Überall KI: Von Googles Milliarden-Invest bis zu Metas AI-only Feed | Projecter Weekly #42 2025

Zusammenfassen mit ChatGPT

Google hat mit 5,5 Milliarden Euro bis 2029 gestern seine bisher größte Investition in Deutschland als Standort angekündigt – wenn das mal keine gute Neuigkeit ist. Temu und Shein bekommen Konkurrenz von Amazons „Bazaar“, sind in Deutschland im Vergleich zu anderen Plattformen aber dennoch auf der Überholspur.

Diese Woche erfahrt ihr außerdem …

🪱  Um welche Ohrwürmer sich die GEMA mit OpenAI streitet,

🗳️  Welche Parteien auf Social Media besonders gut abschneiden,

🔒  Und warum ihr mal wieder eure Passwörter ändern solltet.

Entwicklungen & Trends

Google investiert in „Deutschlands digitale Zukunft“

Nein, das war kein Scherz zum 11.11.: Deutschland bewegt sich so langsam beim Thema Digitalisierung und nun kündigte Google seine bisher größte Investition in das Land an: Bis 2029 sollen 5,5 Milliarden Euro in neue und bestehende Rechenzentren sowie in die Erweiterung der Standorte München, Frankfurt und Berlin fließen.

Herzstück ist der Bau eines neuen Data Centers im hessischen Dietzenbach und der Ausbau des bestehenden Standorts in Hanau. Ziel sei es, die Cloud- und KI-Infrastruktur in einem der wichtigsten europäischen Märkte weiter zu stärken. Im internationalen Vergleich bleibt die Summe jedoch moderat – Microsoft hat parallel dazu z. B. Investitionen von rund 10 Milliarden Dollar in ein KI-Rechenzentrum in Portugal angekündigt.

Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus und Lars Klingbeil, Bundesminister der Finanzen, mit Google Cloud EMEA North Vice President Dr. Marianne Janik und Google Central Europe Vice President Philipp Justus bei der Pressekonferenz (Quelle: Google).

Deutschland klettert bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit (wieder) auf Platz 18

Passt gut zur vorherigen good news: Im IMD World Digital Competitiveness Ranking 2025 hat Deutschland im Vergleich zu 2024 einen eher überraschenden Sprung nach vorne von Platz 23 auf Platz 18 gemacht. Hauptverantwortlich dafür sind Fortschritte in der Wissenschaft, der KI-Nutzung, der Breitbandversorgung und der Digitalpolitik. An der Spitze des Rankings steht die Schweiz, die Singapur dort abgelöst hat (jetzt Platz 3). Platz 2 hat – nicht ganz überraschend – die USA inne, auf Platz 4 und 5 folgen Hongkong und Dänemark. Auf Seite 64 im Report findet ihr die genaue Aufschlüsselung der Faktoren für Deutschland, inklusive einiger Überraschungen: Women with degrees – Platz 44 von 68 … 🤡 Naja, dafür sind wir dann eben bei  „Robots in Education and R&D“ auf Platz 3.

Warum Temu und Shein politisch unter Druck geraten –und trotzdem auf der Gewinnerseite stehen

Dass Temu und Shein in Deutschland auf der Überholspur sind, ist gefühlt keine große Neuigkeit mehr, doch die aktuellen Zahlen der Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2025“ (EHI/ECDB) untermauern diese Entwicklung jetzt eindrücklich. Der Modehändler Shein gehört demnach inzwischen zu den Top-10-Onlineshops, kletterte von Platz 18 auf 7 und steigerte den Umsatz 2024 um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Einen noch größeren Sprung machte Temu bei den Online-Marktplätzen: Das Portal konnte sein GMV in Deutschland nahezu vervierfachen, auf 3,4 Milliarden Euro. Laut Statista belegte die Plattform im September Platz 10 der beliebtesten Apps in Deutschland und ist damit stärker als alle anderen reinen Händlerplattformen.

Passend dazu schätzt der Handelsverband HDE, dass allein Shein und Temu 2025 gemeinsam rund 3,3 Milliarden Euro Umsatz auf dem deutschen Markt erreichen werden. Ein ähnlich rasantes Wachstum legt der auch TikTok Shop hin, der seit Ende März 2025 am Start ist: Laut NIQ Digital Purchases hat bereits jede/jeder zehnte Online-Shopper*in in Deutschland dort eingekauft, womit Platz 24 der umsatzstärksten Online-Händler*innen erreicht wird.

Temu, Shein, TikTok Shop stehen fortwährend in der Kritik: Neue Zahlen zeigen dennoch den großen Erfolg der Plattformen in Deutschland.

Angesichts dieser rasanten Entwicklung bleibt die Kritik an den Plattformen laut: Mangelnde Produktsicherheit, unfaire Wettbewerbsbedingungen und Verstöße gegen EU-Vorschriften sind ein Dauerthema bei Politik und Verbraucherschützer*innen. Laut Handelsblatt sprach HDE-Präsident von Preen von einem „Stück Staatsversagen“, da europäische Händler benachteiligt würden. Der Verband fordert daher unter anderem die Abschaffung der Zollbefreiung für Waren bis 150 Euro – was laut aktuellen EU-Plänen aber erst Mitte 2028 der Fall sein soll.

Passend zur Kritik an den Plattformen verschärft sich jetzt auch der politische Ton, allen voran in Frankreich. Nachdem dort Berichten zufolge bei Shein Sexpuppen mit kindlichem Aussehen und illegale Waffen angeboten wurden, starteten die Behörden eine Großkontrolle am Pariser Flughafen. Einer kompletten Seitensperre in Frankreich entging Shein vorerst nur, weil das Unternehmen die illegalen Produkte laut Wirtschaftsministerium entfernt hat – es bleibt aber „unter Beobachtung“. Der deutsche Handelsverband (HDE) fordert die Bundesregierung nun auf, mit ähnlichen Großkontrollen nachzuziehen und „systematische Rechtsverstöße“ nicht weiter zu tolerieren.

Amazon steigt in das Geschäft der Billiganbieter ein

Dass Plattformen wie Temu, Shein & Co. so erfolgreich sind und mittlerweile selbst für Amazon eine ziemlich große Konkurrenz darstellen, wird nicht zuletzt auch dadurch untermauert, dass das Unternehmen jetzt eine neue Niedrig-Preis-App an den Start bringt: Amazon Bazaar. Die Artikel stammen dabei aus Bereichen wie Mode, Haushaltswaren und Lifestyle und kosten in den meisten Fällen unter 10 US-Dollar.

Amazon will seine Position gegenüber der Konkurrenz verteidigen und launcht offiziell „Amazon Bazaar“ (Quelle: Amazon).

„Atemlos“,  „Männer“ und „In der Weihnachtsbäckerei“ …

Diese drei sehr bekannten deutschen Lieder haben eines gemeinsam: Sie sind Inhalt eines Rechtsstreits der GEMA mit OpenAI – wobei das Landgericht München nun schließlich zugunsten der GEMA entschieden hat. OpenAI soll urheberrechtlich geschützte Songtexte ohne Lizenz zum Training seiner KI verwendet und teils nahezu identisch wiedergegeben haben. Das Gericht wertete dies als Verletzung des deutschen Urheberrechts und verurteilte OpenAI zu Schadensersatz sowie zur Offenlegung der erzielten Erträge.

OpenAI bestreitet den Vorwurf und argumentiert, ChatGPT speichere keine Texte, sondern generiere Inhalte neu. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig – ein Gang durch die Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof gilt als wahrscheinlich. Sollte die GEMA am Ende gewinnen, könnte das wegweisende Folgen für den Umgang mit urheberrechtlich geschützter Musik und anderen künstlerischen Werken im KI-Training haben.

Vom Tal der Enttäuschungen zum Pfad der Erleuchtungen

Im Digitalwirtschafts Briefing von F.A.Z. Pro haben wir eine spannende Zusammenfassung der Studie „GenAI – Die neue Realität in der IT-Organisation 2026+“ von iteratec, kobaltblau, Lünendonk & Hossenfelder und VOICE gefunden. Demnach sind 38 % der befragten IT-Verantwortlichen in (deutschen) Unternehmen gerade in ihrer KI-Nutzung auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen, von dem es leider für 13 % schon bergab ins Tal der Enttäuschungen ging.

Immerhin reichlich ein Viertel der Befragten sieht sein Unternehmen nach ersten Erfolgserlebnissen auf dem darauf folgenden Pfad der Erleuchtungen – aufs Plateau der Produktivität hat es bislang nur 1 % geschafft. Dabei ist gar nicht so sehr die Technologie Hemmschuh, sondern laut 71 % der Teilnehmenden mangelnde Datenqualität und fehlende Data Governance, für 65 % Datenschutz- und Sicherheitsbedenken. Folgerichtig erwarten 83 % eine Zunahme von Cyberangriffen mit KI.

Quelle: F.A.Z. PRO Digitalwirtschaft

Social Media

Social Media und der Bundestagswahlkampf 2025: Wer profitiert(e) vom Algorithmus?

Eine vor kurzem veröffentlichte Studie mit dem Titel „Digitalisiert, politisiert, polarisiert?“ der Bertelsmann Stiftung und der Universität Potsdam hat untersucht, wie die Algorithmen großer Plattformen Parteien im Bundestagswahlkampf 2025 beeinflusst haben – oder auch, wie die Parteien, sich Social Media zunutze gemacht haben.

Die Analyse basierte auf Hunderten von Testkonten, die nachvollzogen, welche politischen Inhalte junge Nutzer*innen (21-25 Jahre) in ihren Feeds angezeigt bekamen.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Inhalte der AfD und Die Linke dominieren die Feeds erheblich, besonders auffällig auf TikTok. Das erste AfD-Video auf TikTok wurde im Schnitt bereits nach sehr kurzer Zeit ausgespielt, während es bei der SPD deutlich länger dauerte. Im Gesamtdurchschnitt aller parteipolitischen Posts auf TikTok machten die Inhalte der AfD einen hohen Anteil aus.

Die zentrale Frage, die sich die Studie stellte war also: Bevorzugt der Algorithmus diese Parteien gezielt? Die Forscher*innen mutmaßen, dass die Algorithmen die Inhalte von AfD und Linke möglicherweise präferieren, da diese als besonders reaktionsstark eingestuft werden. Das wiederum könnte zu einer stärkeren und höheren User-Bindung führen und somit den wirtschaftlichen Interessen der Plattformbetreiber entgegenkommen.

Eine andere Interpretation der Ergebnisse, die vom Social Media Watchblog geteilt wird, legt jedoch nahe, dass es weniger eine bewusste Bevorzugung der Algorithmen ist, sondern die AfD und Die Linke oft Inhalte produzieren, die optimal auf die Funktionslogik der Plattformen zugeschnitten sind. Denkbar sind hier Themen und Darstellungsweisen, die mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen oder emotionaler Ansprache in kurzen, aufmerksamkeitsstarken Videos besonders gut funktionieren. Solche Inhalte erzielen hohe Interaktionsraten, was dem Algorithmus wiederum signalisiert: Dieser Clip performt, er sollte mehr Nutzer*innen angezeigt werden. Außerdem haben sich die zwei Parteien einen „First-Mover-Vorteil“ gesichert und bauen schon seit Jahren auf Soziale Netzwerke.

„AI Slop“ vom Feinsten: Meta veröffentlicht „Vibes“ in Deutschland

Meta hat vor einer Weile in der deutschen Version seiner Meta AI App den Feed „Vibes“ eingeführt, auf dem ausschließlich KI-generierte Videos aus den eigenen Meta Communities stattfinden. Es können eigene Videos erstellt werden; mit der Zeit soll der Feed zudem immer persönlicher werden. Weiterhin ist es möglich, die Video-Kreationen auch auf anderen Meta-Plattformen, wie Instagram, zu teilen. Habt ihr schon mal reingeschaut?

Für  „Vibes“ lassen sich auch eigene KI-Videos generieren (Quelle: Meta).

Und noch eine ernstgemeinte Frage an euch …

Lesetipps & Empfehlungen

Falls ihr noch ein paar Minuten übrig habt …

Abseits vom ganz aktuellen Tagesgeschehen empfehlen wir heute einen sehr tiefgreifenden Artikel von Wired, der nochmal minutiös aufrollt, wie die Gen Z in Nepal im September mit Hilfe von Social Media Plattformen wie Discord die Regierung stürzte und eine neue an die Macht brachte.

OpenAI hat in seiner Academy – einer Wissenssammlung für Prompts und Schulungen – auch eine Zusammenstellung von Prompts für Marketingzwecke. Im Minimum eine gute Quelle für Inspiration, bei welchen täglichen Aufgaben man es mal mit KI-Unterstützung probieren könnte. Wem das selbst stöbern zu mühsam ist, kann bei der FAZ nachlesen: Die Kollegen haben sich die Mühe gemacht, die besten Prompts rauszusuchen und zu testen.

Und noch ein Service-Hinweis: Die Website HaveIbeenPwned (wurde ich gehackt?) wurde um 625 Millionen neue Passwörter bzw. genauer gesagt deren dokumentierte Leaks erweitert. Schaut also unbedingt mal vorbei und testet eure Email-Adressen auf potentielle Sicherheitslücken. Und die neuen Passwörter nicht auf einem Post-It unter die Tastatur kleben!

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