Gemini 3 ist da, Nvidia explodiert – und Social Media implodiert | Projecter Weekly #43 2025

Zusammenfassen mit ChatGPT

Werden wir 2026 alle chronisch offline sein? Bevor es so weit kommt, erstmal die News dieser Woche: Google hat sein neuestes KI-Modell Gemini 3 veröffentlicht, das in ersten Tests positiv abschneidet. Nvidia hat mit seinen jüngsten Zahlen währenddessen alle Erwartungen übertroffen.

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

🤖  von neuen Erkenntnissen zur Sichtbarkeit in LLMs,

📵  weshalb manche die „Anti-Social Media Era“ vorhersagen,

🌅  warum man AI auch einfach mal optimistisch sehen kann.

Entwicklungen & Trends

Gemini 3 soll die Suche schlauer machen

Haben wir doch am Dienstag in unserem Webinar zur Google-Suche im AI Modus noch festgestellt, dass die Qualität der in der Suche eingebauten KI-Funktionen oft noch Luft nach oben hat, nahm sich Google unsere Worte offenbar sehr zu Herzen und kündigte am Mittwoch Gemini 3 an. Von Ankündigung bis Rollout verging praktisch keine Zeit, wir sehen Gemini 3 bereits in unserem Pro Account.

In ersten Benchmark-Tests schneidet das neue Modell sehr gut ab, es soll zudem sicherer sein als seine Vorgänger und u. a. vor Prompt Injections schützen. Last but not least – und das ist vermutlich der wichtigste Teil der News – bekommt der AI Mode in der Google-Suche damit ein gewaltiges Upgrade und wird wettbewerbsfähiger gegenüber Konkurrenten wie ChatGPT. Auch nicht ganz uninteressant ist der Launch einer neuen Plattform zur Erstellung und Verwaltung von KI-Agenten mit dem spacigen Namen Google Antigravity. Zielgruppe sind hier aber eher Entwickler*innen. 

Vor sechs Monaten auf Reddit geteilt, heute wieder aktuell (Quelle: @vasilenko93 auf Reddit via Ole Reissmann).

Nvidia legt Zahlen für Q3 vor – und Anleger atmen auf

„Es wurde viel über eine KI-Blase gesprochen. Aus unserer Sicht sehen wir etwas völlig anderes“, meinte Nvidia-Konzernchef Jensen Huang gestern bei der Verkündung der Zahlen des dritten Geschäftsquartals – die die Erwartungen von Optimist*innen noch übertroffen haben. Denn der Umsatz des weltweit größten Chipkonzerns ist im dritten Geschäftsquartal um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar gestiegen; rund zwei Milliarden über den erwarteten 54,9 Milliarden Dollar.

Die Verkaufszahlen für KI-Chips seien laut Huang „unglaublich hoch“ und Prozessoren für Rechenzentren ausverkauft. Für das Schlussquartal in 2025 rechnet Nvidia mit Erlösen von etwa 65 Milliarden Dollar. Auch der DAX legte kräftig zu, nachdem er aufgrund der Sorgen um eine massive Überbewertung der US-Tech-Konzerne auf den tiefsten Stand seit Juni zurückgegangen war.

Oops, they did it again: Cloudflare legt Internet lahm

Da hatten große Teile der Internet-Population wohl ein Deja-Vu-Erlebnis, als am Dienstag schon wieder zahlreiche Websites und Online-Dienste nicht mehr oder nur unzuverlässig erreichbar waren. Schuld war diesmal ein Ausfall bei Cloudflare, einem Dienst, der den Zugang zu Websites schützt bzw. reguliert (und z. B. KIs aussperrt).

Wir mussten mal ein paar Stunden ohne unsere Passwörter auskommen, es ist aber davon auszugehen, dass es auch gravierendere Folgen bei betroffenen Nutzer*innen gab. Kurz vor Black Friday und dem Weihnachtsgeschäft zeigen die Großausfälle schmerzhaft auf, wie verwundbar die extrem vernetzte Online-Infrastruktur ist: Fällt irgendwo ein wichtiger Knotenpunkt aus, gibt es einen Dominoeffekt.

Cloudflare hatte sich für eine Weile verabschiedet – und mit ihm große Teile des Internets.

Suchmaschinen

Sichtbarkeit in LLMs: Brauchen wir völlig neue KPIs?

Das SEO-Tool Lorelight wird abgeschaltet und die SEO-Szene in den USA ist in Aufruhr. Was ist geschehen? Benjamin Houy, Gründer des SEO-Tools Lorelight, hat beschlossen, dass es keine eigenen Tools für GEO (Generative Search Engine Optimization) braucht, die die Sichtbarkeit von Websites in LLMs wie ChatGPT, Perplexity oder Claude analysieren. Er sagt:

„There’s no such thing as ‚GEO strategy‘ or ‚AI optimization‘ separate from brand building … The AI models are trained on the same content that builds your brand everywhere else.“

Sein Fazit: Die Nutzung eines GEO-Tools ändert nichts an der Strategie eines Unternehmens und entweder hat man sein Brand Building und Content Marketing im Griff oder eben nicht. Damit hat er aus unserer Sicht zwar grundlegend recht, allerdings stellt sich schon die Frage, wie Erfolg in Zeiten von KI-Suche dann messbar gemacht werden kann.

Das Search Engine Journal hat die Debatte zusammengefasst und mit verschiedenen SEO-Expert*innen gesprochen. Statt eines reinen KI-Sichtbarkeitsindex rücken Brand Mentions und Zitate in Fachartikeln eher als Währung für Relevanz in den Fokus. Ganz ohne Metriken zur Vergleichbarkeit mit Wettbewerbern wird es langfristig aber nicht gehen. Wer verstehen will, wie sich die KPIs in der Branche gerade verschieben, sollte diesen Text unbedingt lesen.

Was bringt KI-Suchmaschinen und -Anwendungen wirklich dazu, den eigenen Content zu empfehlen?

Das Rätselraten in der SEO-Welt (oder bald GEO-Welt?) zu dieser Frage ist groß. Johannes Beus, CEO des Analysetools Sistrix, versucht es in seiner ausführlichen Analyse mit einer Antwort. Der Kern: Wer im neuen Google AI Mode sichtbar sein will, muss nicht mehr „Seite 1“ dominieren, sondern in der Antwort landen – über den neuen Goldstandard der Sichtbarkeit: AI-Citations

Die Untersuchung von Beus und Sistrix basiert auf Millionen echter Nutzerprompts und den dazugehörigen KI-Antworten. Analysiert wurden die 100 Webseiten, die Google im AI Mode weltweit am häufigsten zitiert. Das Ergebnis? Inhaltliche Vielfalt – von Microsoft über Check24 bis zur Cleveland Clinic –, aber eine erstaunlich einheitliche Struktur. Oder wie Beus es formuliert: Erfolgreiche Seiten sind keine klassischen Texte, sondern „Datenbanken für Antworten“

In der Diskussion unter dem Linkedin-Beitrag zum Thema wird zum Beispiel die Angst laut, dass Webseiten und Artikel in Zukunft nur noch aus Fragen und Antworten bestehen könnten. Am Ende zeigt sich in der Analyse vielleicht auch nur, dass Webseiten, die schon immer gute Arbeit im SEO-Game leisten, auch in der KI-Welt (zumindest zum Start) Vorteile haben. Wer bisher nur von Seite 1 der Suchergebnisse träumen konnte, wird auch nicht von der KI empfohlen. Aber vielleicht ist jetzt der beste Zeitpunkt, um die eigene Webseite so richtig sauber aufzuziehen. Wenn irgendwann Agentic Commerce da ist, hängt der Umsatz vieler noch direkter an der KI-Auffindbarkeit.

Social Media

Wenn Social Media von KI überflutet und „Offline sein“ zum Luxus wird

Bewegen wir uns auf eine „Anti-Social Media Era“ zu? Artikel von The Atlantic und dem Social Media Watchblog sowie zahlreiche User auf TikTok kommentieren das Phänomen aktuell: Haben wir früher hauptsächlich den Content von Familie, Freund*innen und unseren Lieblings-Creator*innen konsumiert, nimmt AI-generierter Content mittlerweile immensen Raum in unseren Social Media Feeds ein – und sorgt für Überforderung, Übermüdung und wohl teilweise auch für die Abkehr davon.

 „Will we be chronically offline in 2026?“ (Quelle: @carmscrolls auf TikTok)

Social Media bewegt sich laut Aussage der Autor*innen weg von echten sozialen Beziehungen hin zu KI-getriebenen Interaktionen. Nutzer*innen können dadurch außerdem immer schlechter unterscheiden, ob sie Menschen oder Maschinen folgen: ihr Vertrauen sinkt, ihre Überforderung von der Content-Flut steigt. Das Ergebnis ist voraussichtlich eine wachsende Müdigkeit gegenüber generischem, algorithmischem Content.

Für Marken heißt das: Menschlichkeit wird wieder zum Wettbewerbsvorteil. Wer auf echte Gesichter, authentische Geschichten und Community-Nähe setzt, hebt sich deutlich vom KI-Content ab. KI bleibt ein wertvoller Co-Pilot bei der Content-Erstellung, aber Vertrauen entsteht dort, wo Menschen sichtbar bleiben.

PS: Ihr wünscht euch Support für euren Social-Media-Auftritt? Dann meldet euch bei unserem Content & Creative Team – sie helfen euch gerne! 🎨

Content Piece der Woche

AI Induced Psychosis, der Selbsttest

Wir haben hier schon den Anspruch, euch auch an abwegigeren Teilen des Internets teilhaben zu lassen und sprechen deswegen folgende Videoempfehlung aus: YouTuber Eddy Burback hat im Selbsttest probiert, wie weit ChatGPT bei Hirngespinsten mitspielt und ab wann Sicherheitsprozesse greifen. Das Ergebnis ist im gleichem Maße unterhaltsam und erschreckend. Nachdem Burback die KI erfolgreich davon überzeugt hatte, dass er bereits als Baby den Entwurf für das iPhone 6 gezeichnet hatte, empfahl die KI ihm von Zuhause zu verschwinden und jeglichen Kontakt mit der Außenwelt abzubrechen. Hüte aus Alufolie sind auch involviert. Eine klare Empfehlung, falls mal eine Stunde Leerlauf ist.

Quelle: Eddy Burback auf YouTube

Lesetipps & Empfehlungen

Fidji Simo, (auch) CEO von OpenAI

Die News ist vielleicht ein bisschen unter dem Radar geflogen, aber OpenAI hat seit August neben Sam Altman eine weitere CEO – Fidji Simo, CEO of Applications – die sich somit um alle Produkte und den nicht ganz unwichtigen Part des Geldverdienens kümmert, ChatGPT eingeschlossen. Altman soll damit mehr Freiraum bekommen, sich um Forschung und Entwicklung zu kümmern. Das amerikanische Magazin Wired hat Simo zu Hause besucht und ein sehr fundiertes und gleichzeitig unterhaltsames Interview mit ihr geführt. Unbedingt lesen, wenn ihr euch für einen Blick hinter die Kulissen interessiert – und weibliche Führungsperspektiven!

Warum man AI auch einfach mal optimistisch sehen kann

Diesen Artikel haben wir gebraucht und deswegen teilen wir ihn selbstverständlich gerne. Gregor Schmalzried schreibt nicht nur einen äußerst lesenswerten wöchentlichen Newsletter, sondern hat auch gerade ein Buch über unser Zusammenleben mit KI veröffentlicht. Diese Woche hat er über „AI-Optimismus als Strategie“ geschrieben und sagt in a nutshell, dass wir es immer noch selber in der Hand haben, wie sich die Entwicklung von KI gestalten wird, und dass es hilfreich wäre, dabei nicht immer vom schlimmsten auszugehen. Für einen optimistischen und motivierten Wochenausklang definitiv die passende Lektüre und den Newsletter am besten auch gleich abonnieren!

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