Social Media Jahresrückblick 2022

Ein Jahr voller Neuigkeiten und Überraschungen: Welche Plattformen sind der neue Stern am Social-Media-Himmel, entwickeln sich weiterhin positiv oder konnten 2022 weniger gut bei den Nutzer*innen punkten? Und welche Features gab es jetzt noch kurz vor Jahresende, die ihr euch schon mal für 2023 genauer ansehen solltet? Wir haben euch die größten Highlights und wichtigsten Neuerungen von 2022 in unserem Social-Media-Jahresrückblick zusammengefasst.

BeReal – Was ist das eigentlich?

„It’s BeReal time!“ heißt es einmal täglich bei den über 20 Millionen täglichen Nutzer*innen der App BeReal. Gegründet in 2020, hat die App vor allem im Jahr 2022 viele Nutzer*innen dazu gewonnen. Denn das Prinzip ist so einfach wie genial: Alle Nutzer*innen bekommen einmal täglich eine Push-Benachrichtigung, mit der sie dazu aufgefordert werden, eine Momentaufnahme mit ihren Freund*innen zu teilen. Zwei Minuten hat man dazu Zeit und das Bild wird mit Front- und Rückkamera aufgenommen, sodass ein realer Einblick in die aktuelle Situation entsteht. Sobald man sein Foto gepostet hat, kann man auch die Momentaufnahmen seiner Freund*innen ansehen und mit sogenannten RealMojis darauf reagieren.

Einblicke in die Trend-App BeReal (Quelle: BeReal)

Eine App für mehr Realität

Genau dieser reale Einblick in den Alltag macht die App so interessant: Ein kurzer Moment, den alle miteinander teilen und eine Möglichkeit des weiteren, gegenseitigen Kennenlernens. Mit der App sieht man ganz ungeschönt, wer gerade mit seiner Wäsche beschäftigt ist, wer gerade in der Bibliothek lernt oder wer vor dem Ofen sehnsüchtig auf seine TK-Pizza wartet. Bei BeReal gibt es keine Filter oder ähnliche Dinge, die vom realen Eindruck ablenken könnten. Deine Freund*innen sehen außerdem, wie oft die Aufnahme deines BeReals wiederholt wurde, was den Druck erhöht, eine spontane Momentaufnahme zu machen.

Mehr als nur ein Hype?

Innerhalb von nur einem Jahr hat die App deutlich an Nutzer*innen gewonnen. Im Juli 2021 waren es noch 921.000 aktive monatliche Nutzer*innen, im Juli 2022 bereits 21,6 Millionen – Tendenz steigend. Die App ist so ganz anders als typische soziale Netzwerke und genau das macht sie so spannend. TikTok hat das erkannt und verkündet im September den Launch ihres eigenen BeReal-Verschnittes TikTok Now. Auch dort ist es möglich, einen bestimmten Moment durch eine Aufnahme über Front- und Rückkamera mit seinen Followern zu teilen. Im Gegensatz zu BeReal, wo nur Fotos geteilt werden, sind bei TikTok Now aber auch kurze Videoaufnahmen möglich.

Instagram lässt selbstverständlich nicht lange auf sich warten und zieht mit dem sehr ähnlichen Storyformat Glimpse nach, was sich momentan noch in der Entwicklung befindet.

Wie geht es nun mit BeReal weiter? Im September wurde berichtet, dass BeReal bezahlbare In-App-Features plant. Kostenpflichtige Werbung sei aber nicht Teil der Überlegungen gewesen. Wir sind also gespannt, was die Trend-App noch so für uns bereithält. Eins ist klar: Das BeReal-Prinzip verbindet uns noch ein bisschen mehr mit unseren Freund*innen und lässt uns – wenn auch nur für einen kurzen Moment des Tages – an ihrem Alltag teilhaben. Das lieben wir!

Unser Thema des Jahres 2022

Twitter: Ein Kauf mit Folgen

An diesem Thema kam 2022 definitiv niemand vorbei: Milliardär und Unternehmer Elon Musk kaufte den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Verhandlungen haben uns seit dem Frühjahr begleitet, denn sie starteten bereits im April. Es folgte ein ziemliches Hin- und Her. Am 28. Oktober 2022 war es dann schließlich so weit: Elon Musk kauft Twitter für satte 44 Millarden US-Dollar. Kurz danach entlässt Musk mehrere Topmanager und will laut Bloomberg nun ganz allein Chef des Kurznachrichtendienstes werden. Und das sollte nicht die einzige radikale Entscheidung des Tesla-Mitgründers sein. Anfang November kündigt Musk Einsparungen im Personal an und wenige Stunden später wird die Hälfte der 7.500 Twitter-Angestellten per E-Mail gekündigt.

Verifizierungen für alle gegen Geld

Am 9. November führte Twitter mit „Twitter Blue“ einen neuen Abo-Service ein. Für eine monatliche Rate von acht Dollar bekommt man den „blauen Haken“, welcher Accounts als offizielle Accounts verifiziert. Was folgt, ist ein Durcheinander an angeblich verifizierten Fake-Accounts, welche als Politiker*innen, Marken oder als Elon Musk selbst auf Twitter kommunizierten. Danach wurde Twitter Blue erst einmal wieder eingestellt.

Wie geht es weiter?

Werbekund*innen, wie große Automobilhersteller, wenden sich bewusst von Twitter ab und Nutzer*innen wechseln vermehrt zu Alternativen, wie dem Netzwerk Mastodon. Es bleibt also spannend, wie sich Twitter in den nächsten Monaten unter der Leitung von Elon Musk entwickeln wird.

TikTok: ein steiler Nutzeranstieg

Die Nutzerzahlen von TikTok sind auch 2022 weiterhin rasant gestiegen. Waren es im Oktober in Deutschland noch etwa 10,7 Millionen Nutzer*innen, sind es nur ein Jahr später bereits 19,2 Millionen Nutzer*innen. Weltweit gibt es mittlerweile 1,7 Milliarden User. Die Mehrzahl von ihnen nutzt die App täglich – und das nicht wenig: Im zweiten Quartal 2022 verbrachten die Nutzer*innen durchschnittlich 95 Minuten täglich auf TikTok. Die Verweildauer auf der Plattform ist außerdem deutlich länger als bei anderen sozialen Netzwerken: Nutzer*innen verbringen im Schnitt täglich 44 Minuten länger auf TikTok als auf Instagram.

TikTok, die neue Suchmaschine

Eine interessante Erkenntnis: Gen Z nutzt TikTok vermehrt als Suchmaschine. 40 % der jungen Nutzer*innen greifen weniger auf klassische Suchmaschinen zurück, sondern nutzen die TikTok-Suche, um sich über bestimmte Themen zu informieren. Diese Erkenntnis nutzt TikTok, um die Suchleiste in der App noch prominenter hervorzuheben und gibt den Usern usätzlich die Möglichkeit, direkt von der Kommentarspalte aus via Links nach bestimmten Begriffen und Wortgruppen zu suchen:

TikTok und der Datenschutz

Ein Thema, mit dem TikTok in diesem Jahr auf viel Kritik gestoßen ist: der Datenschutz. Vor allem in den USA wurden 2022 die Bedenken um Datenschutz und nationale Sicherheit gegenüber ByteDance, dem Betreiber der App, laut.  Ein Verbot der App in den USA wird aktuell diskutiert.

Ganz viel Neues!

Einige Updates von 2022 haben dazu geführt, dass TikTok mittlerweile viel mehr ist als eine App mit kurzen Videoinhalten. Im Februar kündigte TikTok die Einführung von bis zu 10-minütigen Videoinhalten an – und macht damit YouTube Konkurrenz. Im Juli folgt eine weitere Neuerung: TikTok Stories, inspiriert von der Story-Funktion auf Instagram. Im September folgt, wie bereits oben beschrieben, TikTok Now. Nur wenige Wochen später bekommen Nutzer*innen die Möglichkeit, Foto-Inhalte im Carousel-Format zu teilen und mit Musik zu hinterlegen. Ende des Jahres wurden zudem Pläne laut, dass TikTok mit einer App namens TikTok Music Spotify und Apple Music Konkurrenz machen möchte. Wir sind gespannt, mit was uns TikTok im nächsten Jahr noch so überrascht.

Instagram: Wie sieht es hier aktuell aus?

Instagram bleibt weiterhin sehr beliebt. Im Dezember 2021 erreichte die App einen neuen Meilenstein mi zwei Milliarden aktiven Nutzer*innen und auch 2022 steigen die Nutzerzahlen weiterhin – wenn auch nicht so explosiv wie bei TikTok oder BeReal. Auf der Rangliste ist Instagram immer noch weit oben: Nach Facebook, YouTube und WhatsApp ist Instagram das viertbeliebteste Social-Media-Netzwerk der Welt. TikTok folgt nach WeChat auf Platz 6.

Reels, Reels, Reels

Das schien das Instagram-Motto für 2022 gewesen zu sein. Instagram hat die deutlich längere Verweildauer von Nutzer*innen auf TikTok erkannt und veröffentlicht eine Reel-Neuerung nach der nächsten. Unter anderem werden neue Bearbeitungstools gelauncht und Creator können sich bei verstärkter und regelmäßiger Reel-Nutzung „Badges“ verdienen, welche in ihrem Profil angezeigt werden sollen. Auch das Layout der App wurde verändert: Nun können Nutzer*innen über einen Button direkt auf einen eigenen Reel-Home-Feed zugreifen, welcher der TikTok-Startseite sehr ähnelt.

Trotz aller Bemühungen wurde im Herbst 2022 festgestellt, dass wenige Creator selbst Reels erstellen. Stattdessen kommen über ein Drittel der Reels von Drittplattformen, vor allem von TikTok:

Der passende Soundtrack

Musik ist beliebt bei Instagram. Ob in Stories oder Reels, User teilen fleißig ihre Lieblingslieder mit ihrer Community. Seit November hat man zusätzlich die Möglichkeit, ein Lied zu Foto-Posts im Feed hinzuzufügen. Die Länge des Songs kann zwischen fünf und 90 Sekunden frei gewählt werden und wird abgespielt, sobald man das Bild anschaut. Eine schöne Möglichkeit, die den Feed jetzt noch persönlicher macht und Erinnerungen weckt.

Social-Media-Manager*innen und Creator atmen auf

… denn endlich können Instagram-Beiträge und Reels in der App selbst vorgeplant werden. Das könnte die Content-Planung deutlich vereinfachen und macht die Nutzung von zusätzlichen Tools überflüssig.

(Quelle: @creators auf Instagram)

Facebook: auch hier sind Videos zentral

Nachdem die App zu Beginn des Jahres einen Nutzerrückgang von einer Million täglich aktiver Mitglieder binnen drei Monaten verzeichnete, rappelte sich das soziale Netzwerk wieder auf und konnte ein Wachstum vorweisen.

Auch Facebook konzentriert sich nach dem Durchbruch von TikTok vermehrt auf Video-Content, wie Facebook Reels. Nach dem weltweiten Launch im Februar haben Nutzer*innen jetzt immer mehr Möglichkeiten, Reels zu erstellen und zu teilen. Seit März ist es z. B. möglich, Facebook Stories in Reels umzuwandeln. Seit September können Social-Media-Manager*innen und Creator ihre Reels auch direkt über Drittplattformen auf Facebook teilen.

Hallo Professional Mode!

Im November war es so weit: Meta führte den Professional Mode für alle Profile auf Facebook ein. Eine tolle Option, vor allem für Creator, mehr Insights zu erhalten und einen Überblick über die Monetarisierung ihrer Beiträge zu bekommen.

Der Professional Mode (Quelle: Facebook)

LinkedIn: mehr Persönlichkeit im Feed

Einen Trend, den wir im vergangenen Jahr im LinkedIn-Universum erkennen konnten: Das berufliche Netzwerk wird persönlicher. Zwischen den altbewährten Postings zu Beförderungen, Jobwechsel und Stellenangeboten tummeln sich immer mehr persönliche Geschichten und Fotos – was nicht immer auf positive Rückmeldungen stößt, denn einige sehen das berufliche Netzwerk nicht als den Platz für private Themen. Das hält die Nutzer*innen nicht davon ab, ihrer Community persönlichere Einblicke in ihren (Arbeits-)Alltag zu geben, wie „Ella“-CEO Erin Gallagher, welche ihre Erfahrungen beim Stillen ihres Sohnes und ihrer Rückkehr in den Beruf teilt. „HyperSocial“-CEO Braden Wallake geht mit seinem LinkedIn-Post viral, indem er offen seine Emotionen nach der Kündigung eines Mitarbeitenden zeigt.

Wir finden: Auch private Themen haben auf LinkedIn ihren Platz und ihre Berechtigung. Emotionen, Tränen, Stress und Ärger gehören zum beruflichen Alltag genauso dazu wie Meetings und E-Mails. Gerne mehr davon in 2023!

Neue Features ohne Ende

Kurz vor Jahresende dürfen sich LinkedIn-Nutzer*innen über zwei langersehnte Features freuen: Videos werden durch Auto Captions automatisch mit Untertiteln versehen – zumindest in der englischen Sprache. Ein super Feature, was die Benutzerfreundlichkeit fördert.

Erste User haben außerdem die Möglichkeit, Beiträge in der App vorzuplanen. Wie auch bei Instagram erleichtert das die Redaktionsplanung – vor allem für Unternehmen – ungemein:

Außerdem wurde in diesem Jahr die Sicherheit bei LinkedIn erhöht. Profile können über den Button „Über dieses Profil“ schneller auf Spam oder Fälschungen kontrolliert werden und automatische Hinweise innerhalb der Nachrichtenfunktion machen auf mögliche Betrüger*innen aufmerksam.

Wir sind sicher, auch 2023 wird es in der Social-Media-Welt keinen Stillstand geben. Und das ist versprochen: Wir halten euch auf dem Laufenden!

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