Domain im Backlinkprofil bewerten – mit der Sistrix API & Google Docs

Das Google Update Penguin 2.0 liegt nun schon eine Weile zurück und vor einigen Wochen erreichte uns auch bereits der Pinguin 2.1. Dennoch sind viele Webmaster nach wie vor mit dem Aufräumen ihres Backlinkprofils beschäftigt. Besonders bei großen Seiten mit vielen tausenden oder hunderttausenden Backlinks, kann dies sehr mühsam und aufwändig sein. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, wie identifiziere ich schlechte Backlinks?
Dies hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, nach denen man die eigenen Links untersuchen kann: verwendete Linktexte, Linkplatzierung auf der verlinkenden Seite und Sitewide Links, die Stärke der Links, Links von malwareinfizierten Seiten, Links von nicht-themenrelevanten Seiten, usw. Linkresearchtools.com hat dazu eine sehr schöne und umfassende Step-by-Step Anleitung für eine eingehende Analyse des eigenen Backlinkprofils veröffentlich.
In diesem Blogartikel möchten wir euch aber ein kleines, von uns gebasteltes Tool vorstellen, welches euch schnell bei der ersten Identifizierung schlechter Backlinks behilflich sein kann. Es hilft, Seiten in eurem Backlinkprofil zu identifizieren, welche massiv von Google Updates betroffen waren. Als Maßzahl nutzen wir in diesem Fall den Sistrix Sichtbarkeitsindex. Um das Tool nutzen zu können, benötigt ihr deshalb die folgenden Dinge:
–          Einen Zugang zur Sistrix API und den entsprechend notwendigen API Key
–          Einen Google Drive Zugang
–          Excel oder ein anderes Tabellen-Programm
–          Und natürlich unser Google Updates Identification Tool
Jetzt möchten wir euch Schritt für Schritt erklären, wie ihr damit schnell und einfach Links in eurem Backlinkprofil erkennen könnt, die von durch Google Updates betroffenen Seiten stammen.

Hintergrund zur Domain- und Link-Analyse durch das Tool

Das Tool untersucht den Sistrix Sichtbarkeitsindex einer Domain zu fünf Zeitpunkten:
–          Zeitpunkt 1 – 01.08.2011: Vor dem Panda #6 Update (12.08.2011)
–          Zeitpunkt 2 – 15.09.2011: Nach dem Panda #6 Update
–          Zeitpunkt 3 – 13.05.2013: Vor dem Penguin 2.0 Update (22.05.2013)
–          Zeitpunkt 4 – 05.06.2013: Nach dem Penguin 2.0 Update
–          Zeitpunkt 5 – heute
Der Sichtbarkeitsindex ist eine Kennzahl für die Auffindbarkeit einer Domain innerhalb der Google Suchergebnisse. Er wird aus den Rankings einer Domain für bestimmte Keywords berechnet. Fallen die Rankings, sinkt auch der Sichtbarkeitsindex.
Basierend auf den Sichtbarkeitsindizes vor, bzw. nach einem Update wird in unserem Tool die Änderung der Sichtbarkeit berechnet. Verliert die Domain durch ein Update massiv an Sichtbarkeit, d.h. die Domain verliert eine Vielzahl von Rankings, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass Google diese Domain durch ein Update abgestraft hat. Da die Sichtbarkeit von Webseiten nach einem Update hin und wieder erst einbricht, sich dann aber schnell wieder erholt (da z.B. Google den Algorithmus noch einmal leicht anpasst), wurde auf die Zeitpunkte nach dem Update eine Toleranz von 1-2 Wochen gegeben. Das Tool markiert starke negative Änderungen im Sichtbarkeitsindex rot (ab Rückgängen von -30%). Entsprechend markierte Domains können eine schlechte Linkquelle sein, insbesondere dann, wenn diese von beiden Updates stark betroffen waren. Abgestrafte Domains im eigenen Backlinkprofil sollten also vermieden werden, bzw. mindestens genau beobachtet werden.
Der 5. Zeitpunkt (also das aktuelle Datum) spiegelt den aktuellen Sichtbarkeitsindex wieder. Damit kann ein Eindruck davon gewonnen werden, wie sich die Domain bis heute weiter entwickelt hat. Unter Umständen haben die Seiten an sich oder ihrem Backlinkprofil gearbeitet und so die Rankings und damit die Sichtbarkeit wieder gesteigert. Damit könnten Links von entsprechenden Seiten also beibehalten werden.

Tool zur Domain- und Link-Analyse

Einrichten des Tools

Um das Google Updates Identification Tool zu nutzen, öffnet einfach den zugehörigen Link und klickt unter Datei auf Kopie erstellen. Damit könnt ihr die Datei nun in eurem persönlichen Google Drive Ordner finden und aufrufen.
Nun fügt ihr in die Zelle B1 euren persönlichen Sistrix API Key hinzu. Das wars auch schon fast. Nun ist das Tool einsetzbar.
Gern könnt ihr das Tool auch hinsichtlich der Updates individualisieren: Klickt einfach auf die Daten in Zeile 8 und wählt z.B. den 01.07.2013 als Zeitpunkt 1 und den 01.08.2013 als Zeitpunkt 2, um die Information zum Panda Update #26 (vom 08.07.2013) zu erhalten.
Achtung: Das Tool fragt für jede zu checkende Domain bei Sistrix 5 Werte ab. Pro Wert (wir verwenden die Methode „domain.sichtbarkeitsindex“) wird euch 1 Credit von eurem Creditkonto abgezogen. Bei großen Backlinkanalysen kann dieses also schnell schrumpfen. Entsprechend könnt ihr euch das Tool auch individuell anpassen und kürzen. Interessiert euch beispielsweise der aktuelle Wert nicht, dann löscht Spalte H und I. Benötigt ihr nur die Informationen zu einem Update, dann können die Spalten E bis I entfernt werden. Damit würdet ihr pro Abfrage 3 Credits sparen.

Liste des eigenen Backlinkprofils erstellen

Um das eigene Backlinkprofil auf Links von abgestraften Seiten zu untersuchen, bedarf es natürlich einer Liste mit Links. Dabei reicht eine Liste mit Domains, von welchen die Links kommen, vollkommen aus, denn die Analyse des Sichtbarkeitsindex verläuft auf Domainbasis. Kommen also 10 Links von unterschiedlichen Seiten der Domain www.abc.de, dann reicht es aus, die Domain www.abc.de einmal in der Linkliste zu haben.
Es wird wahrscheinlich nie eine vollständige Liste mit den Links einer Website geben, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich dieser anzunähern. Je nach Budget und genutzten Onlinediensten können z.B. die folgenden Wege gegangen werden:

Google Webmaster-Tools (kostenlos)

Und schon kann man sich eine CSV-Datei mit allen von Google bereitgestellten Links zur eigenen Website herunterladen.

Bing Webmastertools (kostenlos)

Auch hier erhält man eine CSV-Datei. Diese stellt in der zweiten Spalte alle Seiten dar, von welchen Links eingehen.

Sistrix Toolbox

Sistrix generiert ebenfalls eine CSV-Datei. Durch die Auswahl der Domain als Linkquelle wird direkt eine für die Analyse brauchbare Liste generiert.

Searchmetrics Essentials

Bei Searchmetrics erhält man ebenfalls eine CSV-Datei. Diese enthält in der Spalte „Backlink Page“ eine Liste aller auf die zu untersuchende Website verweisenden Seiten.

ahrefs

Auch ahrefs liefert eine CSV-Datei, welche in der Spalte „Source Url“ alle gefunden Backlinks enthält.

Andere

Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten und Dienstleister, um das eigene Backlinkprofil zu untersuchen. Dazu gehört z.B. linkresearchtools.de oder die eigene Dokumentation über generierte Links, z.B. als Excel-Tabelle oder via Diensten wie Linkbird.

Backlinkprofil mit dem Tool checken

Aus einen oder mehreren der unter 3 genannten Quellen kann nun eine Liste mit verlinkenden Seiten erstellt werden. Für die Analyse mit unserem Google Updates Identification Tool eignet sich aber eine Liste mit eindeutigen Domains am besten. Gegebenenfalls muss deshalb die Liste bereinigt werden. Dies funktioniert am einfachsten mit Excel. Der folgende Weg zeigt die Bereinigung, vorausgesetzt, ihr habt die Liste mit den verweisenden URLs in Spalte A des Tabellenblattes:

Nun haben wir eine Liste mit eindeutigen Domains, die wir im Google Updates Identification Tool untersuchen können.
Was jetzt folgt, ist mehrmaliges Kopieren und Einfügen:
Da wir mit dem Google Docs Sheet nur 50 Abfragen durchführen können und pro Domain 5 Abfragen durchgeführt werden, können maximal 10 Domains unseres Backlinkprofils gleichzeitig untersucht werden.

Deshalb werden die ersten 10 Domains des Backlinkprofils aus der Exceltabelle in das Tool kopiert. Die zugehörigen Werte aus dem Tool werden wiederrum kopiert und rechts neben die Backlink-Domain Liste eingefügt. Dieser Prozess wiederholt sich, bis wir eine vollständige Exceltabelle haben. Regelmäßiges Speichern nicht vergessen!

Backlinkprofil mit dem Tool checken

Von Google Updates betroffene Domains identifizieren

Das Ergebnis des unter 4 dargestellten Prozesses ist eine Liste, welche die Sichtbarkeitspunkte zu den fünf genannten Daten und die durch die Updates ausgelösten Änderungen darstellt. Nun gilt es, Links zu identifizieren, welche einen negativen Einfluss auf das eigene Backlinkprofil haben könnten. Der negative Einfluss wird vor allem an negativen Sichtbarkeitsänderungen der verlinkenden Seiten, bedingt durch Google Updates, fest gemacht.
Die farbliche Markierung, die das Tools automatisch bei bestimmten Änderungsgrenzwerten setzt, gibt bereits einen ersten Eindruck, welche Domains es zu untersuchen gilt. Besonders auffällig sind natürlich die Domains, die bei beiden im Tool vermerkten Updates massive Sichtbarkeitsverluste hinnehmen mussten, wie z.B. geburtstag-abc.de. Die Grenzwerte und farbliche Markierung kann direkt im Tool über „Format“ und „Bedingte Formatierung…“ festgelegt werden. Vorher müssen allerdings die Spalten mit den Änderungswerten markiert werden.
Durch einen Excel-Filter können aus der Gesamtliste nun alle möglicherweise schlechten Backlinks herausgearbeitet werden. Dafür gibt man der Excel-Tabelle einfach eine Überschriftenzeile, markiert diese und klickt im Reiter „Start“ im Feld „Bearbeiten“ auf „Sortieren und Filtern“ und wählt dort „Filtern“.

Excel-Filter

Nun hat man die Möglichkeit, bei Klick auf den kleinen Pfeil auf einer Spalte, durch die Option „Nach Farbe filtern“ alle Einträge auszuwählen, welche eine bestimmte Farbe haben.

Nach Farbe filtern

Genauso könnte man natürlich auch den „Zahlenfilter“ verwenden und alle Änderungen, welche „Kleiner als“ -30% sind, anzeigen lassen. Die Filter beider Update Spalten sind auch kombinierbar.
Das Ergebnis ist eine Liste mit mutmaßlich schlechten Links, da die verlinkenden Seiten massiv von Google Updates betroffen waren.

Weitere Untersuchung der Links

Wie schon angeklungen, handelt es sich um mutmaßlich schlechte Links. Es bedarf natürlich noch

Liste mit mutmaßlich schlechten Links

einer weiteren Untersuchung. Hier einige Punkte, nach welchen man die verlinkenden Seiten weiter untersuchen kann:
–          Hat sich die Seite wieder erholt und z.B. durch konsequente Arbeit am Inhalt, bzw. am Backlinkprofil bei Google wieder Rankings gewonnen? Dabei hilft zum Beispiel der Vergleich zwischen Sichtbarkeitszeitpunkt 1 (Spalte b) und Zeitpunkt 5 (Spalte I). Wurden Rankings zurückgewonnen, kann auch erst einmal die weitere Entwicklung der Seite abgewartet werden, bevor man Maßnahmen ergreift.
–          Von welchen Sichtbarkeitswerten geht die Änderung aus? Hat eine Seite z.B. einen Sichtbarkeitsindex von 0,001 vor dem Update und 0,000 nach dem Update, dann ist die Sichtbarkeit um 100%  gefallen. Allerdings ist der Ausgangswert so gering, dass die Änderung kaum auf ein Update zurückzuführen ist und eher in der Kategorie „natürliche Schwankungen“ zu verzeichnen wäre. Somit muss der Link nicht unbedingt einen schlechten Einfluss auf meine Seite haben.
–          Welchen Eindruck macht die verlinkende Seite auf mich?  Dabei kann man ruhig auf sein Bachgefühl hören. Wie sieht die Seite aus, wird diese gepflegt, gibt es Interaktion, usw. Ist dies alles nicht der Fall, dann kann das auch Google feststellen und man muss von einem schlechten Link ausgehen.
–          Wie und wo wird von der verlinkenden Seite auf mich verwiesen? Dazu gehört die Linkplatzierung (z.B. im Footer oder in Sidebars) und damit die Entstehung von Sidewidelinks, Links aus dem Contentbereich, die verwendeten Ankertexte (z.B. harte Keyword-Anchor), die Themenrelevanz der verlinkenden Seite, das Umfeld des Links (viele Werbung, Advertorials, …), usw. Gibt es hier viele negative Beobachtungen, dann gehört der Link ebenfalls nicht ins Backlinkprofil.

Maßnahmen ergreifen

Nach der Untersuchung (siehe Punkt 6) der  unter 5 entstandene Liste, hat man verschiedene Möglichkeiten mit den Links umzugehen.
Verlinkende Seiten, welche sich als ungefährlich entpuppt haben, können natürlich im Backlinkprofil behalten werden. Websites, bei welchen man sich in der Beurteilung nicht sicher ist, sollte man erst einmal weiter beobachtet.
Als eindeutig schlecht identifizierte Links können entfernt werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Teil hat man selbst die Möglichkeit, z.B. bei Onlineverzeichnissen, die Links durch die eigenen Zugangsdaten zu entfernen. Bei anderen Links müssen die Webmaster und Seitenbetreiber ausfindig gemacht und um die Entfernung des Links gebeten werden.
Bei einigen Links hat man aber wahrscheinlich keine Möglichkeit, auf eine Entfernung. Sei es, weil der Websitebetreiber nicht antwortet, oder weil die Links durch irgendeinen Crawler automatisiert in ein dubioses Verzeichnis geladen worden. Um diese Links bei Google zu entwerten, gibt es das Disavow-Tool, unter https://www.google.com/webmasters/tools/disavow-links-main. Hier kann eine Liste mit Links hochgeladen werden, welche Google die Entwertung der Links vorschlägt. Wohl gemerkt, es handelt sich um einen Vorschlag an Google, welchem Google nicht nachkommen muss. Wie das alles im Detail funktioniert, kann in der Google Hilfe nachgelesen werden.
Beim Linkrückbau sollte man aber sehr vorsichtig voran gehen. Durch den Abbau von Links greift man maßgeblich in das Backlinkprofil ein und verändert die kennzeichnenden Größen, z.B. die Linkanzahl, Domainpopularität, usw.  Außerdem schwächt man die eigene Seite, zumindest zu einem gewissen Grad. Deswegen sollten nicht zu schnell zu viele Links entwertet, bzw. entfernt werden.
Auch  macht es Sinn, parallel neue, gute Links aufzubauen. Oder den Linkabbau gleich zu unterlassen und die schlechten Links durch neue gute Links auszugleichen.
Je nach Situation der Website, muss immer wieder neu entschieden werden, welche Maßnahme man ergreift. Wurde die eigene Seite mit einem Google Penalty bestraft, dann macht ein konsequenter Linkrückbau durchaus Sinn. Bei Rankingverlusten durch ein Google Update kann ein sehr diffiziler Linkrückbau, mit gleichzeitigem Aufbau hochwertiger Links die richtige Taktik sein.
Nichtdestotrotz hoffen wir, dass unser Tool euch bei der Identifikation schlechter Links unterstützt und Zeit erspart. Gern könnt ihr es auch weiterentwickeln und adaptieren. Wir freuen uns, über eine „Version 2.0“ und euer Feedback!

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4 Kommentare
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PR Wochenrückblick KW50 – Die Highlights der Woche
vor 10 Jahren

[…] Wie man das Google Update Identification Tool einrichtet, eine Liste des eigenen Backlinkprofils erstellt, betroffene Webseiten ausfindig macht und notwendige Maßnahmen ergreift, zeigt Daniel Schalling im folgenden Beitrag: “ Domain im Backlinkprofil bewerten – mit der Sistrix API & Google Docs“. […]

Dylan
Dylan
vor 8 Jahren

Sensationell. Endlich mal eine Auflistung mit der man Arbeiten kann. Mit den bekannten Quellen von Backlinks ist es sehr unterschiedlich welche Ergebnisse man bekommt. Dennoch sind die Backlinks seit längerem immer wichtiger für die Reputation einer Webseite. Ich werde versuchen, den Artikel in die Praxis umzusetzen und bin gespannt auf das Ergebnis. Danke für den kompakten und lehrreichen Blog Post.

Asokan
Asokan
vor 8 Jahren

Schön aufbereitet und danke für die Erwähnung von linkbird, wobei das Tool mittlerweile einiges mehr kann als nur eine gründliche Backlinkanalyse. 😉

Daniel Schalling
Daniel Schalling
vor 8 Jahren
Antwort an  Asokan

Auf jeden Fall! Da hat sich seit dem Verfassen des Beitrages einiges bei euch getan. 🙂