was-soll-ich-schenken.net: Die Trends der Content Publisher

Affiliate Marketing ist eine Marketingdisziplin mit vielen Facetten: Ein Thema ist das nahezu endlose Segment der Content Publisher. Einer der „alten Hasen“ der deutschen Content-Szene ist die Geschenke-Suchmaschine was-soll-ich-schenken.net (WSIS). Seit 2021 wird das WSIS-Team von Co-Geschäftsführer und Inbound-Marketing-Experte Tobias Clement unterstützt, der gemeinsam mit Gründer Torben Leuschner und seinen Kolleg*innen neuen Wind auf die Website bringt. In unserem Interview erzählt er, wie er zum Affiliate Marketing gekommen ist, wie er die aktuellen Entwicklungen in der Branche betrachtet und was sein Team für die Zukunft von WSIS plant.

Tobias, stell dich gerne einmal kurz vor: Welche Aufgaben übernimmst du bei WSIS genau?

Ich bin 39 Jahre alt und neben WSIS auch als Geschäftsführer einer Marketing-Agentur und eines Immobilien-Unternehmens aktiv. Seit Oktober 2021 bin ich zusammen mit Torben Leuschner, der das Projekt bereits 2012 ins Leben gerufen hat, in der neu gegründeten WSIS GmbH unterwegs.

Bei WSIS ist es meine Aufgabe, für ein nachhaltiges Wachstum des Projektes zu sorgen. Da ich aus der Suchmaschinenoptimierung komme, liegt hier auch ein großer Teil meiner Arbeit, gemeinsam mit meiner Kollegin Isabel. Wir konnten in dieser kurzen Zeit auch bereits ein beachtliches organisches Wachstum erzielen, wie hier im Screenshot zu sehen:

Sichtbarkeitsindex der Website (Quelle: was-soll-ich-schenken.net auf Sistrix)

Außerdem bin ich ein riesiger Fan der Selbstoptimierung, stolzer Papa von zwei tollen Kindern und glücklicher Ehemann.

Wie bist du zum Affiliate Marketing gekommen und was reizt dich daran?

Mit dem Affiliate Marketing bin ich relativ früh in Berührung gekommen, ich glaube, es war im Jahr 2005. Ich hatte zu dieser Zeit eine Black Music Community (prestigemusic.de). Wir hatten viel Traffic und ich machte mir Gedanken dazu, wie man diesen monetarisieren könnte.

Damals war AdSense die erste Anlaufstelle. Als ich dann jedoch bemerkt hatte, dass der CPC – und damit die Werbeerträge – in der Nische sehr gering waren, schaute ich mich weiter um und landete damals schnell bei Affili.net. Hier waren die Erträge deutlich besser. Ich erinnere mich, dass damals vor allen Dingen Streetwear sehr gut gelaufen ist. Am Affiliate Marketing begeistert mich als Publisher der Gedanke des passiven Einkommens. Wie gesagt, der Gedanke: An sich ist auch hier nichts passiv, sondern mit täglicher Arbeit verbunden.

Wenn du die letzten fünf Jahre Revue passieren lässt, wie hat sich Affiliate Marketing deiner Meinung nach entwickelt?

Das Affiliate Marketing hat sich deutlich professionalisiert. Sowohl auf Seiten der Netzwerke, als auch der Publisher. Die letzten 5 Jahre sind mir gar nicht mehr so präsent, ich kann jedoch von den Anfängen, in denen ich gestartet bin, berichten. Dort war einfach nur wilder Westen. Es wurde versucht, so viele Klicks wie möglich auf die Seiten der Advertiser fließen zu lassen. Ich habe dies selbst nie gemacht, kann mich aber an Geschichten erinnern wie:

Es war alles sehr technisch. Man wollte nur die Cookies loswerden, damit es zu einem Sale kam. Heute sehe ich es so, dass die Nutzer*innen auf Seiten der Publisher viel stärker im Fokus steht. Bei uns von was-soll-ich-schenken.net ist es unser größter Antrieb, dass die Menschen die besten Geschenke für ihre Liebsten finden.

Was sind deiner Meinung nach Trends in der Affiliate-Marketing-Branche?

Ob man es Trend nennen mag oder eher Herausforderung: Für mich und für uns ist das Thema Tracking eines der wichtigsten Themen für die Zukunft. Wenn man sich die aktuellen Entwicklungen ansieht, z. B. bei Firefox, wo Tracking-Parameter aus der URL entfernt werden, kann man davon ausgehen, dass auch weitere Browser-Anbieter hier nachziehen werden.

Wir erhalten nur unsere Provisionen, wenn das Tracking passt. Hier sehen wir in jedem Fall in der Zukunft eine größere Baustelle auf uns zukommen und überlegen bereits jetzt, unseren Traffic in Zukunft anderweitig zu monetarisieren (als Abo-Modelle). Jedoch gilt diese Baustelle für die gesamte Branche, da das Thema Privacy glücklicherweise immer mehr Raum in der Öffentlichkeit einnimmt.

Was macht euch und eure Website was-soll-ich-schenken.net besonders? Was tut ihr, damit ihr herausstecht?

Wir haben bei unseren Arbeiten wirklich die Nutzer*innen im Fokus. Ziel ist, dass jeder bei uns die besten und vor allen passendsten Geschenke findet. Dies ist ein Grund, warum wir alle Produkte (Feeds), die zu uns ins System kommen, vorab manuell klassifizieren, damit unsere Filter und später auch eine selbstlernende KI antrainiert werden.

Wir lassen reale Daten, wie CTR (Click-Through-Rate) auf Produkte und Klick-Outs (Klick zum Advertiser), mit in die Berechnung der Rankings einfließen. Daneben sind wir auch extrem schnell. Für uns ist es wichtig, dass sowohl auf dem Desktop als auch vor allen Dingen auf den Mobilgeräten unsere Website schnell ausgeliefert wird. Es muss ein reibungsloses Nutzererlebnis geschaffen werden. Natürlich sind solche Metriken auch für meinen Teilbereich der Suchmaschinenoptimierung extrem wichtig.

Core-Web-Vitals-Test der Website (Quelle: was-soll-ich-schenken.net)

Was habt ihr in der Zukunft mit WSIS vor? Was hat sich durch den Relaunch für eure Nutzer*innen verändert?

Die Nutzer*innen haben nun den Vorteil, dass noch mehr Augen über das Projekt schauen und die Qualität der Ergebnisse somit noch besser wird. Dank Isabel – unserer Redakteurin in Vollzeit – haben wir die Möglichkeit, über unsere Produkte noch besser zu informieren und somit den Entscheidungsprozess noch weiter zu vereinfachen.

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Punkte für eine gute Benutzererfahrung auf einer Content Site?

Die wichtigsten Punkte sind die folgenden:

Wie bleibt ihr up-to-date über Produkte, die gerade im Trend liegen?

Zum einen gibt es die ein oder andere US-Website, die wir regelmäßig prüfen, zum anderen haben wir natürlich auch einen Blick auf die Konkurrenz. Was jedoch der allergrößte Hebel ist: Wir analysieren (anonymisiert) die Suchanfragen der Nutzer*innen. Sollten sich hierbei Anfragen von Produkten häufen, die wir bisher nicht im Sortiment haben, versuchen wir diese so schnell es geht zu uns in das System zu ziehen. Bei ca. 100.000 Besucher*innen im Monat kommen auch einige Suchanfragen zustande. Somit haben wir auf der eigenen Website ein hervorragendes Marktforschungsinstrument.

Welche Rolle spielt für euch der Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit bei Geschenken?

Ein sehr wichtiger Punkt, den wir auf unserer Roadmap bis 2023 haben. Wir möchten den Anteil an nachhaltigen Geschenken und Produkten deutlich erhöhen.

Welche Auswirkungen hat das aktuelle Attributionsmodell für euch als Geschenke-Publisher oder Content Publisher am Beginn der Customer Journey?

In 90 Prozent der Fälle ist es für uns nicht problematisch, da die Nutzer*innen auf unserer Seite gut vorqualifiziert werden und somit direkt die Kaufentscheidung treffen und abschließen können. Bei den zehn Prozent, in denen es problematisch wird, hängen Gutscheinseiten mit in der Journey und schnappen uns den Sales vor der Nase weg. Dies ist vor allen Dingen bei Reisen und Erlebnisgeschenken der Fall.

Aus meiner Perspektive haben solche Gutscheinseiten auch keinerlei Daseinsberechtigung. In der Regel hat der Advertiser nur Nachteile durch eine solche Website. Die Nutzer*innen haben in der Regel die Produkte schon im Warenkorb und der Kauf ist mental schon beendet.

Nun wird noch nach einem Gutschein gesucht. Die einzige Möglichkeit, dass solche Seiten zum Unternehmenserfolg beitragen wäre ein Gutschein, der erst zieht, wenn eine gewisse Bestellmenge erreicht ist und somit den Warenkorb vergrößert. Ich bin aber guter Dinge, dass der Last-Cookie-Wins bald ein Ende findet und ggf. auf ein positionsbasiertes Attributionsmodell zurückgegriffen wird. 

Was sind die größten Herausforderungen für euch als Publisher in Bezug auf euer Segment und Geschäftsmodell?

Da wir durch das Affiliate Marketing keine riesigen Margen haben, ist es für uns wichtig, den Traffic so kosteneffizient wie möglich zu generieren. Daher ist der Kanal-SEO für uns aktuell einer der relevantesten. Langfristig müssen wir schauen, wie lange wir dieses Modell aufrechterhalten können. Erste interne Überlegungen gehen dahin, dass wir nur noch Shops in das System gegen eine Abo-Gebühr aufnehmen.

Wie seht ihr als Unternehmen die rechtlichen Entwicklungen zum Thema Datenschutz in Europa – zu den Stichworten DSGVO, TTDSG und e-Privacy sowie durch die Browser mit ITP und ETP?

Grundsätzlich begrüßen wir natürlich die Entwicklung, da die Daten dem*der Nutzer*in gehören und diese*r auch die Hoheit über die Daten haben sollte. Dies führt jedoch dazu, dass ein Tracking an der ein oder anderen Stelle problematisch werden könnte bzw. es aktuell schon wird.  Auch diese Thematiken spielen beim Thema Geschäftsmodell in der Zukunft (mögliches Abo) eine wichtige Rolle. Wir sind in jedem Fall vorbereitet, falls durch ein nicht mehr mögliches Tracking die Einnahmen ausbleiben würden.

Was würdet ihr euch von Advertisern wünschen, damit ihr noch besser mit diesen zusammenarbeiten könnt?

Grundsätzlich funktioniert die Zusammenarbeit in 95 Prozent der Fälle reibungslos. Worauf jedoch geachtet werden muss, ist die Korrektheit der Feeds. Was wir immer wieder haben, sind Feeds, welche nicht korrekt formatiert sind und somit z. B. Fehler in den Sonderzeichen ÄÖÜ und € entstehen.

Das bedeutet dann für uns im Nachgang einen hohen manuellen Aufwand, dies gerade zu ziehen. Falls es solche „Problemchen“ gibt, sollte der*die Ansprechpartner*in fit sein und das Problem schnell aus der Welt schaffen. Leider ist besonders bei technischen Themen hier oft ein langer Atmen auf unserer Seite vonnöten.

Wie wichtig ist für euch eine gute Branding-Strategie der Advertiser?

Je besser die Branding-Strategie der Kund*innen, desto besser die Conversion-Rate nach hinten raus. Aber an sich sollte die Antwort klar sein. Wo kaufe ich lieber? Bei einer Marke, von der ich noch nie etwas gehört habe oder bei einer Marke, mit der ich schon positive Berührungspunkte hatte? Für uns ist es also in jedem Fall von Vorteil, wenn Marken ins Branding aktiv investieren.

Tags:
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments