu machen. Die Gefahr von unseriösen Tipps ist also laut Journalist*innen real.
Unser Tipp: ähnlich wie bei anderen Themen in den Socials die Augen offen halten und bei wichtigen Entscheidungen lieber echte Expert*innen zu Rate ziehen.
TikTok & Gesundheitsthemen? Ebenfalls problematisch
Eine Untersuchung des Guardian zeigt, dass mehr als die Hälfte der 100 beliebtesten TikTok-Videos zum Thema mentale Gesundheit Fehlinformationen enthalten. Häufig werden fragwürdige Therapietipps oder falsche Diagnosen verbreitet, wie z. B. die Vorstellung, dass einfache Gefühle auf schwere psychische Erkrankungen hinweisen. Solche Inhalte könnten laut Expert*innen zu Fehldiagnosen und Missverständnissen führen. Gefordert werden strengere Maßnahmen, um Fehlinformationen in sozialen Medien zu bekämpfen.
Weitere News aus dem Social Universum …
- LinkedIn führt neue Leistungskennzahlen ein, um Creatorn und Werbetreibenden bessere Messungen von Klicks, Conversions und Follower-Gewinnung zu ermöglichen. Alle Details im Artikel.
- YouTube, nicht nur irgendein Social-Media-Kanal: Das Unternehmen hält im dritten Monat in Folge den größten Anteil an TV-Zuschauer*innen unter den Medienunternehmen, wie dieser Report berichtet.
- Meta, more like „Meh“: Das Unternehmen plant, Mitarbeiter*innen, die für die Bearbeitung von Datenschutz- und Privatsphäre-Angelegenheiten zuständig sind, durch KI zu ersetzen. Mehr dazu lest ihr hier.
Mehr News
Falls ihr noch ein paar Minuten übrig habt …
Ja, es ist so weit: der Markt für Haustier Gadgets und Wearables, die Gesundheits-, Fitness- und Verhaltensdaten sammeln, ist seit längerem eröffnet. Noch nichts davon gehört? Eine tiefergehende Analyse dazu hat t3n veröffentlicht.
Wir empfehlen außerdem immer gerne wieder die vertiefte Berichterstattung der New York Times zu Themen wie dem Drogenkonsum von Elon Musk, mit denen sich so manche Entwicklung rund um die Plattformen noch besser einordnen lassen … viel Spaß bei der Lektüre und bis nächste Woche!