Die Wirtschaft nach der Krise – TECH

Die Corona-Pandemie ist eine Wirtschaftskrise mit Ansage. Manchen entzieht sie die Existenzgrundlage, anderen öffnet sie ungeahnte Türen. Sie wird die Weltwirtschaft tiefgreifend verändern, weil sie unser Leben auf den Kopf stellt: Wie wir arbeiten, kommunizieren und konsumieren. 

Zugegeben, ich wollte nur einen kleinen Blogbeitrag schreiben. Doch wer die Veränderung wirklich erkennen will, muss tief in die Mechanik diverser Wirtschaftszweige abtauchen und die Zusammenhänge verstehen. Deswegen bekommt ihr nicht nur einen Long-Read, sondern vier. Wir gehen in jedem Kapitel einer Branche auf den Grund: Dem Silicon Valley, dem Einzelhandel, der Reisebranche und unserer Mobilität. 

Ich möchte mit den folgenden Kapiteln eine Orientierung durch den News-Dschungel und die angsteinflößenden Überschriften der letzten Monate geben. Als Onlinemarketing-Agentur haben wir eine Vielzahl von Kunden aus verschiedenen Branchen. Gerade deshalb ist es unser Job, diverse Wirtschaftssektoren im Blick zu behalten. Die Player im ersten Kapitel sind uns dabei wohl am ehesten vertraut.

Kapitel 1: TECH

Im wahren Leben wie in der Wirtschaft wünscht man sich, dass die Underdogs eine Chance gegen die Großen haben. Doch in einer Krise ist es meistens anders. Wie eine Welle spült sie die Kleinen weg, nur die Größten profitieren. Auch im Zuge der Covid19-Pandemie zeichnet sich klar ab, dass nicht die vielen Davids, sondern die wenigen Goliaths als klare Gewinner aus der Krise hervorgehen. Um den ehemaligen Google-CEO Eric Schmitt zu zitieren: “When you have an industry leader, and something collapses, the industry leader, if it’s well-managed, tends to emerge stronger a year later.”

Die GAFAs dieser Welt bauen ihren Einfluss weiter aus 

Die großen 5 – Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft – sitzen kumuliert auf ca. einer halben Trillion Dollar Rücklagen. Diese Dollars können sie nutzen, um schwächelnde Technologiefirmen und StartUps zu kaufen. Die Kartellämter werden in diesem speziellen Fall beide Augen zudrücken – Schließlich geht es um den Erhalt von Arbeitsplätzen. 

Schon lange vor Corona war die unbändige Marktmacht der GAFAs dieser Welt ein hoch diskutiertes Thema, das es bis in die nationalen Politikdebatten geschafft hat. Die populären demokratischen Präsidentschaftskandidaten Elizabeth Warren und Bernie Sanders haben es sich sogar auf die Fahnen geschrieben, Facebook in einzelne Unternehmen aufzuspalten. Andrew Yang dachte laut darüber nach, ein Akquisitionsverbot für Tech-Firmen zu verhängen, die dem Geschäftsmodell der GAFAs zu ähnlich waren. 

Dieses Problem wird jetzt noch viel drängender werden. Denn schon ohne Zukäufe befinden sich die Tech-Riesen auf einem Höhenflug. Facebook kündigte an, 10.000 neue Mitarbeiter einzustellen. Bei Amazon werden es sogar 100.000 Neueinstellungen. Diese Expansionsfreude steht im krassen Kontrast zur restlichen Wirtschaft. Um es in den Worten von Professor Scott Galloway (New York University) zu sagen: “There’s big tech. And there’s everyone else.” 

Hat das Video-Tool Zoom eine Zukunft zwischen Google Meet und Facebook Rooms? 

Zoom könnte man als ersten Gewinner der Krise bezeichnen. Als allerorts Teams ins Home Office umzogen und persönliche Absprachen wichtiger denn je wurden, kam der Videotelefonie-Anbieter wie gerufen. Spielend leichte Installation sowie kostenlose Gruppen-Meetings bis zu 40 Minuten ließen die Software schnell zum integralen Bestandteil der digitalen Infrastruktur vieler Firmen werden. Die darauf folgenden Datenskandale haben die Aktie zwar zeitweise gedrückt, aber die größte Probe kommt erst noch. 

Machen wir uns nichts vor: Videotelefonie ist keine Raketenwissenschaft. Eigentlich müssen nur drei Kriterien zutreffen, damit ein Videokonferenz-Tool für ein Unternehmen in Frage kommt: Es muss einfach sein, also am besten im Browser laufen, sollte reibungslos funktionieren und kostenlos zur Verfügung stehen. Die Frage lautet also nicht: Kann ich in Konkurrenz zu Zoom treten?, sondern: Will ich? 

Zwei Tech-Riesen haben diese Frage mit “Ja” beantwortet. 

Der Such-Gigant Google hat schon lange “Hangouts Meet” im Portfolio. Bisher war das Videokonferenz-Tool nur den professionellen Nutzern der GSuite vorbehalten. Seit Anfang Mai ist es für alle Nutzer kostenlos – Zur Erstellung eines Meetings reicht ein Google-Account. Auch Facebook zieht mit seiner neuen Software “Messenger Rooms” nach: Jeder Facebook-Nutzer kann eine Videokonferenz mit bis zu 50 Leuten starten, Teilnehmer selbst können über einen Link beitreten.

Auch Anbieter wie Microsoft und Facebook entwickeln ihre Video-Telefonie-Dienste derzeit auf Hochtouren weiter. Quelle: about.fb.com

So ein Copycat-Verhalten ist nichts Neues. Nehmen wir zum Beispiel das Content-Format “Stories”: Das Feature hatte zunächst nur Snapchat im Portfolio und es erfreute sich dort großer Beliebtheit. Nach einem gescheiterten Übernahme-Angebot hat Instagram das populäre Feature 2016 einfach kopiert. Mittlerweile sind Stories sogar bei YouTube angekommen und das Business-Netzwerk LinkedIn plant den Rollout ebenfalls. 

Diese Anekdote beweist eine entscheidende Wahrheit: Die meisten technischen Lösungen sind bereits da. Entscheidend ist, wer schnell auf die Bedürfnisse seiner User reagiert und unkomplizierte Lösungen anbietet. Außerdem gilt: Wer das größte Netzwerk hat, gewinnt. 

Interlude: Deine Hilfe für Corona & danach.

Seien wir ehrlich: 2020 hätte anders laufen sollen. Im Januar hattet ihr noch Pläne, eine Vision. Vielleicht wolltet ihr mit eurem Unternehmen richtig durchstarten. Und jetzt? 

Egal wie schlimm die Lage ist: Stehen bleiben ist keine Option. Jede Krise bietet ungeahnte Chancen und es gab noch nie eine bessere Zeit, euer Business fit für die Onlinewelt zu machen. Unser Consulting-Team kann euch mit individuellen Digitalstrategien unterstützen und das Bundeswirtschaftsministerium fördert solche Maßnahmen mit bis zu 4.000€. Ihr wollt mehr dazu erfahren? Dann schreibt mir einfach eine Mail: max@projecter.de 

Google’s & Apple’s Vorstoß in den Gesundheits-Sektor 

In den letzten Tagen und Wochen sind weitreichende Lockerungen des Lockdowns beschlossen worden. Die Infektionszahlen werden natürlich nach oben gehen – Wie stark die zweite Welle wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob wir ein effizientes System für Contact Tracing etablieren können: Wenn eine Person nachweislich mit Corona infiziert wurde, sollen alle Menschen, mit denen sie Kontakt hatte, benachrichtigt werden, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. 

Aktuell läuft dieser Prozess noch händisch ab. In den Landratsämtern sitzen Menschen, die allen potenziell Infizierten hinterher telefonieren. Das ist organisatorischer Wahnsinn. 

Eine Lösung dafür steht bereits in den Startlöchern: Google und Apple entwickeln aktuell Apps, die eine solche Kontaktverfolgung automatisieren können. Via Bluetooth werden anonym Daten darüber gesammelt, welche Smartphones sich in der Nähe zueinander befunden haben – Sollte dann ein User angeben, dass er infiziert wurde, werden alle Kontaktpersonen automatisch benachrichtigt. 

Auch wenn die Diskussionen um die Implementierung einer solchen App gerade heftig wüten, ist gerade im Fitness-Bereich die Aufzeichnung von Blutdruck, Kalorienverbrauch und Co. völlig normal geworden. Auch im Fitnesstracker-Bereich sind Google Health und Apple Health marktführend. 

Das Hilfsangebot in Zeiten von Corona ist nicht zuletzt als Vorstoß in den Gesundheitssektor zu werten. Google und Apple wittern hier einen Multimilliarden-Dollar-Markt, den sie mit der bereits gesammelten Datenhoheit und beispielloser Mustererkennung für sich gewinnen könnten. 

Fazit: Big Tech gewinnt in der Krise.

Wir befinden uns weltweit gerade in einem Prozess der Hyper-Digitalisierung. Online wird das neue Normal und bringt völlig neue Gewohnheiten mit sich. Welche Dienste und Services sich durchsetzen, das entscheiden die Großen unter sich. 

Fakt ist: Die GAFAs dieser Welt gewinnen alle. Doch natürlich stauben nicht alle Tech-Riesen gleichmäßig ab – Ihre Geschäftsmodelle unterscheiden sich natürlich und sind mal besser, mal schlechter für die Pandemie und danach gewappnet. Wenn ihr wissen wollt, wie Google, Apple, Facebook und Amazon untereinander konkurrieren, dann hört gern in unser Big Tech Special unseres neuen Podcasts Wins & Fails mit Steffen und mir rein.

Dem aufmerksamen Leser ist sicher aufgefallen, dass ein Tech-Konzern bisher völlig außen vor gelassen wurde: Amazon. Während die Welt auf eine Rezession zusteuert, kündigte der Onlinehändler im März an, 100.000 neue Stellen zu schaffen. Wie geht das? Die Antwort darauf erwartet euch im zweiten Kapitel: TRADE.

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