SEA News Oktober 2023: vom neuen Konversationsmodus bis zum aktuellen Gerichtsprozess – Ups und Downs mit Google

Diesen Monat gibt es eine Google-only Ausgabe unserer SEA News: Im Oktober lieferte uns die Werbeplattform eine Achterbahn der Gefühle. Auf der einen Seite gab es erste Tests mit dem Konversationsmodus und einen neuen Bericht zur Auswertung des Customer Journey. Auf der anderen Seite die Vorwürfe aus der kartellrechtlichen Klage und die neuen Vorschriften, um Google-Zertifikate zu absolvieren. So viel ist sicher: diese Updates solltet ihr nicht verpassen.

Kartellrechtliche Klage: USA vs. Google

Seit Mitte September steht Google in den USA vor Gericht und dieses Mal klagt das US-Justizministerium aufgrund möglicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht. Ein Urteil im Prozess wird erst im nächsten Jahr erwartet, aber da bereits einige wichtige Details in Sachen Suchmaschinenwerbung ans Tageslicht gekommen sind, berichten wir bereits jetzt davon.

Anzeigenpreise & Mindestgebote

So nutzt Google die Anzeigenpreise und Mindestgebote, die in den Auktionen Anwendung finden, um Umsatzzahlen zu steigern. Die Preisanpassungen können je nach Suchanfrage zwischen 5 und 10 % liegen. Zwei große Nachteile für Werbetreibende: Wir wissen nicht, wie hoch die Mindestgebote sind und werden über Veränderungen bei Mindestgeboten nicht informiert. Mit Smart Bidding gibt es eine weitere Hürde, sich effektiv gegen Preissteigerungen zu wehren, da wir immer weniger die Möglichkeit erhalten, z. B. Gebotsanpassungen vorzunehmen.

Google steht in den USA aufgrund möglicher Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht vor Gericht.

Long-Term Value

Des Weiteren limitiert Google den Einfluss, der abseits der monetären Seite auf Auktionen genommen werden kann. Während die Qualität von Anzeigen von Google mithilfe des Anzeigenrangs an Werbetreibende kommuniziert wird, nutzt Google für die Anzeigenauktion die Kennzahl Long-Term Value.

Der Anzeigenrang beinhaltet die Faktoren Gebot und Erreichen des Mindestpreises für die Auktion, Qualität von Anzeige und Landingpage, Kontext der Suchanfrage sowie die zu erwartenden Auswirkungen der Anzeigenerweiterungen und anderer Anzeigenformate. Der Long-Term Value berechnet sich mit der folgenden Formel: Gebot x prognostizierte Klickrate − Betafaktor (erwartete negative Langzeiteffekte der Anzeige).

Solange unbekannt bleibt, wie Google den Betafaktor berechnet, können Werbetreibende keine Verbesserungsmöglichkeiten vornehmen, um besser in Auktionen abzuschneiden. So ist aktuell bspw. unklar, ob Google wirklich so viel Wert auf die Nutzererfahrung auf den Landingpages von Anzeigen legt, wie von Werbetreibenden angenommen. Der Faktor könnte in den Betafaktor einfließen, wir wissen es jedoch nicht.

Randomized Generalized Second-Price

Ein weniger undurchsichtiger Aspekt bei der Anzeigenauktion, den der Prozess beleuchtet hat: Mit der Methode Randomized Generalized Second-Price (kurz: RGSP) wählt Google den Gewinner einer Auktion zufällig aus einer Gruppe der Höchstbietenden mit ähnlichem Long-Term Value. Laut Google soll die Methode verhindern, dass finanzstarke Unternehmen wie Amazon bei jeder Auktion auf Platz 1 landen.

Search Engine Land urteilt, dass Werbetreibende die Auktion nur über ein höheres Gebot beeinflussen können, da nicht bekannt ist, wie der Long-Term Value verbessert werden kann. Wer mit Sicherheit in der Auktion auf Platz 1 landen möchte, muss deswegen im Zweifelsfall noch mehr Budget investieren. In Kombination mit den steigenden Mindestpreisen räumt sich Google hier Chancen für deutliche Umsatzsteigerungen ein.

Konversationsmodus

Künftig soll die Erstellung von Suchanzeigen noch schneller und einfacher klappen. Google testet in den USA und Großbritannien mit dem Konversationsmodus eine neue Art der Anzeigenerstellung. Mit der neuen Oberfläche soll es reichen, eine Landingpage einzugeben. Mit Hilfe einer KI werden relevante Anzeigentitel, Keywords und Bilder generiert. Die Vorschläge können korrigiert oder angepasst werden. Erste Betas sollen in den kommenden Monaten ausgerollt werden.

Die Oberfläche zur Anzeigenerstellung im Konversationsmodus (Quelle: Google Ads-Hilfe)

Neues Tool zur Datenquellenverwaltung

Mit dem Google Ads Data Manager erhalten wir nächstes Jahr ein Tool, das die Verwaltung von First-Party-Data erleichtern soll. Angeteasert wurde bspw. ein leichteres Set-up von Enhanced Conversions for Leads sowie Customer-Match-Listen. Zusätzlich können über den Menüpunkt zukünftig externe Quellen für First-Party-Data verknüpft werden.

Die Oberfläche des Data Managers (Quelle: Ads & Commerce Blog)

Neuer Checkout-Journey-Report

Google Analytics 4 bietet einen neuen Checkout-Journey-Report. Der Bericht ermöglicht es, Warenkorbabbrüche zu analysieren und den Kaufabschlussprozess zu verbessern. Damit der Report erstellt werden kann, müssen folgende Conversion-Aktionen im GA4-Konto angelegt sein:

Report für den Kaufabschluss bei GA4 (Quelle: @googleanalytics auf X)

Suchthemen bei Performance Max

In einem Kundenkonto haben wir diesen Monat eine neue Beta für Performance Max entdeckt. Der neue Menüpunkt heißt Suchthemen und ist ein neues Zielgruppensignal für den Kampagnentyp. Hinterlegt werden können bis zu zehn Themen, um die Ausspielung der Suchanzeigen zu beeinflussen. Wir sind gespannt, wie die ersten Ergebnisse des neuen Zielgruppensignals ausfallen.

Suchthemen in der Maske für die Zielgruppensignale

Automatischer Produktimport

Über eine neue Funktion sind wir auch im Google Merchant Center gestolpert. Ab dem 23. Oktober 2023 können Werbetreibende zusätzlich zu Datenfeeds auch die eigene Webseite als Quelle für Produktdaten nutzen. Im Menüpunkt Feeds muss dabei bei der Kategorie Webseite der Import manuell aktiviert werden. Die Produkte, die Google nicht im Datenfeed gefunden hat, werden im Anschluss automatisch hinzufügt. Die Option ist besonders für Werbetreibende wichtig, die ihren Datenfeed nicht häufig aktualisieren und auf diesem Weg neu gestartete Produkte schnell in die Bewerbung aufnehmen können.

Ankündigung der neuen Importquelle

Mehr News

X als Placement für iOS-App-Kampagnen

Anfang des Monats wurde bekannt, dass X bzw. ehemals Twitter künftig als Platzierung für Displaykampagnen bei Google Ads zur Verfügung stehen wird. Die Anzeigen sollen im Homefeed der Plattform ausgeliefert werden. Mitte des Monats wurde die Plattform schon als App Placement in Konten gesichtet.

Verschärfte Vorschriften für Google-Zertifikate

Wer mit Google Ads arbeitet, ist mit hoher Sicherheit bereits in Kontakt mit Google-Skillshop-Zertifikaten gekommen. Greg Finn von Marketing O’Clock teilte die neuen Richtlinien, die für das Anlegen der Prüfungen eingeführt werden sollen. So muss die eigene Identität vor Start der Prüfung mit einem Lichtbildausweis bewiesen werden und ein Video von der Umgebung eingereicht werden, in dem der Test absolviert wird.

Wer denkt, der Videobeweis hört da auf, hat leider falsch gedacht, denn Google wird zusätzlich über Webcam und Screenmonitoring sichergehen, dass wir auch ja nichts nachschlagen. Big Brother is watching! Wir sind gespannt, ob die Zertifikate für Entscheidungen, z. B. dazu, ob Agenturen in das Google Ads Premium Partner-Programm aufgenommen werden können, wichtiger werden. Aktuell müssen Agenturen nur ein Zertifikat pro Produktbereich aufweisen, in dem mindestens 500 $ in den letzten 90 Tagen investiert wurden. Vielleicht sehen wir hier bald höhere Hindernisse.

Die neuen Richtlinien für Googles Zertifikat-Prüfungen (Quelle: @PPCGreg auf X/Twitter)
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