AI-Blob, Google-Dramen & Black Week Memes | Projecter Weekly #44 2025
Mit dem Eindruck vom „AI-Mega-Konstrukt“, das durch sämtliche Partnerschaften und Deals von Nvidia, OpenAI & Co. zustande kommt, sind wir vermutlich nicht allein. Außerdem gehen wir bald wieder mit einem Webinar an den Start, in dem wir euch zeigen, wie ihr euren TikTok-Account effizient wiederbeleben könnt.
Diese Woche erfahrt ihr außerdem …
🔎 Warum Google schon wieder Ärger bekommt,
😸 Welche Good News X (ausnahmsweise mal) am Start hat,
🤳 Was es mit „Andromeda“ auf sich hat.
Entwicklungen & Trends
Welcome to the Blob
Falls ihr in den letzten Wochen immer mal das Gefühl hattet, dass die ganzen KI-News zu einer undefinierten Masse verschmelzen und alles irgendwie ähnlich klingt – geht nicht nur euch so! In einem lesenswerten WIRED-Artikel stellt Autor Steven Levy die These auf, dass die AI-Branche in den letzten Monaten zu einem einzigen, eng verflochtenen „Mega-Konstrukt“ geworden ist – eben einem Blob.
Große Akteure wie Nvidia, Microsoft, Google und OpenAI sind nicht mehr ausschließlich Rivalen, sondern zugleich Partner, Investoren und Kunden voneinander – was die Wettbewerbssituation stark verändert. Jüngstes Beispiel: Microsoft investiert mindestens 5 Mrd. US-Dollar in Anthropic, gleichzeitig kauft Anthropic Cloud-Kapazitäten bei Microsoft, und Nvidia liefert Chips an diejenigen Anbieter, die wiederum Microsoft beliefern.

Damit entstehen kreisförmige Abhängigkeiten (und Verwirrung). Neben einer potenziellen Schwächung des Wettbewerbs können Innovationsrisiken entstehen, wenn neue Ideen und unabhängige Akteure blockiert werden. Last but not least liegt die Verantwortung für sicherheits‐, gesellschafts‐ oder regulatorisch relevante Entscheidungen bei wenigen Firmen mit komplexen Eigeninteressen – eine problematische Gemengelage. Und damit haben wir auch schon die perfekte Überleitung zum nächsten Thema:
Schutz vor Psychosen? Bei ChatGPT ziemlich improvisiert
„It sounds like science fiction: A company turns a dial on a product used by hundreds of millions of people and inadvertently destabilizes some of their minds. But that is essentially what happened at OpenAI this year.“
– „What OpenAI Did When ChatGPT Users Lost Touch With Reality“, New York Times
Eine große Recherche der New York Times hat über 40 aktuelle und frühere Mitarbeitende von OpenAI zum Thema der mentalen Gesundheit der Nutzer*innen befragt. Sie beschreiben, wie ChatGPT für viele zu einer Art emotionaler Anlaufstelle geworden ist – oft ohne dass sie das bewusst planen. Menschen wenden sich mit persönlichen Problemen, Einsamkeit oder mentalen Krisen an das System, und teilen wöchentlich Hunderttausende Inhalte, die auf psychische Belastungen, Suizidgedanken oder akute Krisen hindeuten.
ChatGPT reagiert derzeit primär mit einer Mischung aus Empathie, Hinweisen auf professionelle Hilfe und standardisierten Sicherheitsprotokollen, doch Expert*innen und ehemalige Mitarbeitende betonen, dass diese Mechanismen nicht ausreichen, um echte Krisensituationen sicher abzubilden. Das Update zu ChatGPT 4.0, das den Chatbot initial zu „sycophant behaviour“ (auf deutsch: schmeichelnd, speichelleckerisch) kippen ließ, brauchte plötzlich große öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema, wie genau wir eigentlich mit KI kommunizieren wollen (und sollten).
OpenAI arbeitet laut der Recherche intern an weiteren Sicherheitsfunktionen, erkennt aber mittlerweile selbst, dass die Verantwortung weit über technische Updates hinausgeht. Insgesamt zeichnen die Autor*innen das Bild einer Technologie, die viel schneller zu einem emotionalen Begleiter geworden ist, als die Entwickleri*nnen es erwartet oder vorbereitet haben.
X enthüllt aus Versehen Fake-Accounts im Ausland
Ab und zu passieren auf X doch noch positive Dinge – wenn auch nur aus Versehen. Ein neues „About this Account“-Feature wurde ausgerollt und beinhaltet u. a. den Standort des jeweiligen Accounts. Rasend schnell verbreitete sich die News, dass bekannte rechtspopulistische Accounts keineswegs in den USA, sondern in Nigeria, Indien oder Osteuropa angesiedelt waren. Das ändert nun wahrscheinlich wenig an den häufig unerfreulichen Inhalten auf X, war aber zumindest mal eine unterhaltsam-entlarvende Episode.

Affiliate Marketing
465 Millionen Gründe, warum sich Gegenwehr lohnt: Idealo vs. Google
Es ist ein Urteil mit echter Signalwirkung für die gesamte Digitalbranche: Das Landgericht Berlin hat Google dazu verurteilt, dem Preisvergleichsportal Idealo Schadensersatz in Höhe von über 465 Millionen Euro inklusive Zinsen zu zahlen. Hintergrund ist der jahrelange Vorwurf, dass der Suchmaschinenriese seine Marktmacht missbraucht hat, um den eigenen Preisvergleichsdienst in den Suchergebnissen systematisch zu bevorzugen und Wettbewerber wie Idealo damit massiv zu benachteiligen. Das ist ein echtes Novum, denn zum ersten Mal muss ein Big-Tech-Konzern vor einem deutschen Zivilgericht für einen Wettbewerbsverstoß dieser Größenordnung haften.
Neben Idealo konnte auch die Producto GmbH, die hinter Testberichte.de steht, einen Erfolg verbuchen und bekam rund 107 Millionen Euro Schadensersatz zugesprochen. Für Idealo ist das Urteil zwar ein wichtiger Etappensieg, aber noch lange kein Grund, die Akten zu schließen. Ursprünglich hatte das Unternehmen nämlich eine deutlich höhere Summe von rund 3,5 Milliarden Euro gefordert. Idealo-Gründer Albrecht von Sonntag kündigte deshalb bereits an, weiterzukämpfen, damit sich solcher Marktmissbrauch für Tech-Giganten trotz Bußgeldern nicht am Ende doch noch wirtschaftlich lohne.
Zusätzlich belastet Google noch die EU-Sanktion über 3 Milliarden Euro wegen unlauterer Werbepraktiken. Berlin macht klar: EU-Wettbewerbsrecht greift auch national, und private Klagen sind ein effektives Mittel gegen die Dominanz amerikanischer Konzerne. Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist und Google voraussichtlich in Berufung gehen wird, dürfte uns das Thema aber sicher noch eine Weile begleiten.
Suchmaschinen
EU-Untersuchung gegen Google: Streit um „Parasite SEO“ und Publisher-Rankings
Noch ein weniger erfreuliches Thema für Google: Die EU-Kommission plant eine neue Untersuchung gegen das Unternehmen unter dem Digital Markets Act (DMA). Im Fokus steht der Vorwurf, Google stufe bestimmte News-Publisher absichtlich in den Suchergebnissen herab. Konkret geht es um Seiten, die „Third-Party“-Content (wie gesponserte Artikel oder Editorials mit Affiliate-Links) veröffentlichen – ein wichtiges Geschäftsmodell für viele Medienhäuser.
„Google rechtfertigt seine Maßnahmen als Kampf gegen „Parasite SEO“: Dubiose Anbieter platzieren minderwertigen Content und Links auf seriösen Publisher-Seiten, um deren hohe Domain-Autorität für bessere Rankings zu nutzen. Google verschärfte seine Anti-Spam-Policy im März 2024, um den Kauf von besseren Rankings zu unterbinden. Die EU prüft nun, ob Google mit dieser Policy rechtmäßige Geschäftsmodelle von Medienhäusern trifft und damit gegen den DMA verstößt.
Mandy Einicke
Specialist Content & Konzepterin
Die EU läuft hier ggf. Gefahr, Spam-Inhalte zu schützen, auf der anderen Seite haben natürlich auch Publisher berechtigte Interessen. Sollte sich die EU durchsetzen, könnte sich die Google-Suche eventuell stärker in Richtung eines ‚Pay-to-Win‘-Modells entwickeln.“
Social Ads
„Andromeda“ incoming
Meta hat mit „Andromeda“ in den vergangenen Wochen still und leise das größte Backend-Update seiner Werbeplattform seit Jahren ausgerollt, was eine grundlegende Neuordnung der Paid-Strategien erfordert. Das Update verschiebt die Kampagnenlogik von manueller Kontrolle hin zu einem KI-gesteuerten System, das Anzeigen hochgradig automatisiert und dynamisch ausspielt.
Anstatt auf granular definierte Zielgruppen zu setzen, müssen Werbetreibende nun der KI vertrauen und breitere Targeting-Einstellungen nutzen. Dabei gilt es, dem Algorithmus eine Vielzahl an Creatives zur Verfügung zu stellen, sodass er allen Nutzer*innen die optimale Customer Journey auf Meta bieten kann. Mehr dazu in diesem Video.
Ihr wünscht euch Support? Unser Social Ads Team hilft euch gerne weiter! 💌
Lesetipps & Empfehlungen
Falls ihr noch ein paar Minuten übrig habt …
Achtung, hier wird es ein bisschen nerdy. Helen Toner erklärt in diesem Artikel das Konzept der “Jaggedness” bei KI, das ganz verkürzt beschreibt, warum die Modelle bei scheinbar sehr einfachen Aufgaben gnadenlos scheitern, bei sehr komplexen Themen aber erstaunliche Ergebnisse abliefern können. Amüsantes Beispiel ist der abgebildete Test, bei dem KIs herausfinden sollten, wie oft sich die Linien im Bild kreuzen. Nun ja, das hätte wohl ein Erstklässler besser hinbekommen. Leseempfehlung für alle, die sich für die Funktionsweise von LLMs interessieren.

Memes der Woche
… Wir haben diese Woche gleich mehrere Gefühle – natürlich mit Augenzwinkern – parat. Kommt gut durch die Black Week! 💪









