„ChatGPT Agent, bestell mir ein Labubu!“ | Projecter Weekly #29 2025
Na gut, dass der neue ChatGPT Agent doch noch nicht alles genau so erledigen kann, wie von OpenAI angekündigt, zeigen die bisherigen Testergebnisse zur Genüge. Also kein Labubu für uns, aber viele News für euch!
Diese Woche erfahrt ihr …
🤖 was Trumps AI Action Plan und der AI Act der EU vorsehen,
🤝 welche Chancen ChatGPTs Agent für Affiliate bereithalten,
❌ welche Themen für Meta Ads bald nicht mehr zugelassen sind.
Entwicklungen & Trends
Der ChatGPT Agent erledigt ab jetzt eure To-dos
OpenAI hat Mitte Juli seinen neuen ChatGPT Agent vorgestellt, der seit letztem Freitag auch in der EU verfügbar ist. Die KI kann nun offiziell selbstständig Aufgaben für Pro-, Plus- und Team-Nutzer*innen erledigen, z. B. eine Restaurantreservierung durchführen. Das funktioniert, indem sie über Konnektoren auf Tools wie Google Drive, GitHub und SharePoint zugreift und mehrere Modelle des Unternehmens vereint: Sie kann gleichzeitig mit Webseiten interagieren, tiefergehende Analysen betreiben und – wie wir es bereits vom ursprünglichen ChatGPT kennen – Gespräche führen.
Eine eigene Automatisierung von ChatGPT war schon zuvor möglich. Dennoch wird das Ganze von OpenAI durch die Agenten-Funktion vereinfacht und zeigt nicht ganz überraschend, wohin die Reise gehen soll. Abseits des Potenzials bleibt die KI den ersten Testergebnissen zufolge gerade bei komplexeren Anfragen noch hinter den Erwartungen zurück – probiert den Agenten doch selbst mal aus, falls ihr einen bezahlten Account habt.
Trumps AI Action Plan: ein weiterer Schritt in Richtung US-Dominanz beim Thema KI
Die Trump-Regierung hat einen weitreichenden „AI Action Plan“ vorgelegt, um die Wettbewerbsfähigkeit der USA im globalen KI-Rennen – insbesondere mit China – zu sichern. Mit rund 90 Maßnahmen will US-Präsident Donald Trump unter anderem Umweltvorschriften lockern, um leichter Rechenzentren bauen zu lassen, und den Export von KI-Technologie aus den USA fördern.
Daneben sollen Länder mit restriktiven Gesetzen gegen US-KI-Konzerne künftig von staatlicher Förderung ausgeschlossen werden. Zugleich will die Regierung nur noch mit Anbietern zusammenarbeiten, deren KI-Modelle als „ideologiefrei“ gelten – ein klarer Angriff auf Anbieter wie Google, denen das Trump-Lager eine linke Schlagseite vorwirft. Das zeigt, wie sehr KI zum ideologischen Schlachtfeld geworden ist: Laut Techcrunch (via OMR Daily) könnten die Maßnahmen dennoch Einfluss darauf haben, wie US-Firmen künftig ihre Modelle trainieren.
Während der AI Action Plan stark in Richtung Deregulierung zugunsten von KI zeigt, hat die EU-Kommission den „AI Act“, eine neue Regulierung für KI „mit allgemeinem Verwendungszweck“ inkl. Leitfaden und Verhaltenskodex, an den Start gebracht: Damit sollen KI-Anbieter ab Anfang August mit Blick auf die Themen Transparenz, Urheberrechte und Sicherheit stärker zur Verantwortung gezogen werden. Auch wenn Unternehmen und vor allem KI-Vorreiter wie OpenAI, Google und Meta nicht unmittelbar mit Problemen durch den Act rechnen müssen, gibt dieser einen etwas anderen Weg vor – von Seiten Metas wurde jedenfalls schon einmal öffentlich geäußert, den Act nicht befolgen zu wollen. Wir halten euch auf dem Laufenden.
Updates zu Google: Trotz KI-Konkurrenz ist das Unternehmen aktuell erfolgreicher denn je
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Norstat im Auftrag der europäischen Investmentgesellschaft Verdane nutzt über die Hälfte der deutschen KI-Nutzer*innen beim Online Shopping zumindest gelegentlich ChatGPT und ähnliche KI-Tools als erste Anlaufstelle für Kaufentscheidungen – noch vor klassischen Suchmaschinen wie Google.
Auch wenn das Thema herkömmliche Online-Marketing-Strategien zunehmend auf die Probe stellt, ist zumindest die Angst vor dem Bedeutungsverlust Googles unbegründet: Denn der Suchmaschinenriese hat in den vergangenen Monaten ordentlich nachgelegt und die Integration von KI soll das Anzeigengeschäft u. a. durch in die AI Overviews integrierte Werbung extrem positiv beeinflussen.
Zudem steckt Google aktuell laut OMR Daily angeblich in Verhandlungen mit Nachrichtenmedien, um diese dafür zu vergüten, dass Nachrichten in den AI Overviews auftauchen. Ein Trost dafür, dass die AI Overviews für deutlich weniger Klicks unterhalb der KI-Zusammenfassungen sorgen: Viele der Portale, wie Wired, versuchen bereits, unabhängiger zu werden und ihr Leserpublikum durch Maßnahmen wie Newsletter und Livestreams wieder mehr an sich zu binden
Affiliate Marketing
ChatGPT: Neue Chancen für Affiliate-Modelle
OpenAI plant, ChatGPT weiter zur Shopping-Plattform auszubauen: Nutzer*innen sollen künftig Produkte direkt im Chat kaufen und bezahlen können – ohne den Online-Shop zu besuchen. Dafür ist eine integrierte Checkout-Funktion geplant. OpenAI würde dabei wie ein Affiliate agieren und bei jedem Kauf eine Provision von den Shopbetreiber*innen erhalten, z. B. von Shopify, das als erster Partner gehandelt wird.
Diese Entwicklung ist Teil eines größeren Trends: Anstatt auf klassische Werbung zu setzen, bevorzugt OpenAI Affiliate-basierte Monetarisierungsmodelle. Schon im Frühjahr wurde eine Produktempfehlungsfunktion vorgestellt, die Shops verlinkt – in Deutschland ist sie bereits verfügbar.
Der oben erwähnte ChatGPT Agent ist da der nächste große Schritt: Er soll Online-Einkäufe zukünftig vollständig übernehmen – inklusive Recherche, Auswahl und potenziell auch Bezahlvorgang. Damit stärkt OpenAI seine Position gegenüber bestehenden Plattformen wie Amazon oder Google, die selbst an KI-Shopping-Agenten arbeiten oder fremde blockieren.
„Für die Affiliate-Branche eröffnet das neue Modell spannende Perspektiven. Wenn ChatGPT Kaufentscheidungen beeinflusst und als Traffic-Lieferant mit integrierter Conversion-Funktion agiert, entsteht ein völlig neuer, provisionsbasierter Distributionskanal.
Gleichzeitig wächst jedoch auch der Wettbewerbsdruck: Wer künftig von der KI empfohlen werden will, muss mit hoher Relevanz, guten Inhalten und starken Daten (z. B. Bewertungen) punkten – klassisches SEO reicht hier nicht mehr.“
Suchmaschinen
Google führt KI-Zusammenfassungen in Google Discover ein
Google setzt seine KI-Offensive fort und rollt nun auch in Google Discover KI-Zusammenfassungen von Nachrichten aus – zunächst in den USA auf Android und iOS. Damit erscheinen unter vielen Artikeln nun kurze Bulletpoints oder Text-Snippets, die Inhalte vorab zusammenfassen. Während das Feature derzeit noch auf Lifestyle-, Sport- und Entertainment-Themen abzielt, schlagen viele Publisher Alarm: Schon in der Google-Suche führen KI-Overviews zu teils drastischen Traffic-Einbußen. Da Discover für viele Medienhäuser eine noch wichtigere Quelle für Reichweite ist, wächst die Sorge vor weiteren Verlusten bei Klickzahlen und Werbeerlösen.
Nach dem Google noch im April ankündigte, Discover auch auf dem Desktop einführen zu wollen, dürfte nun Ernüchterung bei vielen Verlagen einziehen.
Social Ads
Schluss mit gesellschaftlichen Themen in Meta Ads
Meta wird ab Oktober 2025 keine politischen, gesellschaftlichen oder wahlbezogenen Werbeanzeigen mehr in der EU zulassen. Grund dafür ist das neue EU-Gesetz zur Transparenz politischer Werbung (TTPA), dessen Anforderungen Meta als rechtlich und operativ nicht umsetzbar einstuft. Organische politische Inhalte bleiben weiterhin erlaubt, bezahlte Kampagnen aber entfallen komplett. Damit folgt Meta einem ähnlichen Schritt wie zuvor Google.
Social Media
Kleinere Social Media Updates im Überblick
- KI-Chatbots auf Instagram sind nun auch in Deutschland verfügbar:
Sie sollen mit automatisierten Antworten sowie bei der Lead-Generierung unterstützen. Erste Nutzer*innen haben bereits Zugriff auf eigene Bots und das Instagram AI Studio. - Influencer*innen in Deutschland sollen massiv Steuern hinterzogen haben: Allein in NRW handelt es sich um eine Betrugshöhe von rund 300 Millionen Euro. Ein neues „Influencer Team“ ermittelt, wobei vor allem große, professionelle Influencer Accounts im Fokus stehen.
- Substack ermöglicht seinen Nutzer*innen das einfache Erstellen und Monetarisieren von Inhalten, v. a. von Newslettern: In einem detaillierten Bericht stellt die Plattform nun Ergebnisse dazu vor, was Substack User über KI denken und wie sie sie nutzen.