Prompt, Klick, Kauf: Bald kommt ChatGPT Shopping | Projecter Weekly #18 2025
Ceconomy CEO Karsten Wildberger wird Chef des neuen Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung – ein Amt, auf das die gesamte deutsche Digitalbranche mit großer Hoffnung blickt, denn ein Scheitern Deutschlands im KI-Zeitalter während der nächsten Legislaturperiode ist – gelinde gesagt – einfach nicht drin. Währenddessen nimmt sich die EU-Kommission Apple, Meta und Google vor.
Diese Woche erfahrt ihr außerdem …
🤖 wie Shopping auf ChatGPT aussehen wird,
💕 welche Funktionen Metas neue eigene KI-App bereithält
😇 und warum höfliche User OpenAI Millionen kosten.
Entwicklungen & Trends
Neuer Digitalminister steht fest
Die CDU hat die Besetzung ihrer Kabinettsposten in der neuen Bundesregierung bekanntgegeben und seitdem wissen wir, dass ein gewisser Karsten Wildberger – derzeit CEO von Ceconomy (= Mediamarkt und Saturn) – Chef des neu zu schaffenden Ministeriums für Digitalisierung und Staatsmodernisierung werden soll. Und somit wahrscheinlich die nächsten vier Jahre ein wichtiger Akteur für unsere Branche.
Wer sich schonmal bekanntmachen möchte mit ihm, dem empfehlen wir diese Folge des OMR Podcasts aus dem letzten November. Außerdem gibt es mit Philipp Amthor und Thomas Jarzombek zwei parlamentarische Staatssekretäre zur Seite.
OpenAI goes Shopping
Direkte Produktempfehlungen in ChatGPT? Das soll in naher Zukunft möglich sein, OpenAI zeigte gerade erste Demos. Die Aufregung ist groß und eine Vielzahl von Artikeln beschäftigen sich mit dem Thema. Wir versuchen einen ersten Überblick:
- ChatGPT Shopping wird vor allem als Frontalangriff auf Google Shopping gewertet – durchaus mit Erfolgschancen.
- Händler*innen sollen künftig ihre Feeds direkt bei ChatGPT hochladen können.
- Für den Anfang gibt es keine bezahlten Produkt-Listings und/oder Anzeigen, alles ist erstmal organisch.
- Während OpenAI sich noch bedeckt hielt zu möglichen E-Commerce-Partnern, sind sehr eindeutige Hinweise auf eine Shopify-Integration aufgetaucht – wie genau die praktisch aussehen wird, ist allerdings noch völlig offen.
Unser erster Eindruck: Hier könnte eine echte Alternative bzw. ein weiterer hochrelevanter Kanal für E-Commerce-Geschäftsmodelle entstehen. In ersten Interviews zum Thema schien man sich bei OpenAI zumindest der Problematik der (Affiliate-)Provisionierung bewusst zu sein – wenn es hier funktionierende Ansätze gibt, ist unser Affiliate Team sicherlich interessiert.
Millionenstrafen für Apple und Meta
Die Europäische Kommission hat im Verfahren gegen Apple und Meta wegen Verstößen gegen den Digital Markets Act (DMA) ein Urteil gefällt. Diesem ging ein monatelanger diplomatischer Balanceakt voraus. Während die EU sich um die Durchsetzung ihrer Digitalgesetze bemühte, übte die US-Regierung gemeinsam mit Meta-Chef Zuckerberg zunehmend Druck aus, da sie die Maßnahmen als wirtschaftsfeindlich bewertete.
Vor diesem Hintergrund sind die vergleichsweise niedrigen Bußgelder für Apple und Meta vor allem als politisches Signal zu sehen. Immerhin ermöglicht die Gesetzgebung Strafen von 10 Prozent des Jahresumsatzes der Firmen, die Kommission schöpfte nur einen Prozent aus.
Weil Apple es Entwickler*innen entgegen der Auflagen des DMA nicht ermöglicht, Nutzer*innen über günstigere Angebote außerhalb des App Stores zu informieren, handelt es sich laut Kommission um eine unzulässige Einschränkung des Wettbewerbs. Das kostet Apple nun 500 Millionen Euro.
Meta erhält hingegen eine Strafe von 200 Millionen Euro. Grund dafür ist das „Zustimmen oder Zahlen“-Modell, das User vor eine nicht ausreichende Wahl stellt: personalisierte Werbung oder ein kostenpflichtiges Abo. Ergebnis der Untersuchungen durch die Kommission ist, dass bei dem Modell eine echte, datenschutzfreundliche Alternative fehlt.
Beide Unternehmen haben nun 60 Tage Zeit, um die Vorgaben der EU umzusetzen. Die Entscheidungen gelten als wegweisend für die Durchsetzung des DMA und sollen faire Bedingungen auf digitalen Plattformen sichern. Sollten die Vorschriften nicht innerhalb des vorgegebenen Zeitraums eingehalten werden, könnten daraus weitere Sanktionen resultieren.
Suchmaschinen
Googles KI-Übersichten unter der Lupe
Die EU-Kommission bestraft nicht nur Apple und Meta, sondern untersucht aktuell auch Googles neue KI-Übersichten, die Nutzer*innen KI-generierte Antworten direkt in den Suchergebnissen liefern und dadurch den Traffic von anderen Webseiten verringern. Im Fokus stehen mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht, da Inhalte ohne Zustimmung verwendet werden, sowie die Frage, ob Google seine Marktmacht missbraucht und gegen den Digital Markets Act (DMA) und Digital Services Act (DSA) verstößt.
Außerdem wird geprüft, ob die Funktion die Medienvielfalt gefährdet, da unabhängige Medien durch Traffic-Verluste in ihrer Existenz bedroht sein könnten, was dem European Media Freedom Act (EMFA) widerspricht. Die Untersuchung ist Teil einer umfassenden Prüfung von Googles Marktverhalten in Europa.
Social Ads
Meta rollt Werbeanzeigen auf Threads aus
Meta startet mit dem Rollout von Werbeanzeigen auf Threads. Nach einer Testphase Anfang 2025 ermöglicht das Unternehmen nun also laut einem Blogbeitrag auch auf dieser Plattform allen qualifizierten Werbetreibenden die Schaltung von Ads. Unternehmen können ihre laufenden Kampagnen ohne großen Aufwand darauf ausweiten.
Der Rollout beginnt zunächst in bestimmten Märkten und wird nach und nach auf weitere Regionen erweitert.
Social Media
Was in der Zwischenzeit geschah …
Im Bereich Social Media hat sich einiges an News, vor allem von Meta, angesammelt, die wir euch nicht vorenthalten wollen, die aber jeweils auch keinen Deep Dive lohnen. Deswegen hier einfach mal die Übersicht:
- Instagram Edits ist da: Lang erwartet und in den ersten Praxistests eher underwhelming, ist Instagrams Konkurrenz-App zu TikToks CapCut nun in den App Stores verfügbar. Wir wünschen fröhliches Video schneiden und schauen uns das noch genauer an.
- Meta hat außerdem eine eigenständige KI-App veröffentlicht, die Funktionen wie Text- und Sprachinteraktion, Bildgenerierung sowie Websuche bietet. Ein besonderes Merkmal ist der „Discover“-Feed, der es Usern ermöglicht, KI-Interaktionen von Freunden zu sehen und darauf zu reagieren.
- Meta bietet auf Instagram, Facebook und WhatsApp KI-gestützte Chatbots mit Stimmen von Prominenten an. Blöd nur, dass auch minderjährige Nutzer*innen diese Bots in Sex-Chats verwickeln konnten – Meta soll laut einem Bericht die Sicherheitsvorkehrungen bewusst gelockert haben, um die „Gespräche“ interessanter zu gestalten.
- Metas AI soll on top für europäische User trainiert werden – welche Daten sind da wohl nützlicher als die öffentlichen User-Daten aus Europa? Wenn ihr nicht wollt, dass eure Daten zum Training der KI verwendet werden, zeigt euch ZDF heute, wie ihr der Nutzung widersprecht.
- Opa- statt Enkeltrick: Weinende Enkel*innen beklagen laut auf TikTok das scheiternde Business ihrer Großeltern und rufen zum Kauf auf. Problem: alles nur KI-Fakes, wie eine Recherche von Business Insider (€) aufdeckt (via OMR Daily). Augen auf beim Online Shopping, denn die Betrugsmaschen werden immer raffinierter.
- Passend dazu gibt es vor allem in den USA offenbar immer mehr Versuche, mit Deep Fakes an Remote-Stellen zu kommen, die dann von KI ausgeführt werden. Da auch die Job-Interviews meistens nur per Call durchgeführt werden, wird hier mit Videofiltern und anderen Betrugsmaschen gearbeitet. Aus Europa ist bislang kein entsprechender Fall bekannt, aber wer weiß – doch mal am besten alle Mitarbeitenden zum Sommerfest einladen!
- WhatsApp hat ein neues Feature namens „Erweiterter Chat-Datenschutz“ freigeschaltet, was unter anderem den Export eines so gesicherten Chats unterbindet. Das ist erstmal alles nicht bahnbrechend, zeigt aber zumindest, dass ein gewisses Problembewusstsein für sensible Informationen und Konversationen vorhanden ist.
Meme der Woche
Danke, ChatGPT 😇
Bedankt ihr euch auch ab und zu für gute Antworten bei ChatGPT? Mit den paranoiden Gedanken, im Falle einer dystopischen KI-Weltmacht verschont zu bleiben, seid ihr jedenfalls nicht alleine, wie dieses Meme auf Reddit zeigt.
Mittlerweile hat OpenAI-Chef Sam Altman öffentlich geteilt, dass Höflichkeiten wie diese „mehrere zehn Millionen Dollar“ an zusätzlichen Stromkosten verursachen. Na, okay …