Social Ads News 06/2025: Werbung auf WhatsApp und vollautomatisierte Meta-Kampagnen bis 2026
WhatsApp war lange werbefrei – doch das ändert sich jetzt. Meta integriert die App in sein Werbeökosystem und stößt damit erneut auf Kritik von Datenschützer*innen. Gleichzeitig setzen Meta, TikTok, LinkedIn und Pinterest verstärkt auf KI, neue Targeting-Optionen und kreative Werbeformate, um ihre Plattformen für Werbekund*innen noch attraktiver zu machen. Alles, was ihr dazu wissen müsst, erfahrt ihr wie immer hier bei uns.
Meta
Meta führt Werbung bei WhatsApp ein – Datenschutz bleibt Streitpunkt
WhatsApp war lange eine der wenigen werbefreien Plattformen von Meta – doch das ändert sich nun. Noch in diesem Jahr will der Konzern in der „Aktuelles“-Sektion gezielte Werbeanzeigen ausspielen. Der Start in der EU ist aufgrund von Datenschutzbedenken allerdings frühestens 2026 zu erwarten. Die privaten Chats und Anrufe sollen laut Meta außerdem unangetastet bleiben, doch der Schritt markiert einen klaren Wandel in der Produktstrategie: WhatsApp wird nach und nach in Metas Werbeökosystem integriert.
Ziel ist es, den Umsatz zu steigern, insbesondere angesichts stagnierender Nutzerzahlen auf Facebook und Instagram. Über die kommenden Jahre peilt Meta allein mit WhatsApp Werbeeinnahmen von über zehn Milliarden Dollar jährlich an. Personalisierte Anzeigen sollen jedoch nur jenen angezeigt werden, die ihr WhatsApp-Konto mit Facebook oder Instagram verbunden haben. Genutzt werden dabei Daten wie Sprache, Standort und Kanal-Abonnements – nicht aber Chat-Inhalte, die weiterhin Ende-zu-Ende-verschlüsselt bleiben.
Trotz dieser Einschränkungen und des verzögerten Launches regt sich, wie zu erwarten, in Europa heftige Kritik. Die Datenschutzorganisation noyb, bekannt für Klagen gegen Meta, wirft dem Unternehmen vor, weiterhin nicht ausreichend transparente oder freiwillige Einwilligungen für personalisierte Werbung einzuholen. Bereits 2022 hatten europäische Behörden entschieden, dass Meta gegen die DSGVO verstoße, weil es Nutzer*innen durch die AGB zur Zustimmung gedrängt habe. Auch die aktuelle Praxis – entweder Werbung akzeptieren oder ein kostenpflichtiges Abo abschließen – sehen Datenschützer*innen als unzulässig, da echte Wahlfreiheit fehle.
Damit wird die Werbeeinführung bei WhatsApp zum Symbol für einen größeren Konflikt: auf der einen Seite das wirtschaftliche Interesse von Plattformen, ihre Reichweite zu monetarisieren, auf der anderen Seite der Anspruch der Nutzer*innen auf Datenschutz und Kontrolle über ihre persönlichen Daten. Ob Meta diesen Spagat erfolgreich meistert, wird nicht nur von der Nutzerakzeptanz, sondern auch von weiteren rechtlichen Entscheidungen in der EU abhängen. Klar ist: Die Zeiten, in denen WhatsApp völlig werbefrei war, gehören bald der Vergangenheit an.
Meta setzt auf vollautomatisierte KI-Werbung bis 2026
Neben der Erschließung neuer Werbeplätze treibt Meta den Einsatz von KI im Werbegeschäft weiter voran. Bis Ende 2026 sollen Werbekampagnen auf Facebook und Instagram vollständig KI-gesteuert ablaufen. Unternehmen müssten dann nur noch ein Produktbild, ein Ziel und ein Budget eingeben – die KI übernimmt den Rest: von der Erstellung von Texten, Bildern und Videos bis zur Zielgruppenansprache und Budgetoptimierung.
Schon jetzt testet Meta KI-gestützte Tools zur automatisierten Anzeigenanpassung. Der neue Ansatz soll vor allem kleinen Unternehmen helfen, ohne großes Marketingteam effektiv zu werben. Gleichzeitig markiert er einen grundlegenden Wandel in der Werbelandschaft, da insbesondere große Marken Qualitätsverluste und weniger kreative Kontrolle befürchten.
Die Reaktionen an der Börse zeigen, wie ernst die Branche die Entwicklung nimmt: Metas Aktie legte zu, während Werbeholdinggesellschaften wie WPP oder Publicis unter Druck gerieten. Meta positioniert sich damit offensiv gegenüber Konkurrenten wie Google oder TikTok, die ebenfalls an KI-Lösungen arbeiten. Ob vollautomatisierte Werbung den Markt erobert, hängt jedoch letztlich davon ab, ob sie nicht nur effizient, sondern auch wirkungsvoll und vertrauenswürdig ist.
Meta erweitert KI-Werbetools um neue Zielparameter
Passend zur vorherigen News, hat Meta seine KI-basierten Werbefunktionen um zusätzliche Zielparameter erweitert, mit denen Unternehmen ihre Kampagnen noch stärker auf konkrete Geschäftsergebnisse ausrichten können. Im Fokus steht dabei nicht nur die Reichweite, sondern vor allem der wirtschaftliche Wert einzelner Nutzeraktionen. Werbetreibende haben jetzt die Möglichkeit, gezielter auf Umsatz, Marge oder andere KPIs hinzuarbeiten. Zu den wichtigsten Neuerungen zählen:
- Value Optimization: Kampagnen können auf den Return on Ad Spend (ROAS) hin optimiert werden. Unternehmen legen dabei fest, welche Ergebnisse für sie am wertvollsten sind – etwa Käufe mit hohem Warenkorbwert oder hoher Marge.
- Profit-Daten via Conversions API: Über Metas Conversions API lassen sich nun Produktdaten mit Margeninformationen einspielen. Die KI bevorzugt dann automatisch jene Produkte, die für das Unternehmen am profitabelsten sind.
- Alternative Zielhandlungen: Neben klassischen Käufen können auch andere Handlungen als Kampagnenziele genutzt werden – etwa Newsletter-Anmeldungen, App-Installationen oder Erstkäufe.
- Attributionsmodelle für inkrementellen Wert: Meta integriert neue Modelle, um besser zu verstehen, welche Conversions tatsächlich durch die Anzeige ausgelöst wurden. Erste Tests zeigen eine durchschnittliche Steigerung des ROAS um 12 %.
- Value Rules: Werbetreibende können bestimmten Zielgruppen einen höheren Wert zuweisen – zum Beispiel wiederkehrenden Käufer*innen oder bestimmten Altersgruppen. Meta passt Gebote dann automatisch so an, dass diese Gruppen bevorzugt angesprochen werden.
TikTok
Trump verlängert TikTok-Verkaufsfrist in den USA erneut
Bereits in vergangenen Ausgaben haben wir über die unsichere Zukunft von TikTok in den USA berichtet. Nun gibt es erneut eine Verlängerung der Frist für den Verkauf von TikToks US-Geschäft. Präsident Donald Trump hat am 19. Juni 2025 eine dritte, 90-tägige Aussetzung der Durchsetzung des Gesetzes „Protecting Americans from Foreign Adversary Controlled Applications Act“ (PAFACA) unterzeichnet. Die neue Frist läuft nun bis zum 17. September 2025. Damit erhält ByteDance, der chinesische Mutterkonzern von TikTok, weitere Zeit, einen Käufer für die US-Geschäftsanteile zu finden und so ein mögliches Verbot in den USA abzuwenden.
Trump betonte, dass TikTok mit über 170 Millionen Nutzer*innen und 7,5 Millionen Unternehmen in den USA weiterhin eine wichtige Rolle spiele. Die Regierung wolle sicherstellen, dass eine sichere Lösung gefunden wird, die sowohl die nationale Sicherheit gewährleistet als auch den Zugang zu TikTok ermöglicht.
Diese erneute Verlängerung stößt jedoch auf Kritik. Einige Senator*innen werfen Trump vor, gesetzliche Vorgaben zu umgehen und so rechtliche Unsicherheiten für TikTok und potenzielle Käufer*innen zu schaffen. Die wiederholten Verschiebungen lassen die Situation eher wie einen politischen „Groundhog Day“ erscheinen, statt einer klaren Entscheidung.
TikTok präsentiert neue Werbe- und Zielgruppenforschungs-Tools auf dem TikTok World Event 2025
TikTok hat auf seinem jährlichen TikTok World Event 2025 neue Werbe- und Zielgruppenforschungs-Tools vorgestellt. Damit soll TikTok weiter als leistungsstarkes Marketinginstrument etabliert werden. Besonders hervorzuheben sind:
- TikTok Market Scope: Ein Analyse-Tool, das Echtzeit-Einblicke in das Nutzerverhalten entlang des gesamten Marketing-Funnels bietet. Werbetreibende können besser nachvollziehen, an welchem Punkt der Entscheidungsfindung sich ihre Zielgruppe befindet – von der Markenbekanntheit bis hin zur Conversion. Aktuell wird das Tool in Asien getestet. Es soll bald auf die EU ausgeweitet werden.
- Insight Spotlight: Ein KI-gestütztes Tool, das Trends und Nutzerverhalten analysiert und personalisierte Content-Empfehlungen gibt. Dadurch können Marken ihre Inhalte besser auf die Interessen der Zielgruppe abstimmen und so die Sichtbarkeit ihrer Kampagnen erhöhen.
- Content Suite: Ein Werkzeug zur einfachen Integration von nutzergenerierten Inhalten in Werbekampagnen. Die Content Suite zentralisiert die Auswahl und Genehmigung von Videos, damit Marken authentische Inhalte nutzen können, um ihre Zielgruppen effektiv anzusprechen.
- Suchanzeigen im Ads Manager: TikTok ergänzt den Ads Manager um ein KI-gestütztes Search Center, das bei der Planung und Durchführung von Suchanzeigen unterstützt. Das Tool bietet Keyword-Vorschläge, kreative Vorschauen und Management-Funktionen, um Suchverhalten besser in Kampagnen zu integrieren.
TikTok setzt auf Nachhaltigkeit: Partnerschaft mit Scope3 zur Messung von CO₂-Emissionen bei Werbekampagnen
TikTok will das Thema Nachhaltigkeit fördern und hat eine Kooperation mit Scope3 gestartet, um die CO₂-Emissionen digitaler Werbekampagnen messbar und transparenter zu machen. Mit dieser Partnerschaft können Werbetreibende die Umweltauswirkungen ihrer TikTok-Kampagnen entlang der gesamten Werbelieferkette erfassen und gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen ergreifen.
Durch die Integration von Scope3 in die Werbeplattform bietet TikTok nun die Möglichkeit, die CO₂-Emissionen pro tausend Impressionen (gCO₂e/1.000 Impressions) zu berechnen. So können Marken die ökologische Bilanz ihrer Kampagnen bewerten und gegebenenfalls optimieren, indem ineffiziente Prozesse in der Werbelieferkette identifiziert und vermieden werden.
TikTok verfolgt das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Neben der Reduktion der eigenen Emissionen will die Plattform auch Werbetreibenden Werkzeuge an die Hand geben, um deren Scope-3-Emissionen nachhaltig zu senken. Diese Initiative steht im Einklang mit globalen Nachhaltigkeitszielen und soll die gesamte Werbebranche zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Umweltressourcen motivieren.
Erweiterung der KI-gestützten Videogenerierung
Des Weiteren hat auch TikTok sein KI-gestütztes Werbeangebot erweitert: Sie zielen darauf ab, die Kreativität zu fördern und gleichzeitig den Aufwand für die Content-Produktion zu minimieren. Zu den neuen Funktionen gehören unter anderem:
- Symphony Creative Studio: Ein umfassendes Tool, das Funktionen wie Text-zu-Video-Konvertierung und Übersetzungsoptionen bietet.
- Virtuelle Avatare, um Produkte vorzuführen, Kleidung zu präsentieren oder Apps zu demonstrieren. Diese Avatare sollen agieren ähnlich wie menschliche Influencer*innen agieren.
- AI Alive: Ein Tool, das es Nutzer*innen ermöglicht, statische Bilder in kurze Videos zu verwandeln. Durch die Eingabe eines Text-Prompts werden Bewegung und Effekte hinzugefügt, um das Bild lebendig wirken zu lassen.
Wie B2B-Unternehmen von Influencer Marketing profitieren können
Im B2B-Marketing zählen nicht schnelle Reichweite oder Aufmerksamkeit, sondern vor allem langfristiges Vertrauen und fachliche Glaubwürdigkeit. Genau hier setzt LinkedIn an: Mit einem neuen Leitfaden zeigt die Plattform, wie Unternehmen gezielt und erfolgreich mit B2B-Creator*innen zusammenarbeiten können.
Laut LinkedIn konsumieren 59 % der B2B-Käufer*innen Creator-Content auf der Plattform im Rahmen ihrer Kaufentscheidung. 82 % geben an, dass solche Inhalte ihre Meinung beeinflussen – insbesondere, wenn sie von glaubwürdigen Expert*innen stammen. Creator-Content wird damit zur digitalen Form des Empfehlungsmarketings.
Der Leitfaden liefert praxisnahe Tipps, etwa zur Auswahl der passenden Creator, zur Gestaltung langfristiger Partnerschaften oder zum Einsatz spezieller Formate wie „Thought Leader Ads“, die Expertise und Reichweite verbinden. Auch konkrete Strategien zur Erfolgsmessung und für eine transparente Kommunikation sind enthalten.
LinkedIn positioniert sich damit klar als führende Plattform für B2B-Influencer-Marketing und bietet Marken hilfreiche Werkzeuge, um ihren Content authentisch, effektiv und zielgruppennah zu gestalten. Für Unternehmen im B2B-Bereich ist das ein weiterer Impuls, Influencer-Strategien als festen Bestandteil der Marketingplanung zu etablieren.
Neue Werbeformate für mehr Sichtbarkeit im B2B-Bereich
LinkedIn hat neue Video-Werbeformate vorgestellt, die darauf abzielen, im B2B-Bereich gezielter Aufmerksamkeit zu erzeugen und Marken sichtbarer zu machen. Kernstücke sind First-Impression-Ads und die Erweiterung der Connected-TV-Optionen (CTV):
- First-Impression-Ads platzieren vertikale, vollformatige Videos an erster Stelle im Feed – garantiert und exklusiv. So wird die Videobotschaft zur „ersten visuellen Begegnung“ im Nutzer-Session-Verlauf.
- Reserved Ads übernehmen diese Top-Platzierung über mehrere Tage hinweg, etwa für Thought-Leader-Kampagnen oder Sponsored Content.
- CTV-Ads erreichen Nutzer*innen jetzt auch auf Streaming-Geräten wie Roku, Paramount oder Samsung TVs – unterstützt von Partnerschaften mit Innovid und Sprinklr sowie Adobe Express, um Kampagnen cross-device zu skalieren.
Der Ausbau kommt zur rechten Zeit: Laut LinkedIn ist die Nutzungsdauer von Videos auf der Plattform zuletzt um 36 % gestiegen. Zudem zeigen interne Daten, dass In-Stream-Videowerbung doppelt so hohe Completion-Raten erzielt wie andere Formate.
Für B2B-Marken eröffnen sich damit neue Möglichkeiten – von aufmerksamkeitsstarken Eröffnungsplatzierungen im Feed über längere Sichtbarkeit bis hin zur Präsenz im Wohnzimmer der Zielgruppe. Entscheidend bleibt, wie relevant, klar und kreativ Unternehmen die neuen Formate einsetzen. Denn Sichtbarkeit allein reicht nicht – es braucht überzeugende Inhalte, um im Gedächtnis zu bleiben.
Pinterest kooperiert mit Instacart: Neue Impulse für datenbasiertes Shopping und Werbung
Pinterest baut seine Rolle als Shopping-Plattform weiter aus und verkündet eine neue Partnerschaft mit dem Online-Lieferdienst Instacart. Ziel ist es, Einzelhändler*innen künftig noch bessere Einblicke in das tatsächliche Einkaufsverhalten ihrer Zielgruppen zu ermöglichen und gleichzeitig neue, nahtlose Shopping-Erlebnisse innerhalb der Plattform zu schaffen.
Durch die Zusammenarbeit erhalten Marken Zugang zu Instacarts Einkaufsdaten – also Informationen darüber, welche Produkte Pinterest-Nutzer*innen nach dem Entdecken tatsächlich kaufen. Diese Verknüpfung von Inspirationsmomenten mit realen Kaufabschlüssen soll Werbetreibenden helfen, ihre Kampagnen gezielter auszusteuern und besser zu bewerten, welche Inhalte wirklichen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben.
Auch für Konsument*innen wird die Plattform dadurch komfortabler: Produkte, die auf Pinterest entdeckt werden, können über Instacart direkt bestellt und nach Hause geliefert werden. Ergänzt wird das durch neue Shopping-Werbeformate, wie interaktive Videoanzeigen mit Preisinformationen und Sonderangeboten, die das Entdecken und Kaufen noch stärker verzahnen.