Digital Carbon: Wie nachhaltig ist das Internet?
Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus von Unternehmen. Mit den ESRS gibt nun auch eine einheitliche Richtlinie für die Nachhaltigkeitsberichte aller europäischen Unternehmen – für die verpflichtende und freiwillige Berichterstattung. Ein zentraler Bestandteil davon ist die CO₂e-Bilanz, auch Corporate Carbon Footprint genannt. Wie man die für die eigene Website errechnet und was für ein nachhaltiges Webdesign allgemein besonders wichtig ist, erfahrt ihr hier.
Warum der digitale CO2e-Fußabdruck immer wichtiger wird
Die Maßeinheit CO₂e (Kohlendioxid-Äquivalente) vereinheitlicht die Klimawirkung aller Treibhausgase auf einen gemeinsamen Faktor – Methan hat bspw. in etwa die 28-fache Klimawirkung wie CO₂. 1 Gramm Methan hat damit dieselbe Klimawirkung wie 28 Gramm CO₂ und entspräche damit 28 Gramm CO₂e.
Auch bei Projecter erheben wir seit 2022 freiwillig unsere CO₂e-Bilanz und entwickeln die Erhebungsmethodik kontinuierlich weiter. 2023 haben wir uns gezielt mit den Umweltauswirkungen unseres eigenen Produkts beschäftigt: dem Klick.
Wir berechneten, wie viel CO₂e unsere generierten Klicks in den Bereichen Social Media Advertising (SMA) und Suchmaschinenwerbung (SEA) verursachen. Das Ergebnis: Allein durch die Klicks unserer SMA- und SEA-Kampagnen wurden fast 34 Tonnen CO₂e produziert. Das entspricht in etwa dem Emissionsausstoß von drei Personen in Deutschland pro Jahr. 1
Doch wie lässt sich der CO₂e-Ausstoß einer digitalen Dienstleistung berechnen, wenn es kaum Branchenstandards gibt? Eine wichtige Erkenntnis: Der größte Einflussfaktor ist die Website, auf die der Klick führt.
Jede Website hat einen eigenen CO₂e-Fußabdruck
Wie hoch die CO₂e-Emissionen pro Seitenaufruf sind, hängt von der Größe der Website ab. Je mehr Daten geladen werden müssen, desto mehr Energie wird verbraucht – sowohl auf Seiten der Hosting-Server als auch durch die Endgeräte der Nutzer*innen.
Ein praktisches Tool zur Ermittlung des CO₂e-Ausstoßes der eigenen Website ist Website Carbon. Einfach die URL eingeben, und das Tool berechnet die CO₂e-Emissionen pro Seitenaufruf. Auch die jährlichen Gesamtemissionen einer Website lassen sich damit grob schätzen:
- Drei meistbesuchte Seiten testen: Um einen repräsentativen Emissionsfaktor für die Website zu erhalten, sollten mindestens die drei meistbesuchten Landingpages analysiert werden.
- Durchschnittswert ermitteln: Der Durchschnitt dieser Werte ergibt den Emissionsfaktor der Website pro Aufruf.
- Mit Seitenaufrufen multiplizieren: Dieser Wert wird dann mit der Gesamtanzahl der Seitenaufrufe des Jahres multipliziert.
Für unsere eigene Website ergab sich:
- 0,27 g CO₂e pro Seitenaufruf
- Ca. 53 kg CO₂e für das gesamte Jahr 2023
Wie berechnet Website Carbon die Emissionen?
Die Berechnungsmethodik von Website Carbon basiert auf aktueller Forschungsliteratur und berücksichtigt drei Hauptkomponenten:
- Endgeräte der Nutzer*innen, die Daten empfangen und verarbeiten.
- Telekommunikationsnetze, die Daten transportieren.
- Rechenzentren, die die Website hosten.
Alle diese Komponenten verbrauchen Strom und verursachen CO₂-Emissionen. Website Carbon misst die zu ladenden GB und schätzt damit den Energieverbrauch. Anschließend wird der mit dem globalen durchschnittlichen Emissionsfaktor für Strom (aktuell 0,494 kg CO₂e/kWh2) multipliziert. Zusätzlich werden Emissionen durch die Herstellung der Infrastruktur in die Berechnung einbezogen.
Berechnung unseres Product Carbon Footprint
Da unser „Produkt“ der generierte Klick ist, haben wir eine eigene Methodik zur CO₂e-Berechnung entwickelt:
- Definition des Produkts: Unser Ziel ist es, Nutzer*innen durch SMA- und SEA-Kampagnen mit einem Klick auf die Websites unserer Kunden zu lenken.
- Analyse der Kampagnen: Wir haben die Werbekampagnen unserer größten Kunden untersucht und pro Kunde drei zufällige Anzeigenlinks mit Website Carbon getestet. Daraus wird der Emissionsfaktor pro Klick für die jeweilige Kundenwebsite berechnet.
- Multiplikation mit der Anzahl der Klicks: Die gesamte Anzahl der erzeugten Klicks im Jahr 2023 wurde mit diesem Emissionsfaktor multipliziert.
- Hochrechnung für alle Kunden: Um ressourcenschonend zu arbeiten, haben wir diese Analyse für Kunden durchgeführt, die 80 % unseres Umsatzes ausmachen. Die übrigen 20 % wurden basierend auf dem Umsatz-zu-CO₂e-Verhältnis hochgerechnet.
Nachhaltiges Webdesign: Wie lassen sich Emissionen reduzieren?
Eine nachhaltige Website zu gestalten, ist gar nicht so schwer:
1. Umweltfreundliches Hosting
Rechenzentren müssen rund um die Uhr betrieben und gekühlt werden. Dabei verbrauchen sie immense Mengen an Energie. Nachhaltige Hosting-Anbieter setzen auf erneuerbare Energien und können so die CO₂e-Bilanz deutlich senken.
Projecter setzt dazu auf einen regionalen Anbieter. Die Daten müssen kürzere Wege zurücklegen, was den Energieverbrauch zusätzlich eindämmt.
2. Effizienter und schlanker Code
Noch ausschlaggebender für die CO₂e-Bilanz der Website als der Hosting-Anbieter ist der Code der Website. Effizient programmierte Websites sind nicht nur nachhaltiger, sondern oft auch schneller und benutzerfreundlicher.
Best Practices für nachhaltiges Webdesign:
- Bilder optimieren: Komprimierte Bilder reduzieren die Dateigröße erheblich.
- Unnötigen Code entfernen: Veraltete oder nicht verwendete CSS- und JavaScript-Dateien eliminieren. Auch Shop- und Website-Baukästen schleppen oft unnötig komplexen Code mit sich.
- Lazy Loading einsetzen: Bilder und Videos erst laden, wenn sie im sichtbaren Bereich sind.
- Effiziente Schriftarten nutzen: Systemschriften oder weboptimierte Fonts reduzieren Ladezeiten.
Tools wie Website Carbon zeigen beispielhafte Websites, die sowohl ein gutes Ranking als auch ein ressourcenschonendes Design vereinen.
Fazit: Warum digitale Nachhaltigkeit zählt
Digitale Dienstleistungen haben einen messbaren CO₂e-Fußabdruck – auch wenn dieser oft unterschätzt wird. Durch den bewussten Einsatz von Green-Hosting und effizientem Webdesign können Unternehmen ihren Einfluss reduzieren. Wer seine Website-Emissionen kennt, kann gezielt Optimierungen vornehmen und so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.
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Quellen
1 Umweltbundesamt (2025). Wie hoch sind die Treibhausgasemissionen pro Person in Deutschland und wie viel wäre klimaverträglich?. https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-hoch-sind-die-treibhausgasemissionen-pro-person