Wenn die KI im Krieg mitmischt | Projecter Weekly #26 2025
Macht KI wirklich dumm? Und können Kinder bald per KI mit Barbie sprechen? Wie gefährlich wird es eigentlich, wenn KI so langsam, aber sicher eine der Hauptrollen in Kriegskonflikten einnimmt? Ihr merkt schon, wir haben diesmal wieder viele News zum Thema Künstliche Intelligenz dabei.
Diese Woche erfahrt ihr außerdem …
📰 mehr über die Ergebnisse des Reuters Digital News Reports,
🌱 was TikTok aktuell für die Umwelt tut,
💭 wie es mit Werbung auf WhatsApp in der EU weitergeht.
Entwicklungen & Trends
Reuters Digital News Report 2025 erschienen
Reuters hat einen neuen Digital News Report veröffentlicht: eine der umfangreichsten und am besten recherchierten Untersuchungen neben der ARD/ZDF-Onlinestudie zum Thema Mediennutzung und Nachrichtenkonsum.
Das Leibnitz-Institut für Medienforschung, das die Studie für Deutschland durchgeführt hat, hat die Ergebnisse auf seiner Seite zusammengefasst:
- Das Vertrauen in Medien bleibt stabil – Skepsis gegenüber KI-News: 45 % der erwachsenen Online-Nutzer*innen in Deutschland halten Nachrichten für vertrauenswürdig; öffentlich-rechtliche und regionale Medien genießen das größte Vertrauen. KI-generierte Inhalte werden eher skeptisch gesehen.
- Fernsehen ist immer noch die wichtigste Nachrichtenquelle: 61 % schauen regelmäßig TV-Nachrichten; 43 % nennen TV und 42 % das Internet als Hauptnachrichtenquelle.
- Klassische Nachrichtenmedien dominieren den News-Konsum auf Social Media: YouTube, WhatsApp und Facebook sind die meistgenutzten Plattformen dafür.
- TikTok & Co. gelten als Desinformationsquelle: TikTok, X und Facebook gelten als besonders anfällig für Falschinformationen. 40 % der Befragten würden fragwürdige Inhalte bei seriösen Quellen bewusst prüfen.
- Skepsis bei automatisch erzeugten Nachrichten: 54 % der Befragten fühlen sich unwohl bei rein KI-erstellten News-Inhalten; jüngere Zielgruppen zeigen mehr Offenheit für KI-gestützten, personalisiert aufbereitete News.
- Das Interesse bleibt stabil – aber die Nachrichtenvermeidung steigt: 55 % zeigen starkes Interesse an Nachrichten. 71 % vermeiden sie gelegentlich, vor allem wegen negativer Inhalte, Krieg und Überforderung.
Hier wird’s gefährlich: Wenn die KI im Krieg mitmischt
In der Berichterstattung geht es bei kriegerischen Auseinandersetzungen, wie aktuell zwischen Israel, den USA und dem Iran, vor allem um die Geschehnisse vor Ort: Dennoch müssen wir uns daran gewöhnen, dass mittlerweile auch der digitale Raum eine Rolle spielt. Im Nachgang von US-Präsident Trumps Intervention wurde nicht nur vor Cyberangriffen gewarnt, sondern der Konflikt insgesamt ist medial auch stark von KI-generierten Video-Fälschungen geprägt, die unter den Begriff AI Slop gefasst werden können, über den wir bereits berichtet haben.
Handelte es sich dabei um unschöne KI-Generierungen, bei denen relativ schnell erkennbar ist, dass sie nicht die Realität darstellen, gestaltet sich das bei Kriegsdarstellungen schon deutlich schwieriger: Hintergrund sei laut 404media, dass die Medienberichterstattung auf beiden Seiten beschränkt ist – Israel etwa warnt davor, eigenes Material zu teilen, wodurch KI‑Propaganda die Lücken füllt. Verbreitet wurden unter anderem gefälschte Szenen von angeblich abgeschossenen Kampfflugzeugen. Diese Entwicklung reicht bis in offizielle Kanäle: Sowohl der iranische Supreme Leader als auch der israelische Verteidigungsminister veröffentlichten KI‑Animierte Videos von Raketenstarts.
Forscher*innen können einige dieser Fälschungen dank Tools wie SynthID bewusst identifizieren – viele Nutzer*innen aber natürlich nicht. So verschwimmt Wahrheit und Fiktion bei einem Thema, in das die Öffentlichkeit ohne Berichterstattung sehr wenig Einblick hat – eine der unschönen und gefährlichen Seiten von KI.
Ganz passend dazu berichtete der Social Media Watch Blog (€), dass immer mehr Tech-Firmen offen mit dem US-Militär kooperieren. Führende Köpfe von OpenAI, Meta und Palantir sind nun Teil der neuen Reserveeinheit „Detachment 201“, die Technologie-Expertise mit militärischer Innovation verbinden soll. Parallel investieren Unternehmen wie OpenAI und Spotify in militärische KI- und Drohnentechnologie – gut zu wissen …
Weltwissen nach Musk: Grok soll „umtrainiert“ werden
Elon Musk plant laut mehreren Berichten ein radikales Re-Training von Grok, dem hauseigenen KI-Modell von xAI. Das Ziel: Die Entfernung von Quellen, die Musk als politisch oder kulturell „einseitig“ empfindet – darunter Wikipedia, bestimmte Medienmarken und öffentlich-rechtliche Inhalte. Stattdessen soll Grok künftig auf ein „neutral editiertes Weltwissen“ zugreifen.
Kritiker sprechen von einer digitalen Bücherverbrennung und warnen vor einer inhaltsseitigen Verzerrung von KI-Wissenssystemen – ganz im Sinne von „Was nicht ins Weltbild passt, wird rausgefeuert“. Laut Futurism und The Decoder könnte Grok langfristig sogar mit einem vollständig neu-kuratierten Datenbestand betrieben werden – losgelöst von etablierten Wissensplattformen.
Je stärker sich KI-Systeme künftig in ihrer Datenbasis voneinander entfernen (und derzeit sind sie noch recht nah beisammen, offenbar ja sehr zum Ärger von Elon Musk), desto wichtiger wird es, Content-Strategien und Tonalität je nach Plattform anzupassen. Wer KI-Tools für Werbetexte, Recherche oder Trendanalyse nutzt, sollte wissen, womit die Systeme trainiert sind – und welche Filter mitlaufen.
Suchmaschinen
Echte Markenprodukte auf Temu?
Ja, die gibt es jetzt: Große Marken wie Nike, Puma & Co. sind jetzt auf Temu erhältlich – die authentischen Produkte, nicht nur Fälschungen. Das könnte die Stellung von Temu langfristig positiv beeinflussen. Währenddessen haben die Unternehmen nun zumindest die Chance, sich gegen Fakes zu positionieren. Die Produkte sind allerdings auch auf Temu nicht billig, sondern teilweise teurer als in länger etablierten Onlineshops. Aus diesem Grund bleibt abzuwarten, ob die – vermutlich überwiegend schnäppchenjagende – Zielgruppe von Temu auch bei Premium-Preisen zuschlägt.
VEO 3 kommt für Creator auf YouTube
VEO 3 wird im Sommer für Creator im Shorts-Bereich auf YouTube integriert. Der Text-to-Video-Generator bietet sowohl Bild als auch Ton und hat bereits einige virale Videos hervorgebracht, darunter einen VLOG von Abraham Lincoln. Noch unangekündigt ist, ob das Tool im Sommer auch für Werbetreibende in der Google Ads-Oberfläche integriert wird. Beim Google Marketing Live im Mai war der Bereich Video einer der Themenschwerpunkte, sodass Google nun unter Zugzwang steht, auch Werbetreibenden mehr Optionen zur Videoerstellung zu bieten.
Euren Content für AI optimieren: ein Lesetipp für SEOs
Wie landen eure Inhalte künftig in den Antworten von ChatGPT & Co.? SEO Südwest liefert im neuen Grundlagenartikel die Antworten: Ihr erfahrt, wie KI-Modelle arbeiten – und wie ihr eure Inhalte technisch und inhaltlich so optimiert, dass sie für KIs sichtbar und zitierfähig werden. Mit dabei: eine praktische Checkliste, wertvolle Tipps und klare Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Social Ads
TikTok misst CO₂-Emissionen von Werbekampagnen 🌱
Zwischen all den gesellschaftlich betrachtet eher bedenklichen News in dieser Ausgabe gibt es auch eine durchaus positive Nachricht: TikTok kooperiert mit dem Klimatech-Unternehmen Scope3 und ermöglicht Unternehmen, die CO₂-Emissionen von Werbekampagnen zu analysieren, basierend auf Daten zur Ausspielung, genutzter Infrastruktur und Energieverbrauch.
Natürlich hat TikTok ein gewisses Interesse daran, dass sich das eigene Anzeigengeschäft durch das Ausspielen der Daten nicht verschlechtert: Ziel sei es dennoch, nachhaltigeres Werben zu ermöglichen und Emissionen in der digitalen Werbung aktiv zu senken.
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Weitere Updates für euch im Kurz-Überblick
- Die Effekte der KI-Nutzung wurden jetzt in einer MIT-Studie mit Hilfe von Hirnscans an 54 Probanden untersucht: Die (natürlich vorerst limitierten) Ergebnisse zeigen, dass Nutzer*innen von ChatGPT beim Aufsatzschreiben über vier Monate hinweg durchweg schwächere Leistungen auf neuronaler, sprachlicher und verhaltensbezogener Ebene brachten. Eine unterhaltsame und kürzere Interpretation der Studie findet ihr hier.
- OpenAI und Mattel haben eine strategische Partnerschaft angekündigt: Die Unternehmen wollen Wege finden, wie im Zeitalter von KI mit den bekannten Figuren von Mattel interagiert werden kann. Das bedeutet: KI könnte zukünftig ins Kinderzimmer einziehen. Vor- und Nachteile der Kooperation hat die ZEIT in einem Artikel diskutiert.
- Die Pläne für eine gemeinsame AI Gigafactory von Telekom, Ionos und Schwarz Digits sind vorerst vom Tisch – stattdessen verfolgt nun jeder eigene Vorhaben. Ausschlaggebend waren interne Differenzen und ein fehlendes, tragfähiges Geschäftsmodell für die Milliardeninvestitionen. Schade für Deutschland und Europa mit Blick auf das Thema KI.
- Interessant vor allem für Social-Media-Manager*innen ist, dass Meta Videoaufrufe jetzt früher zählt: Alle hochgeladenen Videos (außer Livestreams) werden automatisch als Reels behandelt – und Views werden ab sofort schon beim Sichtbarwerden im Feed gezählt, nicht erst nach 3 Sekunden. Damit passt sich Meta der Zählweise anderer Plattformen an.
- Auf WhatsApp gibt es in der EU mindestens bis 2026 keine Werbeanzeigen: Wie wir letzte Woche berichteten, plant Meta, in den kommenden Monaten auf WhatsApp ein neues Werbemodell einzuführen. Jetzt hat das Unternehmen der irischen Datenschutzbehörde jedoch mitgeteilt, dass dies aus Datenschutzbedenken bis zum nächsten Jahr keine Auswirkungen auf die EU haben wird.