Tipps für eine umfassende Keyword-Recherche

Auch in Zeiten einer sich wandelnden SEO-Branche und Kolibri-Schwärmen am Suchmaschinen-Horizont gibt es ein paar Dinge, die auch auf absehbare Zeit noch in den „Werkzeugkasten“ eines jeden SEOs gehören werden. Zu diesen Basics gehört auch das Wissen, wie man eine möglichst umfassende Keyword-Recherche durchführt.
Hatte sich der Zweck dieser in der Vergangenheit oft darin erschöpft, Fokus-Keywords zu identifizieren und auf diese zu optimieren, kann eine gut gemachte Keyword-Recherche doch deutlich mehr. Sie kann euch verraten, wonach gesucht wird, was die Suchenden interessiert und so Anhaltspunkte geben, in welchem thematischen Umfeld ihr eure Projekte und Content Kampagnen aufbauen könnt. Insbesondere Longtail-Suchanfragen kommt dabei natürlich eine große Rolle zu. In diesem Beitrag möchte ich deshalb zeigen, wie ihr eine Keyword-Recherche möglichst umfassend aufziehen könnt, um möglichst viele Daten zusammenzutragen.

1. Die eigenen Daten sichten

Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten an Keyword-Daten zu gelangen: kostenlose und kostenpflichtige. Das Problem: nicht jeder kann sich gleich mehrere solcher Tools leisten und nicht jeder nutzt sie so umfangreich, dass sich die Anschaffung lohnt. Bevor man sich zusätzliche und gegebenenfalls kostenpflichtige Tools für die Recherche ins Boot holt, sollte man sich also umsehen, über welche Daten man gegebenenfalls schon selbst verfügt. Nachfolgend soll es also zunächst um die Aggregation dieser Daten gehen.

1.1. Google Analytics und Webmaster Tools

Die Mehrheit der Webmaster verfügt über einen Google Webmaster Tools Account und viele haben auch Google Analytics eingebunden. Und auch, wenn Google Analytics durch die Not-Provided-Problematik uns heute sehr viel weniger Keyworddaten als früher ausspuckt, sollten diese Tools dennoch den Start der Recherche bilden.
Im Google Analytics findet ihr den Bericht für organische Suchanfragen im Bereich Akquisition->Keywords->Organisch:
analytics
In unserem Beispiel seht ihr, dass der (not set)-Anteil gute 80% der Suchanfragen ausmacht. Dennoch sollte auf die Daten aus Google Analytics nicht verzichtet werden, auch wenn es nur knapp 20% sind. Mein Tipp: auch die historischen Keyword-Daten ziehen! Stellt den Zeitraum also auf den größtmöglichen Bereich ein, in dem ihr Daten zur Verfügung habt, und exportiert alle Keyword-Daten als .csv oder in einem anderen für euch passenden Dateiformat. Die entsprechende Exportfunktion findet ihr im Fenster ganz oben.
In den Google Webmaster Tools könnt ihr auf die Suchanfragen der letzten 3 Monate zugreifen. Entsprechend wäre es ratsam, diese Daten regelmäßig zu exportieren, um sie nicht zu verlieren. Ihr findet sie unter Suchanfragen->Suchanfragen und könnt sie unter dem Dialog „Diese Tabelle herunterladen“ exportieren:
Webmaster Tools

1.2. Google AdWords Suchanfragenbericht

Nicht wenige betreiben auch eine Anzeigenschaltung für die bezahlte Suche. Wer dies macht, befindet sich, je nach Aussteuerung der Anzeigen, in der komfortablen Position aktuelle Suchanfragenberichte aus AdWords exportieren zu können. Primär werden diese Daten zwar genutzt, um die Anzeigenschaltung zu optimieren, aber sie gehören zu den konkretesten Daten zur Google-Suche, die wir als Online-Marketer zur Verfügung haben. Wenn ihr also AdWords-Anzeigen schaltet: Suchanfragen fleißig exportieren und in die Sammlung aufnehmen.
Zum Suchanfragenbericht kommt ihr über den Tab Keywords->Details->Suchbegriffe Alle.
adwords
Das kann man je nach Wunsch auf Anzeigengruppen-, Kampagnen- oder Kontoebene machen. Die Qualität der Daten für die Suchmaschinenoptimierung beruht natürlich auch darauf, wie ihr eure Kampagnen ausgerichtet habt. Je nach eingebuchter Keywordoption laufen in das AdWords-Konto jede Menge Longtail-Suchanfragen ein. Nicht selten müssen diese dann aus Kostengründen in AdWords ausgeschlossen werden, aber sie können für die Suchmaschinenoptimierung durchaus relevant sein. Auch hier solltet ihr den Zeitraum möglichst auf den gesamten Zeitraum der Anzeigenschaltung einstellen, um möglichst viele Daten zu erwischen. Diese Möglichkeit ist zwar nicht kostenlos, aber wer Geld für eine AdWords Anzeigenschaltung ausgibt, sollte die darin einlaufenden Daten auch möglichst für andere Kanäle nutzen.

1.3. Site-Search-Tracking nutzen

Viele Webseiten verfügen über eine interne Suche, die uns ebenfalls wertvolle Hinweise auf Nutzerintentionen geben kann. Auswerten lässt sich die interne Suche ebenfalls mit Google Analytics, aber oftmals wird diese Option nicht genutzt. Dafür muss in Analytics lediglich der entsprechende Suchparameter hinterlegt werden und die Suchanfrage in der URL vorkommen. Die entsprechende Einstellung findet sich in Analytics unter Verwaltung -> Datenansicht -> Einstellungen der Datenansicht -> Site-Search Einstellungen:
site search
Die interne Suche unserer Seite sieht z.B. so aus: https://www.projecter.de/blog/?s=SEO. Der Suchparameter wäre in diesem Fall also der Buchstabe „s“. Wenn die Option aktiviert ist, können die Daten anschließend im Bericht Verhalten->Site Search eingesehen und natürlich auch exportiert werden.

2. Daten aus externen Tools sammeln

Als zweite Möglichkeit haben wir dann noch die Fülle an externen Tools, die teils kostenlos, teils kostenpflichtig, Daten aggregieren und ihren Nutzern bereitstellen.

2.1. Longtails finden

Es gibt eine Reihe von Tools, die gute Longtail-Keywords zur Verfügung stellen. Nicht zuletzt ist auch der Google AdWords Keyword Planer natürlich immer eine gute Quelle für neue Keywords. Hier empfehle ich, ein wenig mit der Ideensuche für Keywords herumzuspielen:
kw planer
Dabei sollte man nicht nur Beispielkeywords eingeben und sich verwandte Suchanfragen anzeigen lassen, sondern auch einmal nur Zielseiten eingeben. Hier kann man wunderbar die eigenen Unterseiten oder die der Konkurrenz einmal einzeln durchchecken lassen und sich die Ergebnisse herunterladen. Außerdem gibt es noch weitere speziell auf Longtail-Suchanfragen spezialisierte Tools. Die Searchmetrics Suite ermöglicht eine Keyword-Recherche, die viele Longtails vorschlägt und auch mit eigenen Daten zu Suchvolumen und Wettbewerb unterfüttert. Sie ist allerdings kostenpflichtig. Kostenlose und gut zu nutzende Keywordtools für Suggestions sind außerdem ubersuggest.org und keywordtool.io. Bei Übersuggest gibt es zwar keine direkte Exportfunktion, aber man kann die Keywords auch einfach im Ergebnisfenster markieren und z.B. in eine Excelspalte einfügen. Keywordtool.io bietet eine Kopierfunktion für alle Keywords an, mit der man dann ebenso verfahren kann.

2.2. Synonyme finden

Auch Synonyme spielen bei der Keyword-Recherche eine entscheidende Rolle. Oft kommt es vor, dass es einen passenden synonymen Begriff mit einem höheren Suchvolumen gibt, den man selber nicht auf dem Schirm hatte. Auch dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten der Recherche. Hier einige Beispiele:
Wikipedia-Artikel
www.synonyme.woxikon.de
www.wikimindmap.org
www.openthesaurus.de
www.metager.de/asso.html

2.3. Keywords der Konkurrenzseiten

Es kann auch immer lohnen, sich die Rankings der Seiten aus dem Konkurrenzumfeld anzusehen. Diese lassen sich beispielsweise in Sistrix oder Searchmetrics ermitteln und exportieren.

2.4. Den eigenen Kopf benutzen

Immer noch das wichtigste Tool von allen: Der eigenen Kopf! Wir alle sind nicht nur Marketer, sondern auch selber Konsumenten. Wir haben in dieser Kombination oft ein sehr gutes erstes Gefühl, was Menschen suchen könnten. Schaut euch auf der Seite um. Welche Keywords werden im Menü, in Kategorien etc. benutzt? Wie sieht es bei der Konkurrenz aus? Das mag seine Zeit brauchen, man sollte sich aber immer die Zeit nehmen ganz naiv manuelle Kombinationen im Kopf durchzugehen, sich in den Suchenden hinein zu versetzen, diese zusammenzutragen und in die Sammlung zu übernehmen. Aus Agentursicht ist es auch essentiell, sich mit demjenigen, für den man die SEO-Dienstleistungen erbringt, genau auseinanderzusetzen. In einem Gespräch sollten wichtige Begriffe und Synonyme aus der Branche erfragt werden. Oft ergeben sich erst bei der manuellen Kombination von Begriffen die hochfrequenten Suchbegriffe, auf die man automatisiert nur selten stößt.

3. Daten zusammenfassen und analysieren

Jetzt habt ihr aus allen möglichen Bereichen Keywords zusammengetragen, mehrere .csv-Dateien im Download-Ordner liegen und eine Liste mit eigenen Ideen zusammengetragen. Und nun? Jetzt sollten alle diese Keywords in einer einzigen Liste, beispielsweise einer Excel-Tabelle, zusammengefasst und nacheinander auf ihr Suchvolumen untersucht werden. Dies könnt ihr auch wieder mit dem Google AdWords Keyword Planer bewerkstelligen. Auch dies benötigt wieder etwas Zeit, da der Keyword Planer leider nur Keywordlisten bis zu 800 Keywords nimmt. Je nach Umfang eurer Liste sollte hierfür also etwas Zeit eingeplant werden. Die Ergebnisse des Keyword Planers können dann wieder exportiert und in eine zweite Excel-Tabelle importiert werden. Dies ist dann eure fertige Keyword-Recherche, in der ihr mit der Filterfunktion von Excel nach Suchvolumen sortieren oder im Keywordfeld nach Worten und Silben suchen könnt. Diese Tabelle ist dann die perfekte Arbeitsgrundlage, um Onpage-Anpassungen abzuleiten oder auf der Suche nach suchvolumenstarken Content-Themen zu gehen. Viel Spaß beim Ausprobieren!

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6 Kommentare
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Tipps für eine umfassende Keyword-Recherche - E-COMMERCE-NEWS.NET
vor 9 Jahren

[…] Tipps für eine umfassende Keyword-Recherche […]

Robert
Robert
vor 9 Jahren

Vielen Dank für den Artikel!
Spontan zu nennen wäre sicherlich noch Google Auto Suggest. Ein wichtiges Keyword in die Suche eingeben und schauen, was Google automatisch ergänzt!

Fabian
Fabian
vor 9 Jahren
Antwort an  Robert

Hallo Robert,
Danke für deinen Hinweis. Google Suggest ist auf jeden Fall eine wichtige Quelle für Longtails. Mit den im Artikel erwähnten Tools Übersuggest und Keywordtool.io beziehen beide ihre Daten aus Google Suggest.
Beste Grüße!

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vor 8 Jahren

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vor 4 Jahren

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